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Meine Muskeln waren zum zerreißen gespannt, als wir den roten Bergfried erreichten. Natürlich war das Tor geschlossen. Das Fallgitter ebenso herunter gelassen. Doch das sollte uns nicht aufhalten. „Wieso sind die Mauern unbesetzt?", wollte ich wissen und starrte hinauf auf die unbesetzten Mauern. „Scheiße...", brummte der Bluthund. „Was?" „Eine Falle!", knurrte er und ich fuhr herum als meine Männer stehen blieben und alles still war. Verdammt... wir standen mitten in Königsmund und es war hier so still! Nur in der Ferne hörten wir leise Kampfgeräusche. „SCHILDER HOCH!", brüllte der Bluthund. Ich riss den Blick hoch. Bogenschützen, die sich wohl hinter den Zinnen versteckt hatten, standen auf der Mauer und zielten auf uns. Ich riss die Augen auf als der Bluthund einen Arm um meine Schultern legte, mich zu Boden riss und sich dabei auf mich legte. Ich keuchte auf, hörte die Schreie meiner Männer. Die wenigen, die es geschafft rechtzeitig den Schild hochzuhalten sanken auf ein Knie um besseren Halt zu bekommen. Einige hatten es geschafft sich unter Dächern in Sicherheit zu bringen. Ich hörte ein schmerzhaftes Keuchen. „Bluthund! Hoch!", keuchte ich. „Bist du irre?" „Seid... seid still...", knurrte er und etwas tropfte von seinem Mund auf meine Schulter. Ich drehte den Kopf und starrte den Bluttropfen an. Verdammt... ihn konnte ich nicht verlieren! Er war ein zu guter Kämpfer und er kannte sich hier aus. Anscheinend hatte Cersei eine Reihe von Schützen aufgestellt die immer an die Vorderseite traten, wenn die, die geschossen hatten, zurücktraten. „Meine Königin!", zwei junge Eisenmänner schlichen in der Hocke zu uns. Sie trugen eine dicke Eisenplatte über sich, die sie wohl aus einer der Schmieden geholt hatten. Sie hatten sich wohl in einem der offenen Häuser verkrochen. Wohl eine Schmiede. „Kommt!", bat er. „Zerrt den Bluthund mit! Und vor allem von mir runter!", knurrte ich. Der eine nickte, packte den Arm des Mannes und zerrte ihn von mir runter wobei ich gleich mit kroch. Ich zuckte zusammen als ich etwas an meinem Bein spürte. Ich fuhr herum und entdeckte einen Pfeil, der mein Hosenbein am Boden festgenagelt hatte. Knapp an meinem Fleisch vorbei. Mit einem schnellen Ruck war ich frei und kroch schnell unter die schützende Platte und zerrte den Bluthund mit mir. Wir krochen in einen leeren Stall. Mir hätte auffallen müssen, dass das hier eine Falle ist! Alles hier war leer! Ich starrte auf die Leichen meiner Männer die nun mit Pfeilen durchbohrt am Pflaster lagen. Zum Glück war der Weg lang und dünn gewesen. So waren die meisten Männer hinten außer Reichweite gewesen. Aber bei allen Göttern... diese Männer, es waren gut 70, waren meine Schuld! Es war meine Schuld, dass sie nun hier tot lagen! Ich hätte weitsichtiger sein müssen! Ich hatte einen Tunnelblick bekommen und alles außer dem Bergfried ausgeblendet! „FASS mich nicht an!", der Bluthund schlug die Hand einer meiner Krieger weg. „Aber Ser..." „Bin kein Ser!" „Bluthund!", knurrte ich und er wand sich zu mir um. „Lass sie machen. Dir steckt ein verfluchter Pfeil hinten in der Seite. Der muss raus!" „Einen Scheiß muss...", ich packte den Pfeil, drückte mit der anderen Hand gegen seine Schulter und zog das Ding mit einem Ruck raus. Der Bluthund brüllte auf und schlug nach mir aber ich wich aus. „Verbindet ihn! Los!", befahl ich und meine Männer gehorchten. Der Bluthund ließ sie gewähren. „Verfluchte Schlampe." „Gern geschen, Sandor.", brummte ich und sah mir den Pfeil an. Der Hund hatte Glück gehabt. Die Pfeilspitze war dünn und drang leicht durch die Rüstung. Allerdings verwundete es den Gegner nicht zu sehr. Zumindest wenn man ihn schnell aus dem Pfeilregen brachte. Alle Toten hatten bereits den Rücken voller Pfeile. „Sind alle aus dem Pfeilhagel?", wollte ich wissen. „Ja, meine Königin!" „Den Göttern sei Dank." „Den Göttern sei Dank? Die Götter sind dreckige Hurensöhne und wollen uns alle verrecken sehen! Genauso wie Cersei! Das war doch nur zum Ausdünnen... Verdammt wieso kauert ihr hier alle wie die Wanderer vor dem Regen! Wir sind im Krieg, verdammte Scheiße!" „Der Pfeilhagel hat aufgehört!", grinste ein junger Eisenmann der den Bluthund wohl nicht reden gehört hatte. „SCHILDWALL!", rief ich und stürmte aus der Deckung hervor. Meine Männer folgten mir verwirrt. Sie formierten sich in einer der wenigen Formationen, die wir kannten. Von den Unbefleckten hatten wir es gelernt. Dafür hatte ich meine Männer mit größeren Schildern ausgestattet. Ein Eisenmann kämpfte nicht gerne mit Schildern. Ich hatte keines. Doch nun formierten sich meine Männer. Eng an eng stellten sie die Schilder zusammen. Ich hörte Schritte. Laufschritte von vielen, vielen Füßen. „ZUSAMMENSTEHEN!", brüllte ich und stellte mich zu meinen Männern. Sie hielten die Schwerter zwischen den Schildern vor. Ich stand mittig, da ich kein Schild hatte. „Was geschieht?", wollte ich wissen während meine Männer langsam voraus marschierten. Ich sah nur Rüstungen! „Lennisters! Hunderte!", der Bluthund hielt sich eng an mir und da ging es los. Klirren, Schreie. Brechen von Speeren. „AUFBRECHEN!", brüllte ich und das war der Moment, an dem ich endlich wieder Luft bekam. Meine Männer rannten zu allen Seiten um sich blutrünstig auf einen Gegner zu stürzen. Ich sah mich um und orientierte mich. Viel weiter waren wir nicht gekommen. Ich zog mein Schwert. Ich schwor damit meine Familie zu schützen und bei allen Göttern, das würde ich jetzt tun! Ich stürzte vor. Ein junger Mann in golden schimmernder Rüstung hielt sein Schwert wie eine Axt. Er wollte auf einen meiner Männer einschlagen, der mit zwei anderen Beschäftigt war. Ich durchstieß ihn sofort mit meinem Schwert, riss ihm die Klinge aus der Brust, rammte sie ihm in den Hals, zog sie wieder heraus und rannte weiter. „Graufreud! Wo willst du hin?", hörte ich den Bluthund. Seinen Anblick kannte man. Die Männer wichen ihm aus doch schlug der Hund nach allen Männern die ihm zu nah kamen. Ich stach jeden ab, den ich sah und da kam es wieder in mir hoch. Der Trieb eines jeden Kriegers. Wie ich das Kämpfen liebte. Das Töten, die Schreie, das Blut. Einer meiner Männer schlug einem der Lennister-Soldaten die Rückseite seiner Axt gegen die Schläfe, sein Helm flog weg. Ich holte aus und trieb ihm das Schwert in den Schädel. Er schrie nicht. Auch nicht, als ich die Klinge wieder entfernte. Er kippte nur blutend um. „Zum Bergfried!", rief ich dem Hund zu. Er nickte und wir kämpften uns in Richtung des roten Bergfrieds.

SalzliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt