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-Tay!- Nach dem zweiten Mal war ich mir sicher, dass jemand nach mir rief. Verwundert ging ich zum Tor und entdeckte Red hinter der Säule. Er hatte die selben Sachen an, mit denen ich ihn gestern gesehen hatte. Er sah unsicher auf den Boden und kratze mit seinen Nägeln über seine Nagelhaut. Er war nervös, wahrscheinlich war es ihm unangenehm nach Hilfe zu fragen. -Red, hallo. Möchtest du reinkommen?- bot ich ihm an. -Eh... Ja, gerne.- Ich öffnete ihm das Tor und bot ihm in der Küche etwas zu trinken an. Red entschied sich für Saft und freute sich auch, über Frühstück. -Es tut mir leid. Wegen gestern. Ich hoffe du nimmst es mir nicht krumm.- sagte er mit gesenktem Kopf. -Alles in Ordnung. Mach dir keine Gedanken. Wie geht es dir? Was hast du die letzten Jahre gemacht?- fragte ich ihn und schob den Teller mit Fleisch näher zu ihm, damit er wusste, dass er sich noch mehr nehmen durfte. -Ach, hier und da gearbeitet.- versuchte er mir auszuweichen. -Tay?- meldete sich Eric, der plötzlich in der Tür stand. Red sah ihn verängstigt an und versteifte sich sofort. -Morgen. Darf ich dir vorstellen? Das ist Red. Red, das ist Eric.- Machte ich beide bekannt. -Hallo. Tay, kann ich einen Moment mit dir sprechen?- bat Eric und musterte Red. -Natürlich. Red, iss ruhig weiter. Ich komme gleich wieder.- versprach ich ihm und folge Eric ins Wohnzimmer. -Wieso sitzt ein fremder Straßenjunge in diesem Haus?- 
-Er ist eins der Kinder aus dem Waisenhaus. Gestern haben Vegas und ich ihn getroffen und heute stand er vor dem Tor. Ich konnte ihn nicht wegschicken.-
-Weist du was er macht? Oder wieso er hier ist?- fragte Eric.
-Er braucht Hilfe. Er ist einsam.- verteidigte ich ihn.
-Ok. Aber ich werde ihn prüfen und heute Abend muss er hier raus.- sagte Eric ernst.
-Ich suche ihm einen Schlafplatz.- stimmte ich traurig zu.

Zurück bei Red wartete ich, bis er alles aufgegessen hatte. Danach bot ich ihm an duschen zu gehen. Während er in einem der Gästebäder verschwand, ging ich zu Macaus Zimmer. Ich öffnete leise die Tür und entdeckte Key, der mich still ansah. Auf seiner Brust war Macau friedlich am schlafen. Kurz war ich besorgt, doch als ich sah, dass beide voll bekleidet waren, versuchte ich mich zu beruhigen. Macau wusste was er tat! Vorsicht klopfte ich, um Macau zu wecken und konnte ihn dabei beobachten, wie er wach wurde, panisch von Key wegrutschte und erschrocken bemerkte, dass ich schon im Zimmer war. -Tay! Das ist nicht... Wir haben nicht...! Wir haben erst nachmittags Unterricht.- Stammelte er verschlafen. Key hingegen blieb einfach weiter liegen und beobachtete nur.
-Alles gut. Ich wollte dich nur um etwas bitten. Kannst du mir einen Satz Kleidung von dir gehen, die du nicht mehr anziehst?-
Fragte ich ihn.
-Na klar.- sagte Macau und ging sofort zu seinem Kleiderschrank. Er suchte eine Hose, ein Shirt und einen Pullover heraus. Dankend nahm ich alles entgegen und ließ die beiden wieder allein. Im Schlafzimmer holte ich noch neue Boxershorts und brachte alles ins Gästezimmer.

Gerade als ich in der Küche alles aufgeräumt hatte und Vegas einen Nachricht geschickt hatte, kam Red wieder heraus. Er setzte sich still auf einen der Stühle und sah auf seine Hände. -Danke, für die Sachen.- sagte er kleinlaut. -Gerne. Ich wasche die anderen und dann bekommst du sie wieder. Wann warst du das erste Mal hier?- fragte ich ihn. Ich konnte es nicht verstehen.
-Vor zwei einhalb Jahren. Dein Freund kam zum Tor und sagte ich sollte mich selber um einen Job bemühen und hat mich fort geschickt. Ich habe gewartet, aber als plötzlich ein anderer Mann heraus kam, dachte ich du wärst umgezogen.-

Das musste Time gewesen sein. Zu der Zeit waren wir noch zusammen und allen Anschein nach war einer seiner unzähligen Fick-Frende da. Ich konnte nicht fassen, dass er seinen Spaß vor das Leben eines Kindes gestellt hatte. -Es tut mir unendlich leid. Ich habe nie erfahren, dass du da warst. Sonst hätte ich dich gesucht.- erklärte ich mich. Red sah weiterhin starr auf seine Finger, nickte aber.

Mit meinem Laptop setzte ich mich zu ihm und schaltete ihn an. -Sieh mal. Ich habe hier einige Leute, die Arbeiter suchen. Wir können es zusammen durchgehen und wenn du was siehst, was du dir vorstellen könntest, dann komme ich mit dir dort hin.- Ich hatte schon öfters den Kindern geholfen eine Arbeit und ein zu Hause zu finden. Hierfür hatte ich mit mehreren Bauern und Fabrikleitern Kontakte geknüpft und die Bürgschaft für sie übernommen. 

Seit dem du da bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt