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Bei Kinn zu Hause war es wuselig. Alle tuschelten mit einander und stellten Vermutungen an, wieso Big wie ein Verräter behandelt wurde. Ich hörte zwischendurch von einigen, dass Vegas durch mich einen Freifahrtsschein bekommen hatte und es jeden hätte treffen können. Andere nannten mich ein Kuckuckskind und dass ich erst über Kinn versucht hatte an Einfluss zu kommen und es dann mit Vegas geschafft hatte. Ich fühlte mich von Minute zu Minute unwohler in diesem Haus. Irgendwann bekam Vegas es auch mit und brachte sie mit einem Blick zum Schweigen. Kurz darauf kam Kinn, mit einem Verbandskasten und warf alle anderen raus. Ich nahm ihm den Kasten ab, setzte mich gegenüber von Vegas und öffnete den Knopf an seinem Ärmel.
-So, jetzt von vorne. Was soll passiert sein?- fragte er als Porsche mit Gläsern und einer Wasserkaraffe dazu kam und sich auch an den Tisch setzte.

Ich schob Vegas Ärmel vorsichtig hoch und sah mir den Schaden an, den ich angerichtet hatte. Mein schlechtes Gewissen ließ mich kaum atmen. Es war alles voller Blut, weshalb ich damit anfing den Arm zu säubern. Währenddessen erzählte Vegas, was nach meinem Geburtstag passiert war.
-...Ich habe das Handy einem Freund gegeben, der es entsperren und gelöschte Nachrichten wieder herstellen sollte. Ich wusste, dass Tay von jemand bekannten verraten wurde und habe es deshalb einem unbeteiligten gegeben. Eben auf der Feier hatte er mir die Auswertungen geschickt, mit alten Nachrichten. Darunter befand sich auch 6 Sprachnachrichten. Da habe ich seine Stimme erkannt. Ich bin ausgetickt, das gebe ich zu aber diesen Verrat konnte ich nicht hinnehmen.- Vegas war die Ruhe selbst. Mit seinen letzten Worten sah er mich an und legte mir seine gesunde Hand auf mein Knie.

Der Schnitt war nicht groß und auch nicht so tief wie ich angenommen hatte. Mit einem speziellen Kleber hatte ich seine Haut verschlossen und war gerade fertig, mit dem Verband. -Kann ich die Nachrichten hören?- fragte Porsche. Er wirkte nach Vegas Geschichte sehr wütend. Kinn sah hingegen traurig aus.
-klar.- sagte Vegas, holte sein Handy raus und warf es quer über den Tisch. Porsche tippte den Bildschirm an und wir lauschten alle der Nachricht. "Sir, ihr Sohn. Ich habe heute erfahren, dass er sich auf Tay eingelassen hat. Er ist Kinns bester Freund."

Ungläubich sah ich das Handy an. -Von wann war das?- fragte ich.
-Von dem Tag, an dem Kinn von uns erfahren hat.- Antwortete Vegas.
Kinn bekam rote Ohren und sah peinlich berührt weg. -Ich habe es ihm auch noch auf die Nase gebunden...- sagte er kleinlaut.
-Das konntest du doch garnicht wissen.- versuchte ich ihm das schlechte Gewissen zu nehmen. Ich hatte ihm verziehen. Kinn war besorgt um mich, aber jetzt, da er es verstanden hatte, akzeptierte er uns.

"Vegas ist mit Tay in der Stadt. Es sieht so aus, als hätten sie eine Art Date."
"Sie sind alle bei Tay zu Hause. Kinn und Vegas sitzen sogar gemeinsam an einem Tisch. Ich bin mir fast sicher, dass es einen Plan gibt. Passen sie auf, Kinn hat mehr Einfluss als man denkt."
"Tay akzeptiert die Trennung nicht. Er ist losgefahren und sucht wie ein verrückter nach ihrem Sohn."
"Anscheind sind noch mehr Leute gegen diese Beziehung. Ein Barbesitzer hat Tay sehr unsanft herausgeworfen. Vegas macht sich lächerlich, mit ihm an seiner Seite. Tay hat nicht mal eine angesehene Blutlienie vorzuweisen"
"Tay ist in Vietnam. Ich weiß nicht wie, aber er hat es geschafft, Vegas zu kontaktieren. Er ist schlimmer, als eine Klette."

-Ich habe auch Dokumente gefunden, die er weitergeleitet hat. Ich weiß nicht wie lange das ging, aber mein Vater war über alles im Bilde.- sagte Vegas abschließend. Kinn schüttelte fassungslos seinen Kopf und Porsche stand auf und lief im Kreis.

"...Wie ein Verrückter.... noch mehr Leute gegen die Beziehung... Vegas macht sich lächerlich... keine angesehene Blutlienie... schlimmer als eine Klette... Vegas macht sich lächerlich..  Vegas macht sich lächerlich!" All diese Wörter verpassten mir einen Faustschlag in meinem Magen. War ich zu anhänglich? Würde ich Vegas mit meiner Art vergraulen? Zweifel kamen in mir auf. Ich tat alles aus Liebe. Seit dem ich mir eingestanden hatte, ihn zu lieben, gab ich alles, was ich hatte. War es ihm zu viel? Gab es Momente, in denen ich es hätte merken sollen?

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt