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Ich aß den letzen Rest des Eintopfs mit meiner Mannschaft zum Frühstück. Theon saß neben mir und schien nicht mehr allzu traurig zu sein. Jedenfalls nicht so traurig wie sonst. „Theon? Wir gehen jetzt dann auf den Markt und kaufen Verpflegung.", ich legte meinen Becher und meinen Löffel weg und schob es weg. Den Koch hatte ich ja schon lange los gebunden. Ich hatte ihn kurz vor dem Kampf befreit und den Steuermann auch. Die Beiden müssten abspülen.

Mit Theon im Schlepptau gingen wir durch die Straßen Braavos. Trotz der Vielfältigkeit hier fielen wir zwei auf. Die meisten trugen Sandfarbene Kleidung. Orange, gelbe oder braune. Wir vielen extrem mit unseren dunkelgrünen Mänteln auf. Viele sahen uns skeptisch und ängstlich nach. Eisenmänner hatten an jeder Küste einen Ruf. Unter anderem auch dank Euron. Aber das mussten wir jetzt ignorieren. Als die Händler erkannten, dass wir nicht vorhatten ihre Häuser niederzubrennen, ihre Kinder zu töten und ihre Töchter und Frauen zu vergewaltigen, begannen sie auf uns zuzukommen. „Mein Herr! Seide! Seide für Ihre Frau aus Asta..." „Kein Interesse!", winkte ich ab und ging einfach weiter. Seide.. so weit käme es noch dass ich Seide trug... „Wir brauchen Essen, Theon. Pökelfleisch und Kartoffeln. Bier und vielleicht Wasser.", erklärte ich. „Da vorne sollte es das geb..." „IHR SCHWEINE HABT MEINE TOCHTER GETÖT...", weiter kam er nicht, als der dürre Bettler mit einem Messer bewaffnet auf mich zusprang, da ich ihm am nächsten gestanden hatte. Ich packte seinen Arm mit dem Messer, drehte ihn um und trat ihm in den Rücken, um seinen Arm auszukugeln. Er keuchte auf und fiel zu Boden. Sofort entwaffnete Theon ihn. Das Messer war doch nur ein spitzer Stein an einem Stock gewesen. Ich setzte meinen Fuß an seinen Hals. „Wieso schreist du so? Ich bin heute zum ersten Mal in Braavos.", brummte ich. „Dei... deine Männer haben meine Tochter getötet an... an der Küste... beim Jadesee...", keuchte er. „Kann sein. Aber das war ich nicht. Das war wohl mein Onkel und ich tötete ihn. Also heul nicht rum. Und wenn deine Tochter halbwegs gut aussah, kannst du dir sicher sein, dass sie nicht einfach so getötet wurde.", ich ließ ihn gehen und setzte mit Theon meinen Weg fort.

„Vier Kisten Pökelfleisch, acht Säcke Kartoffeln, zwanzig Fässer Bier und neun Fässer Wasser. Stimmt das so?", wollte der Händler mit dem Braavosi-Akzent wissen. „Ja.", bestätigte ich und reichte ihm den Beutel voll Gold, welchen ich von meiner Königin erhalten hatte. „Woher habt Ihr das Geld?", wollte er wissen. „Es klebt kein Blut daran.", brummte ich. „Wer gab es Euch dann?", wollte er wissen. „Meine Königin!", erklärte ich ihm. „Ach? Ich hörte, dass die Eisenmänner eine Frau als Anführerin wählten. Eine griesgrämige, aggressive Hure die mit dem eigenen Geschlecht Unzucht treib...", weiter kam er nicht, dass ich hatte meine Hand an seiner Kehle. „Das bin ich. Und ich bin keine Königin mehr. Ich habe das Knie vor Daenerys, Sturmtochter, Targaryen gebeugt.", ich ließ ihn los und er fiel zu Boden. „Verdammt... dann zeigt das doch!", röchelte er. Ich seufzte und hielt meine Hand hin. Theon suchte kurz in seiner Tasche und reichte mir den schwarzen Umhang, welchen ich mir umlegte. „Glücklich?", wollte ich wissen. Es war viel zu warm für diesen Umhang obwohl es in Braavos auch oft regnete und nebelig war. Aber gut. Die Menschen konnten ruhig sehen zu wem ich gehörte. „Also, schaff das Zeug auf mein Schiff und es ist nur für meine Eisenmänner. Versuch gar nicht erst meine Königin zu vergiften das..." „Sicher werde ich Königin Daenerys kein Haar krümmen! Und ihren Vasallen auch nicht! Ich bin noch nicht lange Händler. Ich war einst Sklave in Meeren. Damals nannten wir die Königin Mhysa. Sie hat uns befreit. Hier.", er gab mir die Hälfte des Geldes zurück. „Bitte. Ich weigere mich mehr Geld als nötig von meiner Mhysa anzunehmen.", erklärte er. Wir nickten. „Vielen Dank.", bemerkte ich und ging weiter, da der Mann das auf unsere Schiffe laden würde.

Als wir zurück gehen wollten fiel mir ein Stand ins Auge. „Theon, was sagst du zu dem da?", wollte ich wissen und deutete auf den Stand. „Du trägst doch so was nicht.", verwirrt sah Theon auf die Seidenkleider. „Ich nicht. Aber wir könnten der Königin doch mal was mitbringen. Vielleicht freut sie sich.", meinte ich. „Okay...", bemerkte Theon. Ich ging zu dem Händler. „Guten Tag, schöne Frau! Wunderschöne Kleider aus aller Herren Länder!", erklärte er. „Ja, ja. Ich nehme das.", ich deutete auf ein schwarzes Seidenkleid welches Silber bestickt war. Es würde ihr sicher gut stehen. Teils sogar etwas durchsichtig aber nicht zu sehr. Nur am unteren Ende. Meine Königin würde wunderschön darin aussehen. „Wie viel?", wollte ich wissen. „50" „20", konterte ich. „Aber liebe Frau, das treibt mich in den Ruin! 40. Noch mehr und meine geliebte Ehefrau wirft mich aus dem Haus!", wimmerte er. „30.", meinte ich kalt. Er leckte sich nervös über die Lippen. „39. Mein letztes Angebot!", erklärte er. „35.", ich hielt ihm die Hand hin. Er sah sich fragend um bevor er einschlug. Ich zog mein Geld, das ich nicht für die Hure ausgegeben hatte, und gab es ihm. Er gab mir das Kleid. Oh ja. Es würde perfekt an der Königin aussehen. „Ich wusste nicht, dass du so guten Geschmack in Sachen Kleidung hast.", meinte Theon. „Theon, Theon, Theon... ich weiß doch was mir gefällt.", meinte ich nur während mein Bruder mich ansah. Ihm gefiel es nicht, dass mir die Königin gefiel. Weil mich das umbringen konnte. Aber naja. Man musste Risiken eingehen.

„Daenerys ist so anders als ich.", bemerkte ich. „Ja. Du nimmst dir, was du willst. Du zahlst den eisernen Preis. Und sie... sie zahlt weder den eisernen, noch den goldenen Preis...", murmelte Theon. „Sie zahlt nicht. Sie gibt nur. Sie erwartet keine Gegenleistung. Aber die Menschen sind dankbar und geben sie ihr. Sie muss auf den Thron, Theon. Nur sie kann uns noch retten. Unsere Welt geht im Krieg unter. Ich glaube, dass Daenerys alles beenden kann. Sie könnte die Welt in Schutt und Asche legen. In vier Tagen würde Westeros brennen. In Acht Braavos und die freien Städte. In zwei Wochen wären die Länder der Dothraki nur noch Asche. Und in drei Wochen, könnte sie sich ins ausgebrannte Valyria setzen. Aber sie tut es nicht. Sie tötet nur wenn es nötig ist.", ich sah zu den Wolken. Es war schön in Braavos. Hier roch es nicht so nach Pferdescheiße wie in Königsmund. „Das klingt, als würdest du von ihr schwärmen.", bemerkte mein Bruder. „Es klingt, als würde ich in ihr Hoffnung sehen.", konterte ich. „Für was? Für Westeros? Das Land interessiert dich nicht. Die Eiseninseln, das ist deine Welt!", meinte mein Bruder. „Ja.", gestand ich. „Wofür dann? Wieso interessiert dich ihre Hoffnung? Sie verbietet den Eisenmännern die Vergewaltigungen beim Plündern! Also Hoffnung für wen?", wollte er wissen. Ich sah ihn ernst an. „Hoffnung für mich, Theon. So sehr ich versuche mich zu ändern, so kann ich es nicht. Ich bin egoistisch. Ich denke nicht an das Wohl von Westeros, wenn ich für Daenerys in See steche. Ich denke nicht an die ganzen kleinen Lords im Norden, im Süden oder sonst wo. Ich denke an mich. Und an die Zukunft die ich nun vielleicht habe.", erklärte ich ihm. Theon sah mich verwundert an. „Asha... du hast doch jetzt eine Zukunft! Euron ist tot und..." „Und jetzt kann ich mich auf Peik setzen, Feuer schüren um etwas Wärme zu spüren, versalzenes Essen fressen und in See stechen, um arme Fischerdörfer zu plündern? Oder mit neuen Regeln leben. Fische fangen, am Festland verkaufen und den goldenen Preis für mein eigenes Essen zahlen, wenn ich auch mal was außer Fisch haben will? Theon, ein Eisenmann zu sein ist einseitig. Ich sehe die Möglichkeit auf eine Zukunft, in der Peik als Stützpunkt für die Flotte des Königreiches ist. Ich sehe Schiffe. Riesige Langschiffe mit Kraken- und Drachenbannern. Ich sehe mich auf dem Salzthron sitzen. Ich sehe Daenerys auf dem eisernen Thron sitzen. Und ich sehe Jon Schnee, wie er in Winterfell auf seinem Stuhl festgefroren ist.", erklärte ich ihm. „Wegen einer Flotte tun wir das?", wollte er wissen. „Nein, Theon. Ich tute das. Und das aus noch viel primitiveren Gründen als Schiffen.", erklärte ich ihm. „Wieso?", wollte mein Bruder langsam ungeduldig wissen. „Theon, glaubst du ich bin ein Eisenmann?", wollte ich wissen. „Ja. Du bist das beste Beispiel für einen Eisenmann. Du lebst nach unseren Regeln und nach unseren Sitten.", erklärte er. „Und seit Aegon wurde jeder Eisenmann in die Knie gezwungen. Als ich die Königin sah... Theon, zum ersten Mal in der Geschichte fiel ein Eisenmann freiwillig auf die Knie. Und noch nie in meinem Leben hat sich etwas für mich so richtig angefühlt, als vor Daenerys Targaryen zu knien. Sie ist eine Anführerin, der ich gerne folge.", erklärte ich ihm und Theon sah mich an. In seinem Blick sah ich alle möglichen Gefühle. Unverständnis, Vertrauen, Zustimmung aber auch Mitleid. Wohl Mitleid dafür, dass eine silberhaarige Frau aus den freien Städten Asha Graufreud gezähmt hatte.

Genüsslich sog ich den Duft meiner Königin ein, als ich mit dem schwarzen Umhang um meine Schultern auf meinem Bett saß. Ich ließ das dunkelrote Anstecktuch durch meine Finger gleiten. Vor drei Jahren hatte ich einen Eisenmann am Schiff gehabt. Am Abend hatte ich ihn gesehen, wie er an der Reling stand und sehnsüchtig auf's Meer sah. Ich hatte ihn gefragt, was er denn habe, ob ihm der Alkohol nicht bekäme. Er hatte geseufzt und mir von seiner Frau erzählt. Eine junge Frau die zur Hälfte wohl dornisch war. Sie war zu dem Zeitpunkt mit seinem Kind schwanger. Ich hatte gelacht und ihm gesagt, dass auf See das Meer unser Weib war. Auf See brauchten wir nicht an unsere Frauen auf den Eiseninseln zu denken... wie dumm ich damals gewesen war. Ich hatte es nicht verstanden. Jetzt verstand ich es. Die Sehnsucht nach meiner Königin brachte mich fast um. Es fühlte sich fast so an, als würde mich mein Herz zurück nach Drachenstein ziehen wollen. Als würde es direkt zu Daenerys fliegen, wenn man es mir aus der Brust schneiden würde. „Wie weich bin ich geworden?", murmelte ich vor mir her und legte das Tuch weg. „Asha?", Theon hämmerte an meine Tür. „Wir legen gleich ab! Du sollst noch mal alles kontrollieren.", erklärte er. Ich stand auf und kam zu ihm, nachdem ich den Umhang aufs Bett gelegt hatte. „Komm, Theon. Zeig mir mal ob du noch was weißt.", schlug ich vor. Er nickte und ging voraus.

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