Macau POV
Es war totenstill im Haus. Nicht dass es hier jemals lebhaft war oder auch nur einmal Musik lief, aber diese erdrückende Stille ließ mich in eine Schockstarre verfallen und meinen Überlebenswillen übernehmen. Niemand wagte sich auch nur zu atmen. Und in all der Stille, die von den kalten, trostlosen Wänden zurückgeworfen wurde, fraß sich dieses eine markerschütternde Geräusch durch meinen Körper, tief in meine Seele. Das aufklatschen von Vaters Gürtel auf Vegas Haut. Es ging schon ewig so und bei jedem weiteren Mal zuckte ich ungewollt zusammen und fühlte mich noch hilfloser, als ohnehin schon.
Nop saß bei mir und hatte seine Hand tröstend auf meine Schulter gelegt, da mich meine Schuldgefühle übermannten. Vegas hatte, wie immer Vaters Wut auf sich gezogen. Eigentlich sollte ich dort sein und nicht er, aber ich hatte fürchterliche Angst und tief in mir drin war ich meinem Bruder unheimlich dankbar, dass er seinen Kopf für mich hin hielt.
Als ich heute nach der Schule nach Hause kam, hatte ich den kleinen Fleck auf meinem rechten Schuh nicht gesehen. Vater schon. Er wollte gerade los, aber sobald er ihn bemerkt hatte, explodierte er und schrie mich an, wie schäbig ich wäre und wie peinlich es ihm sei, dass die Leute auf der Straße wussten, dass ich sein Sohn war. Die Angst lähmte mich und obwohl ich mich immer wieder entschuldigte und um Verzeihung bat, zitierte er mich in sein Büro. Was so viel hieß wie er wollte mich bestrafen.
Obwohl Furcht durch meinem gesamten Körper lief, folgte ich ihm still schweigend, denn jeder Protest hätte seine Strafe weiter ausarten lassen. Ich verstand nicht, wie das passieren konnte. Sonst war ich meisterhaft darin seine Regeln zu befolgen und ihm nicht über den Weg zu laufen, aber genau heute war ich unachtsam.
Je näher ich seinem Büro kam, desto beklemmender wurde meine Angst und mein Herz raste. -Habe ich dich so schlecht erzogen?!- schrie er mich an, sobald die Tür zu war. Seine Stimme jagte wie ein Maschinengewehr durch meinen Kopf. -Nein, es tut mir leid.-
-Mir tut es auch leid! Nicht mal die einfachsten Dinge bekommst du hin! Du Schwachkopf! Stell dir vor jemand wichtiges sieht dich so! Willst du dass die Menschen deinet wegen den Respekt vor mir verlieren?!- während er herumbrüllte, legte er seinen Gürtel, einen Schlagring und einen Geigenbogen ordentlich nebeneinander auf seinen massiven Schreibtisch. Panik stieg in mir auf. Vegas wurde schon unzählige Male von Vater halb tot geprügelt und ich wusste sofort, dass er mir nicht nur seine stolze Sammlung präsentieren wollte. Mein ganzer Körper zitterte und ich fragte mich, jetzt gerade mehr als sonst, wieso wir bei diesem furchtbaren Mann leben mussten? Was hatte ich in meinem früheren Leben verbrochen, um so zu enden?-Anscheinend reichen meine Worte nicht mehr! Es wird Zeit, dass du lernst, dass deine schlampige Unachtsamkeit Konsequenzen hat!- mit den Worten nahm er seinen Gürtel und sah mich mit hasserfüllten Augen an. Die Angst pulsierte in meinem Kopf und mein ganzer Körper versteifte sich. Doch bevor etwas schlimmes passieren konnte, kam Vegas ins Zimmer.
-Vater! Ich habe Onkel Korn den fehlerhaften Ordner gemailt.-Hinter Vegas stand Nop und sah mich mitfühlend an.
-Was hast du?! Haben jetzt alle in diesem Haus den Verstand verloren?
Wieso wurde ich nur mit solch dummen und unfähigen Kindern bestraft! Ihr seid wertlos! Ich habe für ein Dach über euren Köpfen gesorgt und euch groß gezogen und als Dank bekomme ich Aufmüpfigkeit und Rebellionen!- schrie Vater nun Vegas an.Mir war klar, dass er diesen Fehler extra gemacht hatte, um von mir abzulenken. Mein Bruder war gewissenhaft und unfehlbar. Das tat er nur für mich und ich war ihm dafür dankbar. Er war so viel stärker und mutiger als ich und hatte es bisher immer geschafft, dass ich Vaters Launen entkam.
Doch als Vater ihm die erste Ohrfeige gab und mein Bruder, der sonst niemanden auch nur einen Zentimeter zu nah an sich ran ließ, weder zurück zuckte, noch eine Abwehrhaltung zeigte, brach etwas in mir. Wenn ich nicht wäre, dann könnte er sich wehren und Vater die Stirn bieten, aber wegen meiner Feigheit musste er all das über sich ergehen lassen.
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Seit dem du da bist
RomanceEine Geschichte über Tay und Vegas. Seid offen, ich war es auch