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Frisch gebadet stieg ich in mein Gewand, mit dem ich auch zur Anklage erschienen war. „Bereit?", wollte Theon wissen. Ich grinste als ich hinaus sah. Die Sonne neigte sich bereits zum untergehen. „Ich wurde dafür geboren! Natürlich bin ich bereit! Gehen wir.", lächelte ich und trat an der Seite meines geliebten Bruders runter zum Strand, wo meine Untertanen, meine Eisenmänner, Verwandten, Lords und Aeron warteten. Und nachdem ich die Krone auf dem Kopf trug, würde das Bier in Strömen fließen.

Ich trat durch die Menge die Spalier für mich stand. Aeron wartete im Meer, wo ihm das Wasser bereits bis knapp zu den Knien ging. „Asha aus dem Hause Graufreud.", hallte seine Stimme über das Meer. Ich sah ihn an. „Tritt zu mir.", verkündete er und ich trat gestreckt zu meinem Onkel ins Wasser. Als ich direkt neben ihm stand, den Blick hinaus aufs Meer gerichtet, packte er meinen Nacken und drückte mich runter auf die Knie. So war ich nun zwar bis zum Bauch durchnässt aber gehörte das dazu. Mein Onkel räusperte sich bevor er den Arm hob, mit dem er nicht mich in der knienden Haltung hielt, und wand den Blick gen Himmel. „Ertrunkener! Deine Dienerin Asha Graufreud kniet heute vor dir um die Krone der Eiseninseln entgegen zu nehmen! Sie hat deine Inseln befreit! Sie begab sich bereits nahe deiner Hallen doch kehrte sie auf dem Weg um und kehrte zurück in das Reich der Lebenden! Du hast sie auserwählt, als deine Vertreterin! Um dein Volk und deine Dienerschaft zu führen. Was tot ist kann niemals sterben.", er drückte meinen Kopf unter Wasser und zog mich sofort wieder hoch. „Salbe sie mit deinen Gewässern! Führe sie auf ihrem beschwerlichen Weg zur Führung deines Volkes!", ein Diener kam herbei und hielt die Krone der Eiseninseln auf einem Kissen. Aeron nahm sie ihm ab und hob sie hoch. „Salbe Asha Graufreud mit deinen Gewässern als Königin der Eiseninseln! Was tot ist kann niemals sterben!", das Volk an Land wiederholte seine Worte. „Was tot ist, kann niemals sterben, ersteht es von neuem, härter, stärker...", verkündete er und ich senkte den Blick auf das Wasser. Ich spürte, wie er mir die Krone aufsetzte. Mein Herz schlug schneller und Stolz erfüllte mich. „Erhebe dich, Asha!", erklärte er und ich stand auf. Aeron hielt meine Hand hoch. „Königin Asha, erste ihres Namens, aus dem Hause Graufreud! Königin der Eiseninseln, Lady der Eiseninseln, Königin von Salz und Felsen, Tochter des Seewinds, Tochter des Kraken und Lady Schnitter von Peik!", verkündete er und ich bemerkte, dass ich alle Titel meines Vaters erhalten hatte. Und noch mehr. Das einzige was mein Vater bei seinem Tod noch zusätzlich hatte war der Königstitel im Norden. Aber nicht lange. Mein Volk kniete am Strand. „Lang lebe Königin Asha!", riefen sie. Aeron führte mich zum Strand und als meine Füße wieder trockenen Boden fassten, und mir das Meerwasser aus der Hose lief, sah mich mein Volk erwartend an. „Trinkt! Auf meine Gesundheit! Und auf meinen Geldbeutel!", verkündete ich. Mein Volk jubelte die Diener brachten die Bierfässer an. „Die Krone steht dir!", grinste Theon und legte einen Arm um mich. Ich lächelte, drehte mich um und sah meine Spiegelung im Meer. „Da hast du recht. Und Vaters Krone passt mir.", lächelte ich. „Sie passt dir besser als ihm. Schließlich wurdest du geboren um sie zu tragen.", lächelte er. „Komm. Feiern wir mit deinem Volk.", lächelte er und zog mich mit sich.

Meine Vasallen beglückwünschten mich während ich kaum bemerkte, wie viel ich trank. Erst, als die Welt sich drehte. Die Musikanten spielten laut und Lachen und freudige Rufe hallten über den Strand. „Habt Ihr Euch denn schon eine Braut gesucht?", hörte ich von der Seite und sah auf. War das nicht die Tochter eines entfernten Verwandten? „Nein.", brummte ich. Ich konnte ja schlecht sagen dass ich mir eine gewählt hatte. „Nun... ich wäre ledig.", sie strich meinen Oberschenkel entlang. Erst jetzt sah ich sie an. Sie hatte dunkelbraunes, langes Haar, welches ihr in sanfte Locken den Rücke herunter fiel. Unter anderen Umständen hätte ich ihr wenigstens die Jungfräulichkeit geraubt. Doch auch wenn sie wunderschön war, so verblasste ihre Schönheit beim Gedanken an meine Geliebte. „Verzeiht mir, Ihr seid wahrlich eine Schönheit. Doch möchte ich in der nächsten Zeit nicht heiraten.", log ich. Natürlich wollte ich heiraten! Ich ging auf die dreißig zu! Aber nicht sie. Würde ich sesshaft werden, so würde ich das mit meiner Königin tun. Und nur mit ihr! „Asha!", Theon erkannte meine Situation und trat zu uns. „Vergebt, doch muss ich mit meiner Schwester sprechen.", lächelte er. „Natürlich, Prinz Theon.", lächelte sie und ging. Ich seufzte. „Du wirst dir keine andere Frau suchen, nicht wahr?", wollte er wissen. „Nicht mal für eine Nacht.", bemerkte ich. „Aber du lässt das zu?", bemerkte er und deutete auf die halbnackten Frauen, die auf dem Tisch tanzten. „DAS ist eher für meine Männer. Außerdem fasse ich keine an! Das schwöre ich.", lächelte ich und beobachtete eine brünette Tänzerin, wie sie ihren schlanken Körper im Fackellicht zur Schau stellte. Alle Tänzerinnen wussten, dass ich sie heute Nacht noch meinen Männern überlassen würde. Sie wussten, dass sie ohne meine Aufsicht über sie herfallen würden doch hatte ich die Frauen bereits eingeplant! Sie würden heute die Betten meiner hohen Lords teilen. „Ich sehe da hinten einige Söhne meiner Lords. Theon, tu mir einen Gefallen und halte mir alle vom Leib, die mir einen Antrag machen wollen.", bat ich. Er nickte und ging während man mir den nächsten Krug reichte und ich trank, bevor ich weiter aß. Um die Tische brannten eine Menge Feuer über denen hauptsächlich Fisch briet. Aber auch Wildschwein und Rind. Ein paar meiner Untertanen lagen bereits betrunken irgendwo am Strand. Schließlich war unser Bier nicht gerade schwach. Und ich selbst hatte ebenso bereits recht viel getrunken.

Theon stützte mich während ich zur Burg taumelte. Was wäre eine Krönung ohne einen sturz betrunkenen König? Oder eben eine Königin. Die kühle Luft hatte mich bereits etwas ausgenüchtert. Doch ich war immer noch recht betrunken. „Ab hier komme ich allein zurecht.", lächelte ich und wollte gerade weiter als ich meine Mutter hörte. „Asha. Theon... mein Sohn.", meinte Mutter trat auf uns zu. „Mutter...", lächelte Theon, ich war mir nicht sicher aber... war dies das erste Treffen zwischen ihm und ihr? „Mein Sohn... was haben dir die Nordmannen angetan?", hauchte sie. Er sah zitternd zu Boden und zuckte mit den Schultern. „Ich habe ihn befreit. Habe ihn herausgeholt und nicht so, wie ihr es wolltet, ihn dort verrecken lassen!", knurrte ich. Sie seufzte. „Asha... und du trägst nun die Krone deines Vaters auf deinem Kopf. Ein trauriger Tag für die Eiseninseln. Wenn du fällst wirst...", ich gab ein wütendes Knurren von mir und packte ihr Gesicht als ich sie so zwang mich anzusehen. „Sieh mich an!", brüllte ich. Einer musste ihr jetzt die Augen öffnen! Und gerne übernahm ich diese Aufgabe! „Du bist über meine Krönung wütend? Bildest dir ein, ich kann nicht regieren? Fällst mir in den Rücken wo du nur kannst... Mutter, macht die Augen auf! Wir haben unsere Unstimmigkeiten! Doch wollte ich Theon zu dir zurückbringen! Ich beschütze dich wo ich nur kann! Wenn du mich sehr wütend machst erhältst du eine Strafe aber ich beschütze meine Familie! Weißt du, was passiert wäre hätte dein Kind Eurons schwarzes Auge gehabt? Die Menschen hätten dich ermordet! Dich und dein Kind! Ich rettete wenigstens dein Leben! Ich bin dein Schutzschild! So sehr du mich hasst, so bin ich es! Ohne mich würden die Bauern sofort die Burg stürmen. Und dir gefällt es doch so, Verräter zu vögeln. Wenn ich nicht mehr wäre, so hättest du mehr als genug! Ein ganzes Volk würde dich nehmen wollen um dich anschließend mit Steinen ins Meer zu werfen!", knurrte ich. Sie starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich ließ sie los wobei ich sie fort stieß. Sollte sie heute Nacht über meine Worte nachdenken. „Ihr mögt mich hassen, Mutter. Doch Eure Gründe sind furchtbar. Weil ich eine Frau bin? Weil ich die Rebellion überlebte? Weil ich an Eurer Seite meine Brüder begraben musste? Weil ich da war, als Ihr den Frust am Verlust Eurer Söhne an mir auslassen konntet? Weil ich besser mit dem Schwert als mit der Nadel umgehen kann? Weil ich lieber Kettenhemd statt Kleider trage oder weil ich mir lieber eine Frau statt eines Mannes suche? Denkt nach! All diese Gründe sind lächerlich wenn Ihr das wesentliche seht! ICH bin der Beschützer meiner Familie! Ich bin das Oberhaupt der Familie! Führe uns zu neuem Ruhm und Ehre! Und nun behandelt mich dementsprechend.", erklärte ich und ging, da die Welt immer noch nicht aufgehört hatte sich viel zu schnell zu drehen.

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