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„Gab es Schäden bei dem Sturm?", wollte ich wissen und sah meinen Steuermann an. „Naja...", ich verpasste ihm eine Ohrfeige. „Ja oder nein?", fragte ich ihn ruhig. Er sollte nicht lange drum herum reden. Ein naja gab es bei der Arbeit nicht. Ja, es gab Schäden. Oder nein, es gab keine Schäden. „Ja. Ein paar Kleine.", meinte er ruhig. Ein Eisenmann heulte nicht wegen einer Ohrfeige herum. Er konnte sich glücklich schätzen, dass ich ihm nicht die Nase brach. Er wusste, dass ich das hasste. „Wo?", wollte ich wissen. „Der Mast ist angebrochen. Drei Fässer sind im Lagerraum gebrochen und der Inhalt ausgelaufen. Drei Brote sind dabei nass geworden und sind ungenießbar. Dazu läuft etwas Wasser in die Schlafräume.", erklärte er. „Die Brote, wurden sie mit Meerwasser überschüttet?", wollte ich wissen. „Nein. Mit Bier.", erklärte er. „Dann sagt dem Koch er soll einen Eintopf draus machen! Salzt es, dann wird es schon irgendwie essbar sein!", erklärte ich ihm. „Und jetzt zeig mir die Schäden am Mast und unter Deck.", befahl ich ihm und er führte mich zum Mast. „Hier.", erklärte er und deutete auf den Riss im Holz. Verdammt... der ging sicher tief. „Wie konnte das passieren? Wir haben doch das Segel rechtzeitig eingeholt?", ich sah ihn verwirrt an. „Anscheinend ja nicht. Frauen haben da einfach kein Gefühl für so...", jetzt fing er sich einen Faustschlag ein und er ging zu Boden während er sich die Lippe hielt. „Du sollst nicht so einen Mist erzählen! Also Hop! Hol den Zimmermann! Er soll sich SOFORT darum kümmern!", befahl ich ihm und er taumelte mit blutender Lippe weg. So. Musste ich mir eben das Leck unter Deck allein ansehen...

Er hatte maßlos übertrieben. Das Leck bestand aus einem kleinen Riss, der vielleicht in zehn Minuten einen Tropfen durchließ. Das konnte man mit etwas Wachs reparieren. Dazu hatten wir ein Wachs, das bei Zimmerwärme nicht weich wurde. Ich würde es dem Zimmermann sagen. Das war eine Kleinigkeit. „Alles in Ordnung?", wollte Theon wissen als er zu mir herunter kam. Er folgte mir manchmal wie ein Schatten. „Ja. Bis auf ein paar Kleinigkeiten. Das Leck hier ist nicht der Rede wert. Ich will trotzdem, dass der Zimmermann es sich ansieht. Könnte sich vergrößern. Der Mast macht mir Sorgen. Der Riss geht tief. Wenn und der umkippt... wir könnten irgendwo am Meer gestrandet sein und müssten mit den paar Männern die wir haben, irgendwie dieses Boot nach Braavos rudern... Und in Braavos würden wir dann Ewigkeiten fest sitzen. Ich werde es an Deck so gut es geht reparieren lassen. Mal sehen, ob wir es in Braavos in kurzer Zeit reparieren können. Wir können von da aus auch einen Brief an die Königin schicken. Damit sie weiß, was los ist.", erklärte ich meinem Bruder. Er nickte.

Ich beobachtete aufmerksam den Zimmermann mit dem Krug Bier in der Hand, welches mir Theon gegeben hatte. „Asha!", Theon kam angerannt zu mir. Ich sah ihn nicht an, da der Zimmermann gerade am Mast rum feilte. Ob das wirklich nötig war? „Unter Deck prügeln sich zwei!", erklärte er und ich sah ihn an. „Wo?", wollte ich wissen. „Lagerraum.", erklärte er und ich lief los.

„DU BIST SCHLIMMER ALS EIN NORDMANN!", brüllte der eine den anderen an während er ihn unter sich auf den Boden drückte und auf ihn einschlug. „DU SEGELST WIE EIN KLEINER KÖNIGSMUND-BASTARD!", brüllte der andere, schwang sich auf ihn während er auf ihn einprügelte. Der Steuermann prügelte sich mit dem Koch. Na wunderbar. „Hört ihr auf oder soll ich mitmachen?", ich lehnte mich gegen einen der Pfosten und sah den beiden zu, wie sie sich die Zähne ausschlugen. Keine Reaktion. Also mitmachen. Ich packte den Koch und schubste ihn mit dem Gesicht voran gegen die Wand, wobei er über die Fässer fiel und erst mal liegen blieb. Der Steuermann ging auf mich los doch wich ich seinem Schlag aus, packte eine leere Flasche, die auf einem der Fässer stand, und zog sie ihm über den Schädel. Er fiel um wie ein nasser Sack. Den Flaschenhals hielt ich fest und sah den Koch an. „Steh auf und rechtfertige dich!", brüllte ich ihn an und er rappelte sich mühevoll auf. „Er hat sich über meine Kochkünste lustig gemacht! Er meinte, es ist immer versalzen!", beschwerte er sich. „Das ist es auch aber wir sind Eisenmänner! Wir haben das Salz im Blut und sind immer am Meer. Da ist nun mal alles salzig!", erklärte ich und fuhr mir durch die Haare. Wen sollte ich bestrafen? Der Mann der das Schiff steuerte oder der die Mannschaft bekochte? Dazu durfte ich es mir nicht kurz vor der Schlacht mit ihnen verscherzen. Ich hatte zwar mehrere Ideen aber... es war alles im Nachhinein ärgerlich. Wenn der Steuermann nicht war müsst ich steuern und das konnte ich nicht ewig. Aber wenn ich ihn auspeitschen würde, würde er mich vielleicht absichtlich behindern. „THEON!", wie erwartet war mein Bruder nicht weit und kam zu mir. „Kannst du kochen?", wollte ich wissen. „Ja. Ich kochte oft für Ra... Ramsey...", erklärte er. „Sehr gut. Dann geh in die Küche und koch für die Mannschaft. Ich übernehme das Steuer und kümmer mich um diese Idioten...", brummte ich. „Beweg deinen Arsch!", forderte ich und deutete dem Koch an vorzugehen. Demütig gehorchte er und ich packte den Steuermann am Kragen. Ich zog ihn hinter mir her an Deck. „Halt!", rief ich dem Koch zu und er gehorchte. „Stell dich an die Reling.", befahl ich und zog den Steuermann auf die gegenüberliegende Seite. „Wenn ich wiederkomme und einer von euch beiden hat sich bewegt, werfe ich euch ins Meer.", erklärte ich und ging wieder unter Deck.

Mit zwei Ketten kam ich zurück zu den Beiden. Erst kettete ich den ohnmächtigen Steuermann an die Reling, dann den Koch, der sich nicht zu wehren wagte. „Ihr bleibt beide hier solange draußen, bis ich euch erlaube wieder unter Deck zu gehen!", erklärte ich dem Koch, da der Steuermann noch ohnmächtig war. Ich hatte ihm doch nur eine Flasche über den Kopf gezogen... und das sollte ein Eisenmann sein...

Ich war hundemüde und es war mitten in der Nacht als ich am Steuerrad stand. Es regnete leicht und meine Haare fielen mir nass ins Gesicht. Obwohl ich sie doch eh schon nur noch schulterlang trug. Der Steuermann war nun auch aufgewacht und saß nass am Boden und lehnte sich an die Reling. „Asha!", Theon kam rauf zu mir. „Geh unter Deck! Ich mach das schon. Ich muss ja nicht viel tun und wenn was ist hole ich dich. Geh dich ausruhen. Ich hab dir eine Schüssel Eintopf auf den Tisch gestellt.", erklärte mein Bruder. Ich lächelte. „Danke, Theon.", ich überließ meinem Bruder das Rad und ging unter Deck, da mir eiskalt war.

Theon kochte wirklich gut. Der Eintopf schmeckte nach Brot und Bier aber das war nicht schlecht. Und er hatte es nicht so versalzen, wie der Koch es oft tat. Ich hatte mir meine nasse Kleidung ausgezogen und mir eine trockene Hose und Hemd angezogen. Meine Jacke war noch nass. Mir war immer noch kalt. Daenerys war immer so warm. Ihr Körper strahlte eine wundervolle Wärme aus die einem jedes bisschen Kälte austrieb. Kein Wunder, dass der Stark-Bastard sie wollte. Aber lieber würde ich jeden Tag höchstpersönlich, jedes Feuer in Winterfell anzünden als dass ich meine Königin in seinen Armen sah. Ich schob die leere Schüssel zur Seite und stand auf. Ich nahm den schwarzen Umhang und legte ihn mir um. Die Wolle war dick und warm. Das war sicher keine Schafswolle. Dafür war sie zu Weich. Ziege? Aber das war doch zu teuer... Kaninchen? Viel zu teuer. War wohl einfach nur gute Schafswolle. So warm... und weich... und es roch nach meiner Königin. Ich legte mich in mein Bett und rollte mich in den Umhang. So schön warm. Am liebsten würde ich jetzt die Königin bei mir haben aber... Was bei allen Göttern war mit mir los? Ich legte den Umhang ab und stand auf. Ich musste mich zusammen reißen. Ich war ein Eisenmann, verdammt!

SalzliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt