74

871 38 0
                                    


Mit Kohle hatte ich das silberne Haar der Königin gefärbt. Sie trug nun ein schlichtes braunes Kleid aus Leinen. Dazu einen grauen Umhang aus dicker Wolle. „Und meine Augen?", wollte sie wissen. Ich sah sie an. Sie sah wirklich aus wie ein unscheinbares Bauernmädchen. Wunderschön nach wie vor. Doch bis auf die Augen würde niemand an eine Verbindung mit einem Targaryen denken. Und für die Augen hatte ich etwas. „Hier.", ich reichte ihr eine kleine Pflanze. Es sah aus wie Seetang. War aber keiner. Auf Peik wuchs das Zeug wie verrückt. Hier auf Drachenstein war es eher schwer zu finden. Tristis oculis. Ein Kraut das in hohen Dosen tödlich sein konnte. Doch in einer so kleinen Menge gut gekaut und geschluckt verdunkelte es die Augen. Daenerys Augen würden dann, mit viel Glück, bräunlich erscheinen. „Kaut das.", meinte ich und reichte es ihr. „Was ist es?" „Ein Kraut um Eure Augen zu verdunkeln. Keine Angst. Es wird Euch nichts tun. Niemals würde ich Euch ein Haar krümmen, Daenerys.", lächelte ich. Daenerys nickte und nahm das Kraut. „Gut kauen.", riet ich. Sie verzog das Gesicht. „Ich weiß es schmeckt wie Erbrochenes. Doch glaubt mir. Es wird seine Wirkung nicht verfehlen.", versprach ich. „Meine Augen werden damit schwarz.", grinste ich. Daenerys schluckte. „Wie lange wird es dauern bis es wirkt?", wollte sie wissen. „Wenn wir aus der Burg sind wird es mit Sicherheit schon wirken. Nun kommt.", meinte ich und half ihr hoch. „Ach und ich werde Euch draußen Dany nennen.", meinte ich. „Dany?", sie sie mich skeptisch an. Doch ich grinste. „Nun, Daenerys ist bekannter Weise der Name der Königin. Doch Dany ist eine Bauerntochter von Peik. Und ich Asha, bin Eure Halbschwester. Selber Vater.", erklärte ich. „Halbschwester?", wollte sie wissen. „Schwestern nimmt uns niemand ab. Dafür sehen wir uns viel zu unähnlich. Nun kommt.", meinte ich und zog sie mit mir. Ich brauchte keinen extra Namen. Asha war ein verbreiteter Name auf den Eiseninseln.

Wir hatten uns zwei Pferde geliehen und ritten an den Feldern vorbei zu dem kleinen Gasthaus. Schon von Weitem hörte ich Männer singen und lachen. „Ah, ein volles Wirtshaus. Nirgends erhält man bessere Informationen.", grinste ich und stieg vor dem Wirtshaus ab. Daenerys hielt neben mir und ich half ihr runter. „Auf Höflichkeit müssen wir hier verzichten. Und da drinnen haben wir keine Titel. Also geh voraus, Dany.", grinste ich. Die Königin mal ohne Eure Hoheit anzusprechen war angenehm. So stellte sie sich mit mir auf eine Stufe. „Gut. Dann bleib aber bitte hinter mir, Asha.", meinte sie ruhig und ich folgte ihr. Das Gasthaus vor uns war eng und voll. Wir schoben uns durch bis zu einem kleinen Tischchen mit zwei Stühlen dort setzten wir uns. „Asha? Ist es normal dass es hier so voll ist?", wollte sie wissen. „Natürlich.", grinste ich und winkte eine junge Frau zu mir. „Bring mir und meiner Schwester zwei Bier. Starkbier.", meinte ich. Sie nickte und ging. „Ich lade dich ein.", grinste ich. „Glaub ich nicht.", ein älterer Mann zog einen Stuhl an unseren Tisch und setzt sich. Er hatte einen Krug Bier in der Hand. „Ich bezahle. Na, wie heißt ihr denn?", grinste er. Er war recht angetrunken. Und war in meinen Augen der Repräsentant vom Großteil Westeros. „Ich heiße Asha. Und das ist meine Halbschwester Dany.", meinte ich. „Asha und Dany. Woher kommt ihr denn?", wollte er wissen. „Peik.", antwortete ich. „Ah. Peik. Die gespaltene Insel. Ich komm von den Klaueninseln. Kleines Fischerdorf. Schon seit ich ein kleiner Junge war hab ich die Fischfässer getragen. Daher auch das breite Kreuz.", grinste er und spannte seine Muskeln an. „Stimmt.", lächelte ich. „Das Bier.", meinte die junge Frau und stellte uns zwei Krüge hin. „Bitte. Behalte den Rest.", der alte Mann ließ zwei Silbermünzen über den Tisch hüpfen. Er wollte mit seinem Reichtum angeben, den er nicht mal hatte. „Vielen Dank, Herr.", die Frau ging. „Dany, du bist so schweigsam. Ich hoffe, du hast keine Angst vor einem in die Jahre gekommenen Fischer wie mir?", grinste er und wand sich der verkleideten Königin zu. Ich trank einen Schluck des starken Biers. „Nein. Doch darf ich fragen wie es Euch nach Drachenstein verschlug?", wollte sie wissen. „Oh? Eine gehobene Sprache für eine Bastardtochter aus Peik.", bemerkte er. „Sie ist die eheliche Tochter eines Kaufmannes. Ich bin hier der Bastard. Asha Peik.", meinte ich. „Oh. Vergebt.", meinte er. Ich zuckte mit den Schultern und trank weiter. Als Kaufmannstochter ließ sich Daenerys Sprache besser erklären. „Nun in den Gewässern ist kein Fisch. Und dann kamen die Lennister und wollten uns Burschen in knappe Rüstungen stecken und den Nordmännern zum Schlachten überlassen. Ich bin bei Nacht und Nebel in ein Ruderboot gestiegen um hier mein Glück zu versuchen.", grinste er. „Die Klaueninseln zählen doch zum Gebiet der Lennisters. Wollt Ihr nicht für Euren König kämpfen?", wollte ich wissen. „Bei allen Göttern nein! Wer ist es denn? Der Bastard auf dem eisernen Thron? Wobei heute eher seine Schlampe von Mutter die den eigenen Bruder fickt. Der Schönling in Winterfell? Oder die Tochter von dem König, der so viel Unschuldige verbrannte? Mädchen, ich sage euch nun etwas.", er legte seine Hand auf mein Knie. Seine andere auf Daenerys. Leicht drückte er zu. „Dieses Land wird zerreißen. Als ich geboren wurde regierte der irre König. Als ich meine erste Frau fickte und ein Mann wurde kämpften Nordmänner gegen einen König der alles und jeden verbrannte. Als ich keinen Fisch mehr fing saß König Robert am Thron. Dann der Kindkönig Joffrey, dann dessen kleiner Bruder wie hieß er? Tommen? Egal tot ist tot. Und jetzt so ein Weib! Dann noch ein Weib dass das Erbe ihres Vaters antreten will, der es sich mit diesem Land ganz schön verscherzt hat. Und für den Nordmann hab ich nichts übrig. Wenn ich wählen müsste, dann würde ich das Drachenmädchen nehmen. Weil ich hab schon einen schreien hören. Gestern Nacht. Und den Schatten gesehen. Es leben drei Drachen auf der Insel! Und die sind riesig! Lieber kämpf ich gegen eine riesige Armee anstatt gegen Drachen! Von mir aus soll der Nordbursche da im Norden festfrieren. Ich bin jetzt auf Drachenstein. Hab hier ne Frau kennengelernt. Und ja. Ob ich vor einem Löwen, einem Wolf oder einem Drachen knie ist mir herzlich egal. Hauptsache eine gute Ernte und die Götter sind uns gnädig.", meinte er und trank. Ich nickte. Daenerys starrte ihn an. „Es interessiert Euch nicht? Euch ist egal was die neue Königin im Exil tat? Wem sie half? Wie sie regieren wird?", wollte sie ungläubig wissen. Der Mann zuckte mit den Schultern. „Nein. Es interessiert mich nicht. Sie wird sein wie jeder vor ihr. Ich hoffe nur, dass sie nicht wie ihr Vater ist.", meinte er.

SalzliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt