Vegas Pov:
Mir war nie klar, wie lang ein einzelner Tag sein konnte. Geschweige denn vier. Seit dem ich wieder bei Bewusstsein war, waren vier unglaublich lange Tage und Nächte vergangen, in denen ich die meiste Zeit an Tays Bett gesessen und seine Hand gehalten hatte. Man sollte meinen, dass man nach so eine Erlebnis seine Ruhe wiederfinden würde, allerdings war dem nicht so. Tiefe aufrichtige Reue zerfraß jeden meiner Gedanken und immer öfters tauchte die Frage auf, wieso es ihn getroffen hatte und nicht mich. "Ein Monster wie dich verletzt man, indem man den findet, für den du sterben würdest." Das hatte der Bastard gesagt und es stimmte. Tay war eine Zielscheibe und ich werde Vorkehrungen treffen müssen, die ihn davor schützten. Aber zuerst musste er aufwachen und wieder gesund werden.
Zwischendurch kamen seine Eltern, Macau, Kinn und Porsche, Nop, Eric und sogar Arm vorbei. Alle brachten Blumen, Genesungskarten und Essen vorbei. Und tatsächlich konnte ich mich mit allen unterhalten. Macau entschuldigte sich, dass er aus dem Hotelzimmer kam, bevor ich ihm bescheid gegeben hatte und erzählte mir unter Tränen, wie groß seine Angst um Tay und mich war. Bei Pran und Koj entschuldigte ich mich noch zwei weitere Male, doch als Koj mir androhte mich als ersten Menschen zu schlagen, gab ich um ihretwillen auf. Sie sollte nicht noch ihr Herz mit meinen Fehlern belasten müssen. Trotzdem konnte ich nicht nachvollziehen, wie sie mir einfach vergeben und mich weiterhin akzeptieren konnten.
Mit Arm hatte ich tatsächlich nicht gerechnet, allerdings wäre ich, sobald es Tay besser gegangen wäre zu ihm gefahren. Ich glaube an Rache und an Schuldbegleichung und ihm schuldete ich zwei Leben. Also bot ich ihm alles an, was er sich vorstellen konnte. Jedoch war sein einziger Wunsch, von mir wie ein Freund gegrüßt zu werden, wenn sich unsere Wege kreuzten. Mir waren meine Werte und mein Prinzipien enorm wichtig und wenn das sein Wunsch war, würde ich ihn respektieren. -Natürlich. Und wenn du dich jemals dazu entscheidest, für mich zu arbeiten, würde ich dich mit sofortiger Wirkung einstellen.- eröffnete ich ihm seine Möglichkeiten. Wirklich gute Männer zu finden war schwer und ein ausgesprochenes Angebot schadete niemanden.
Nop wieder zu sehen rief mein Fehlverhalten ihm gegenüber wieder hervor. Wir hatten eine lange Geschichte mit einander und ich hatte die Grenze überschritten. Er hatte als Straßenjunge mit zwölf bei meinem Vater nach einem Job gefragt. Vater sah in ihm einen Soldaten, den er nach seinen Wünschen formen konnte, weshalb er ihn aufnahm und ihn unter schrecklichen Bedingungen das Leben als Mafia-Leibwächter näher brachte. Aber er hielt durch und als er 16 wurde, war er unfehlbar. Für mich war er wie ein Krieger, den nichts erschüttern konnte. Ich sah in ihm mein Vorbild und strebte zur selben Perfektion wie er. Wir fingen an gemeinsam zu kämpfen und er brachte mir alles bei, was er wusste. Obwohl er 6 Jahre älter war als ich, verstanden wir uns super und in gewisser Weise war er ein Freund. Dann fing Vater an, mir Aufgaben zu geben, die gegen alles sprachen, was Nop mir beigebracht hatte. Ich sollte Leute entführen, sie Foltern, ihre Familien bedrohen und sie umbringen. Es zerriss mich und als ich eines Abends Nop davon berichtet hatte, bot er mir an die Aufgaben für mich zu übernehmen. Aber wie sollte ich meinen Freund diese Qualen durchleben lassen?
Kurz vor dem ersten Auftrag entschied ich meine Seele zu verkaufen, anstatt ihn damit zu belasten. Seit diesem Tag ließ ich ihn nichts der gleichen tun. Trotzdem begleitete er mich bei allem und hielt mir immer den Rücken frei. Das war unsere stille Abmachung. Er hatte einem Jungen geholfen stark zu werden und ich hatte ihm dafür sein Gewissen erhalten. Ein Leben für ein Leben. Seit über 20 Jahren respektierten wir uns gegenseitig, doch dann hielt ich ihm eine Waffe an den Kopf und machte alles zu Nichte. Diese Affekttat war mit nichts wieder gut zu machen. Aus diesem Grund gab ich ihm das Einzige, was ich tun konnte.
-Ich habe sehr viele Fehler gemacht, aber dich zu bedrohen bereue ich mit am Meisten. Ich werde dich nicht bitten zu bleiben. Dieses Recht gehört mir nicht mehr. Lass dich nieder. Such dir ein Haus und eine Familie und lebe in frieden. Ich lasse dich gehen. Danke, für all die Jahre.- Ein Leben, ganz ohne Blut, Schmerz und Einsamkeit. Das war wonach wir alle suchten und er hatte es verdient. Selbst wenn es bedeuten würde, meine emotionale Stütze und meinen Mentor zu verlieren.
-Sir, ich fühle mich geehrt und ich weiß dieses Angebot wirklich zu schätzen, aber ich habe mich vor sehr langer Zeit entschieden an ihrer Seite zu stehen und habe bisher auch nie an etwas anderes gedacht. Ich würde lieber weiterhin für und mit ihnen arbeiten, das ist mehr Familie für mich, als ich mir jemals vorstellen könnte.- Gerührt nickte ich. Er kam um Geld zu verdienen und blieb um mich auf den richtigen Weg zu führen. Dankbar und zufrieden willigte ich ein.
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Seit dem du da bist
RomantizmEine Geschichte über Tay und Vegas. Seid offen, ich war es auch