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Die Erkenntnis ernüchterte mich. Ich stand wie vor den Kopf gestoßen da und habe fast das Tablett fallen lassen. Den ganze Morgen lief alles unglaublich harmonisch ab. Ich war mehr als zufrieden und optimistisch, Kinn helfen zu können und mit Vegas gemeinsam ein Frühstück für die beiden zu kreieren fühlte sich wie in den Liebesfilmen an, wenn Paare gemeinsam den Kochlöffel hielten und sich zwischendurch unschuldige Küsse gaben. Genau so sollte der Morgen bei einem Wochenendausflug starten.

Doch dann sah ich die Kondom Packung und wurde zurück in meine Vergangenheit geschleudert. Ich wusste genau was es bedeutete, wenn der Partner Kondome mit sich herumtrug, obwohl er sie mit mir nicht nutzte. Vegas und ich haben vor langer Zeit entschieden, dass wir sie beide nicht wollten. Wir waren sogar vor zwei Monaten noch gemeinsam beim Arzt und haben uns versichert, dass von keinem eine Gefahr ausging. Wieso hatte er plötzlich diese Packung hier? Wollte er an diesem Wochenende mit jemand anderem Spaß haben? Oder ging es sogar schon länger und ich war einfach zu naiv und zu arrogant um die Zeichen zu sehen?

Diese Fragen drangen ohne Vorwarnung in meinen Kopf und den nächsten Atemzug dachte ich daran, dass Vegas die letzte Woche länger als sonst unterwegs war. Es passierte wieder! Ich ließ mich voll und ganz auf meinen Partner ein, schenkte ihm all mein Vertrauen und meine Liebe, nur um im schlechtesten Zeitpunkt wieder verletzt zu werden.

All diese Gedanken schossen die nächsten zwei Atemzüge durch mein Gehirn und als das Tablett aus meinen Händen glitt, fing Vegas es auf und stellte es auf die Arbeitsplatte neben uns. Gleichzeitig hörte ich Macau fröhlich reden, der nur noch wenige Schritte von der Küche entfernt sein musste. Mein erster Instinkt war Flucht. Er sollte mich so nicht sehen! Doch sobald ich die Küche verlassen wollte, hatte Vegas schon mein Gesicht in seinen Händen und lehnte seine Stirn an meine. -Sch, alles ist gut!- Dann sagte er lauter und strenger. -Macau, geht zum Wagen, jetzt!-
Obwohl in meinen Ohren das Blut rauschte drang seine Stimme zu mir durch. Ich spürte seine Hände auf meiner Haut und sah tief in die mir mittlerweile nur allzu vertrauten Paar Augen. Macaus Schritte wurden leiser.
-Babe, atme. Das waren nicht meine. Die lagen im Nachttisch und ich wollte sie Kinn geben. Wofür sollte ich Kondome kaufen? Ich bin hier, bei dir und will auch nirgendwo anders sein.- Er nahm meine Hand und legte sie an seine Wange.

Jedes Wort ergab Sinn. Kinn hatte das Haus vor unserer Ankunft mit Lebensmitteln befüllen lassen. Und so wie ich ihn kenne hatte er natürlich auch an Verhütungsmittel und Alkohol gedacht. Selbst das Gleitgel war eine andere Marke, als die die wir nutzten. Und es ging um Vegas. Er war auf keine Weise wie Time! Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Vegas war hier, bei mir. Ich konnte ihn spüren und riechen. Nickend lehnte ich mich an seine Brust und inhalierte sein Parfüm. -Alles gut bei uns?- fragte er leise und streichelte über meinen Kopf. Ich atmete erneut tief durch, nickte wieder an seiner Brust und streckte mich um mir einen Kuss abzuholen. -Danke. Es tut mir leid, mein Kopf ist mit mir durch gegangen.-
-Ich verstehe dich. Am liebsten würde ich Time für das, was er dir alles angetan hat zur Rechenschaft ziehen. Aber ich weiß, dass ich dich damit verletzten würde. Außerdem bekommen wir das hin. Ich werde dir beweisen, dass du mir vertrauen kannst, so lange du es brauchst. Und irgendwann wird das kein Thema mehr bei uns sein. Ok?-
Er zog mich fest an sich und hielt mich.
-Ich werde auch daran arbeiten. Danke. Du bist toll.-

Nachdem Vegas das Tablett vor die Zimmertür gestellt und ich Kinn eine SMS geschickt hatte stiegen wir zu Macau und Porchay ins Auto. Nop, Tip und Arm fuhren hinter uns. Wir brunchten in einem Café und nahmen danach an einer Führung durch die Stadt teil. Es war sehr interessant und unser Stadtführer hatte einige interessante Ecken, die mich sehr inspirierten. Wir machten viele Fotos und vor allem Macau schien es zu gefallen. Er war am strahlen und seine gute Laune war ansteckend. Porchey hatte auch viel Spaß, aber manchmal, sobald Vegas etwas sagte, oder Macau spielerisch schubste sah er ihn ehrfürchtig an. Ich weiß nicht wieso der Junge solche Angst vor meinem Mann hatte, aber ich würde es noch herausfinden. Am Peer angekommen entließ der Gruppenführer uns vor dem Riesenrad. Wir gingen die Buden durch und kauften jedem was zu Essen. Sogar für Porsche und Kinn haben wir eine Packung Bonbons mitgenommen. Gestärkt stellten wir uns in die Warteschlange fürs Riesenrad und debattierten darüber wer mit wem fahren sollte. -Macht was ihr wollt, aber Tay bleibt bei mir!- sagte Vegas ernst und drückte meinen Rücken an seine Brust. Mit Vegas zusammen Riesenrad fahren fühlte sich unglaublich romantisch an. Ein Blick auf die Uhr verriet mir dass Kinn mit Porsche im Restaurant sein müssten. Ich hoffte wirklich dass die beiden ihre Probleme aus der Welt schaffen können. Kinn sollte endlich glücklich in seiner Beziehung sein.
-Hast du Höhenangst?- flüsterte Vegas mir ins Ohr und drückte seine Lippen auf meine Schläfe.
-Nein, überhaupt nicht. Ich liebe sowas.- verriet ich ihm strahlend.
-Dann fahre ich mit Tip und Chay!- entschied Macau trotzig und hakte sich bei Porchay ein.

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt