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Ich hielt ihn. Vegas war auf meiner Brust eingeschlafen, mit seinen Armen um mich gewickelt. Ich streichelte ihm seit fast zwei Stunden liebevoll seinen Rücken. Seine Haut fühlte sich unglaublich gut unter meinen Fingern an. In etwas mehr, als einer halben Stunde musste er wieder los, aber so lange wollte ich ihn schlafen lassen. Er war erschöpft.

Nachdem er einen extrem heftigen Orgasmus hatte und danach wieder bei Verstand war, legte er mich aufs Bett, nahm meinen Steifen in den Mund und ließ auch mich kommen. Im Anschluss lagen wir eng umschlungen und redeten. Ich zeigte ihm die Bilder von Macau und schickte seinem Bruder auch eins von uns. Vegas erzählte mir, dass er sich aus dem Hotelfenster geschlichen hatte, nachdem der Typ, den er mitgenommen hatte, seinen Rausch ausschlief. Dank der Erfahrung wusste er, dass sie vor sieben morgens nicht wieder aufwachten und nutzte so seine Chance. -Du weißt schon, dass dieses Szenario in jeder anderen Situation bedeutet, dass ich weg bin oder?- fragte ich ihn. Die Vorstellung von willingen gutaussehenden Typen in seinem Bett war schwer zu ertragen, obwohl er sie zurückließ um bei mir zu sein. -Ich werde mit keinen von ihnen etwas anfangen. Um ehrlich zu sein, war jeder von ihnen abgrundtief abstoßend. Du bist der Einzige, seit ich dich das erste Mal küssen durfte. Fuck du hast mich gegen meinen Willen kommen lassen, so sehr will ich dich. Und zwar nur dich.- Ich küsste ihn besitzergreifend. -Und das sollte auch besser so bleiben.-

Wir redeten über Morgen, dass er Abends,  nach seinem Treffen mit einem Waffenlieferanten vorbeikommen würde. Sein Kopf auf meiner Brust wurde immer schwerer und nach kurzer Zeit hörte ich ihn gleichmäßig Atmen.

Ich musste mir einen Plan überlegen. Dieser ganze Spuk musste ein Ende finden. Ich war kurz davor seinen Vater einfach anzuzeigen. Er hatte genug Verbrechen für drei Leben begangen, aber mein Anwaltswissen hielt mich davon ab. Er würde sich frei kaufen oder einfach Vegas für alles verantwortlich machen. Nein. Legal würden wir diesen emotional-magersüchtigen Tyrannen nicht los. Vielleicht sollte ich Kinn um Hilfe bitten. Allerdings war Vegas viel zu stolz, als dass er seine Unterstützung annehmen würde. Ich drehte mich im Kreis. Ich war nicht involviert genug, um etwas ausrichten zu können. Am Ende war die Entführungsidee doch meine beste Wahl.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir nur noch knapp fünfzehn Minuten hatten. Vorsichtig streichelte ich sein Gesicht und massierte seinen Nacken. Vegas Gesichtszüge verhärteten sich wieder und er schraubte seine Arme mehr um mich. -Hast du nicht geschlafen?- fragte er mit seiner heißen rauen Stimme. -Nein, ich wollte die Zeit mit dir voll auskosten und ich hatte Angst, dass wir beide verschlafen würden.- Er küsste mich und drehte sich um, sodass ich auf ihm lag. -Verzeih mir. Zeit ist das, was wir gerade nicht haben.- sagte er traurig. -Du bist bei mir, mehr will ich nicht.- versprach ich ihm und streckte mich für einen langen, warmen, letzten Kuss. Danach stand er auf und zog sich an.  Sein Wecker am Handy klingelte gerade als er sich zu mir setzte und mich in den Arm nahm. -Ist alles ok bei uns?- fragte er mich. Ich legte mein Kinn auf seiner Schulter ab und nickte. Es war alles in Ordnung. Zumindest so, wie es in solch einer Situation hätte sein können.

Nachdem ich den Schlaf nachgeholt hatte, ging ich duschen und telefonierte mit Macau. Er erzählte mir von seinem Tag und wie wohl er sich mit meinen Eltern fühlte. Ich war zufrieden, wenigstens ihn in Sicherheit zu wissen. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag und legten auf. Die Tage hier, vergingen wie in einem langen Traum. Ich war immer im selben Zimmer und schlief, oder wartete auf Vegas. Lange hielt ich es so nicht mehr aus, die Decke fiel mir langsam auf den Kopf. Ich fasste an mein Armband und wünschte mir, Vegas würde bald hier sein. Nachdem ich alles aufgeräumt und gelüftet hatte, klopfte es an der Tür. Aufgeregt lief ich dort hin und öffnete sie.

Mit Schrecken musste ich feststellen, dass es nicht Vegas, sondern sein Vater war. Er stand mit zwei weiteren Männern in der Tür und sah mich aus kalten Augen an. Meine Gedanken liefen kreuz und quer. Wie hatte er herausgefunden, dass ich hier war? Was war mit Vegas? Konnte ich versuchen, die Tür einfach zu schließen? Als ich mich unauffällig umsah, bemerken ich seinen Fuß, der wie ein Keil im Türrahmen stand. Also war das keine Option mehr. -Ken, Hallo. Endlich lernen wir uns kennen.- sagte ich und ließ ihn herein. Wortlos kam er mitten ins Zimmer und baute sich vor mir auf. Die Männer blieben hinter mir und versperrten die Tür. -Setz dich doch. Wir müssen uns unterhalten.- sagte er. Seine Stimme war sehr kalt und bedrohlich. Er war nicht gekommen um zu reden, das wusste ich, aber er ließ mir keine andere Wahl, als seinem Wunsch nachzukommen. Ich setzte mich auf einen der Stühle und rief mir alles in meinen Kopf, was ich aus der Zeit, als Anwalt gelernt hatte. Zeige deinem Gegenüber niemals Zweifel oder Unbehagen. Sieh ihm in die Augen und versuch alles abzuspeichern, was dir hilfreich sein könnte. -Was verschafft mir die Ehre?- fragte ich.

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt