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Nachdenklich lag ich auf meinem Bett. Meine Jacke lag über einem Stuhl und ich trug nur noch meine Hose und mein Hemd. Meine Stiefel hingen über der Stuhllehne. Damit die auch mal wieder trocken wurden. Eines musste man Euron lassen... er hatte Geschmack was Einrichtung anging. Ein Klopfen ließ mich aufschrecken. „Ja?", rief ich und setzte mich auf. Die Tür ging auf und tatsächlich trat die Drachenkönigin ein. Schon stand ich auf und verbeugte mich. Das machten die feinen Leute doch so. Oder? „Lady Graufreud. Störe ich euch?", wollte sie höflich wissen. Sie trug wieder ihr schwarzes Gewandt mit ihrem dunkelroten Umhang. Welcher nur an ihrer rechten Schulter befestigt war. Ihre Haare hatte sie offen bis auf zwei geflochtene Haarsträhnen, welche rechts und links quasi wie eine Krone auf ihrem Kopf waren. Eine wahre Schönheit. So jemanden hatte ich noch nie gesehen. Kein Wunder. Sie war einmalig auf der Welt. „Niemals würdet Ihr mich stören. Wein?", ich ging zum Tisch und füllte zwei Kelche mit Wein. „Gerne.", lächelte sie. „Setzt Euch bitte.", bat ich und stellte ihr einen Kelch auf den Tisch. Ich zog ihr einen Stuhl zurück. „Danke.", lächelte sie und setzte sich. Ich setzte mich ihr gegenüber. Vorsichtig nahm sie den Kelch und nippte daran. Das war auch ein extremer Unterschied. Auf den Eiseninseln tranken die Weiber den Wein in einem Zug. Aber sie war eine echte Königin. Sie trank ihn mit bedachte. Ich gab mein Bestes normal zu trinken. Ich trank einen großen Schluck und setzte dann ab. „Wie war es bei Eurem Onkel?", wollte sie wissen und sah mich betroffen an. „Er war nicht sonderlich gastfreundlich.", bemerkte ich. „Den Göttern sei Dank kam Theon. Sonst hätte ich wohl einigen Schaden davon getragen.", meinte ich. „Wollte er euch schlagen?", fragte sie betroffen nach. „Er hat mich geschlagen aber das kommt eben vor. Gefickt hätte er mich wenn Theon nicht dazwischen gekommen wäre.", lächelte ich um meine Worte nicht so schlimm klingen zu lassen. Die Blonde sah mich mitleidig an und... und nahm meine Hand auf dem Tisch. Mir stockte der Atem und ich trank schnell noch etwas. „Das muss schrecklich für Euch gewesen sein!", bemerkte sie. „Ach was. Ist doch nichts passiert. Letzten Endes durfte ich ihn töten. Das war alles wert.", lächelte ich. „Er war kein normaler Mann... was war mit ihm?", wollte sie wissen. Ich seufzte. „Euron... er war der Bruder meines Vater, Balon. Er war ein... spezieller Mann... Er war Kapitän der Stille. Auf der ich gefangen war. Wisst Ihr woher der Name kam?", wollte ich wissen. Sie schüttelte den Kopf. „Euron riss jedem Matrosen die Zunge heraus! Er wollte niemanden hören. Das war... das war nachdem er auf dem Jademeer segelte.", erklärte ich. „Wieso?", fragte sie schockiert nach. „Er wurde verbannt und segelte als Freibeuter über das Jademeer. Bei einem Sturm hat er angeblich den Verstand verloren. Seine Mannschaft fesselte ihn an den Mast damit er nicht von Bord sprang. Als der Sturm sich legte und man ihn los band schnitt er ihnen die Zungen raus um Stille zu haben. Er hält sich seit dem für eine Art Gott. Seit Ihr mit unserem Gott vertraut?", wollte ich wissen. „Betet Ihr auf den Eiseninseln die alten oder die neuen Götter an? Oder den Herrn des Lichts?", wollte sie wissen. Sie kannte sich aus. „Weder noch. Wir beten den ertrunkenen Gott an.", erklärte ich. „Wir werden mit Meerwasser getauft und ein König wird im Wasser ertränkt und dann wiederbelebt. Wenn er das überlebt ist er ein würdiger König. Heute ist es aber weniger rabiat. Der König wird nur von einem Priester unter Wasser getaucht. Für eine Weile.", erklärte ich. „Ihr auch?", wollte sie wissen. „Ich auch.", lächelte ich und erinnerte mich an die süße Atemnot als das Meerwasser sich brennend seinen Weg in meine Nase bahnte. „Harte Kultur.", bemerkte sie. „Mag sein. Aber Ihr wart bei den Dothraki. Sind die nicht noch schlimmer?", wollte ich wissen. „Sie sind auf eine andere Art und Weise hart. Und letzten Endes kommt mir beides zu Gute. Die Dothraki kämpfen für mich und schlagen die Männer der Lennisters sofort in die Flucht. Und Ihr erobert für mich die Meere.", lächelte sie. „Das werde ich.", bestätigte ich und trank. Stille... „Seid Ihr extra her gekommen um mich nach meinem Wohlbefinden zu fragen?", wollte ich wissen. Sie leckte sich nervös über die Lippen. Ich wollte sie. Und sie wollte mich. Das sah ich an ihren Augen! „Tyrion wollte, dass ich mit Euch über die Schiffe spreche.", meinte sie. Ich seufzte. Der Zwerg... „Habt Ihr etwas anderes erwartet?", sie zog belustigt eine Augenbraue hoch. „Erwarten? Erhoffen trifft es eher. Aber gut. Was wollt Ihr über die Schiffe besprechen?", wollte ich wissen. „Wie viele? Wie gut in Schuss? Wie viele Männer?", wollte sie wissen. Kurz und direkt. Sie war perfekt für mich. Sie redete nicht lange um den heißen Brei herum. „Aktuell 100 Schiffe. Wenn Eurons Flotte mir folg, und das werden sie, sind es insgesamt... ich schätze 260 Schiffe. Genug um Königsmund einzunehmen und die Meere für Euch zu erobern.", erklärte ich. „Die Schiffe sind praktisch unbenutzt. Kein Schiff hat bisher einen Kampf gesehen. Bis auf Eurons Stille aber da eben nur an Deck. Schaden hat kein Schiff davon getragen. Die Männer? Es müssten... pro Schiff mindestens 60 Mann also... also stehen Euch nun mindestens 7800 Männer von Euron... naja... sagen wir lieber etwas weniger. Theon und seine Männer töteten ein paar. Unsere Männer sind... 20. Wir haben 20 Eisenmänner. Aber mit Eurons haben wir eine große Flotte. Dann stehen natürlich noch ich und Theon zu Eurer freien Verfügung.", lächelte ich. „Das ist... eine Menge.", grinste sie und sie sah versonnen auf den Wein. Wahrscheinlich stellte sich meine Königin gerade vor, wie sie die Meere von Gegner befreite. Eine wundervolle Frau. „Zu meiner freien Verfügung?", lächelte sie. „Theon im Kampf und ich zu einfach allem.", ich grinste sie zweideutig an und schaffte es tatsächlich sie rot werden zu lassen. „Ich sollte gehen.", meinte sie, stellte ihren leeren Kelch ab und stand auf. Ich stand ebenso auf. „Ich begleite Euch noch vom Schiff. Oder soll ich euch bis zur Burg begleiten? Von mir aus auch bis zu Eurem Zimmer. Oder weiter.", grinste ich. „Ich finde schon allein zurück. Aber Danke für Euer Angebot Lady Graufreud.", lächelte sie und ging raus. „Meine Königin.", sie sah mich an. „Mein Angebot steht noch. Ich bin für alles offen.", lächelte ich. „Daran habe ich keinen Zweifel.", sie drehte sich um. „Gute Nacht, Lady Graufreud.", verabschiedete sie sich. „Gute Nacht. Meine Königin.", ich schloss die Tür und füllte mir Wein nach. Ich war enttäuscht. Aber was hatte ich erwartet? Dass ich heute Nacht noch eine nackte Daenerys in meinem Bett haben würde? Nein... war wohl zu optimistisch.

SalzliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt