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POV Theon

Ich hatte meinem Onkel alles gesagt, was ich wusste. Ich brauchte einfach jemanden, der mich leitete! Bisher war es Asha gewesen. Doch... ohne sie... ich brauchte Victarion! Er hatte mir die ganze Zeit zugehört. Saß da in Ashas Stuhl und lauschte bis er sich nun erhob und mit den Armen hinter dem Rücken verschränkt zum Fenster trat. „Nun...", begann er und räusperte sich. „Das wirft natürlich ein völlig neues Licht auf die Sache. Aber es verbessert meine Meinung über die Drachen-Königin nicht. Arme Asha... so nah und doch so fern muss die Königin für sie erscheinen. Sie kann sie berühren. Mit ihr schlafen, sie küssen doch... ihr Herz wird Asha nie gehören.", seufzte er und trat zum Bett meiner Schwester wo er sich an die Bettkante setzte. „Ach Asha...", seufzte er und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Die Liebe ist ein so wundervolles Gefühl. Aber wenn sie nicht erwidert wird... dann wird es zum Schlimmsten. Meine arme Nichte.", seufzte er. Mir war bewusst, dass er Asha deutlich mehr liebte als mich. Mich sah er eher als... nun als Knappen? Oder Schützling. Doch Asha war für ihn wie eine Tochter. Er liebte sie über alles, das sah ich ihm an. Doch verstand ich es. Asha war keine zehn Jahre fort gewesen. „Onkel ich... ich weiß nicht was ich tun soll... und jetzt sollen wir auf die Lennisters treffen! Wenn Daenerys nun nicht hilft? Was dann?", wollte ich wissen. Mein Onkel sah auf. Seine Augen waren dunkel. Er stand auf. „Dann töten wir sie alle! Wir sind Eisenmänner! Den Festländern überlegen! Wir treffen sie bei Nacht! Wir schlachten sie so hinterhältig ab, wie sie es mit Asha getan haben! Mitten in der Nacht beschießen wir sie mit Feuerpfeilen! Brennen alles nieder was sie haben!", erklärte er und stürmte zur Tür. „Onkel!", hielt ich ihn an und er stoppte. „Wenn... wenn Asha wieder aufwacht... und... und Danerys ist bereits mit Jon Schnee verheiratet, was tun wir dann?", wollte ich wissen, da ich mich da wirklich um Asha sorgte. Allein die Sorge um die Ehe mit Jon Schnee hätte sie beinahe schon umgebracht. „Dann, Theon, passen wir jede Minute auf sie auf. Ansonsten folgt sie noch deinen Brüdern auf den Meeresgrund.", erklärte er und ging.

Es war mitten in der Nacht. Ich lag zusammen gekauert neben Asha auf dem Bett und versuchte irgendwie meine Schwester zu wärmen, deren Körper einfach nicht warm wurde! „ALARM!", hörte ich einen Ruf und ich sprang auf. Schnell zog ich die Decke, auf der ich gelegen hatte, über Asha und zog dafür ihre kalte weg, bevor ich aufsprang. Zog ich mir meinen Lederharnisch an und packte meinen Gürtel mit samt Schwert bevor ich raus stürmte.

„Was gibt es?", wollte ich wissen als ich Victarion oben beim Steuerrad traf. „Hier.", er reichte mir ein Fernrohr und ich sah hinein. Da waren sie. Die goldenen Löwen der Lennister die auf dem roten Segel prangten. „Und nun?", wollte ich wissen. „Es ist eine Schande, dass diese unglaubliche Waffe mit Ashas Seehure auf dem Grund des Meeres liegt... damit hätten wir ein Gemetzel anrichten können. Aber gut. So brennen wir sie nieder! Zwei Schiffe segeln bereits mit schwarzen Segeln und ohne Licht. Sie lassen Öl ins Wasser. Eigentlich Vorräte für unsere Öllampen aber... da sehe ich die Lennisters lieber brennen! Das Öl auf dem Wasser wird vom Wellengang zu der Flotte der Lennister getragen. Wir kommen langsam näher. Schießen zuerst mit einem brennenden Pfeil ins Wasser. Dann wird die Hölle unter ihnen ausbrechen. Und von oben werden wir weitere Pfeile abschießen. Nur zu gerne würde ich die Schiffe kapern... wenn die Lennister-Königin darauf wäre...", er gab ein Knurren von sich. „Habt Ihr sie jemals gesehen, Onkel?", wollte ich wissen. „Ja. Einmal im Vorbeigehen. Vor vielen, vielen Jahren als Robert Baratheon Schiffe kaufen wollte. Doch für den Preis lachte ich ihn aus und meinte, nicht mal für eine Nacht mit seiner Frau würde ich auch nur über diesen Preis nachdenken! Dann bin ich gegangen. Cersei ist äußerlich schön. Wenn sie auf einem der Schiffe wäre und wir würden auf sie treffen, so würde ich ihr zeigen, wie ein echter Mann eine Frau nimmt. Danach würde ich sie für ihre Taten töten.", erklärte er. Ich nickte. „DA! Siehst du das?", Victarion deutete in die Ferne. „Ja! Die Fackel!", bemerkte ich und sah den schwenkenden Feuerfunken in der Ferne. „Das Signal! Möchtest du?", wollte er wissen und reichte mir einen Bogen. „Wieso ich?" „Weil Asha immer gesagt hat, sie bewundere dein Können im Bogenschießen. Und wenn Asha von jemandem in solchen Tönen spricht, dann musst du ein begnadeter Bogenschütze sein!", erklärte er und nahm eine Laterne, die er unter einem Tuch verborgen hatte. Dazu einen Pfeil, dessen Spitze mit geölten Tuch verbunden war. Diesen entzündete er und reichte ihn mir. Ich spannte den Bogen und zielte in die Ferne. „Wohin?", wollte ich wissen. „Siehst du die Fackel in der Ferne? Ungefähr fünfzig Meter näher an der Küste!", erklärte er. Ich nickte, atmete tief durch, hielt die Luft an, zielte und schoss. Der Pfeil zog wie eine Sternschnuppe durch die dunkle Nacht. Es war ein Anschlag, den wir hier auf die Schiffe verübten. Nicht unsere Art. Doch heute musste es sein. Ansonsten würde unsere Königin das nicht überleben. „Hoffentlich ist unser Schiff weit genug weg.", bemerkte ich während sich der Pfeil senkte. „Sie kennen das Risiko. Sie gehen es für ihre Königin ein.", erklärte er und schon stand das Meer in Flammen. Mit einem Stoß war es taghell und ich sah die Schiffe genauer. Fünf Schiffe... das waren niemals alle! Das war... was war das? Vielleicht nur Schiffe, die Ressourcen nach Dorne brachten? Niemals Soldaten! Eine Falle konnte es auch nicht sein! Eine Falle hätte es ein paar Kilometer zuvor sein können, dort wären die Klippen günstig gewesen. Doch das... das schien mir zu einfach. „Es ist zu einfach.", sprach ich es aus als bereits der erste Pfeilhagel auf die feindlichen Schiffe zukam. „Ist das so schlimm?", grinste Victarion und drehte am Steuerrad um in Richtung der Flammen zu segeln. „Wollen wir sehen, ob wir etwas aus dem Wrack bergen können?", grinste er. „A.... Aber... Asha...", stotterte ich. „Oh... du hast recht. Ja. Lassen wir es. Umsegeln wir den Brand. So sind wir schneller. Brummte er. Ich nickte und sah wieder auf die Schiffe. „Komisch... ich sehe gar keine Männer auf dem Schiff.", bemerkte ich als die Flammen das Holz einhüllte. „Wieso? Die Flammen sollten die Männer doch an Deck trei...", ein lauter Knall unterbrach meinen Onkel als das Schiff der Lennisters explodierte. Ebenso die anderen Schiffe. „Diese Schlampe hat die mit Schwarzpulver beladen!", brüllte Victarion, der wohl ebenso wie ich nun erst mal weniger nach dem Knall hörte. „Aber wir kommen doch nicht näher ra...", Victarion packte mich und zerrte mich zu Boden. Verwirrt sah ich ihn an. Wir waren doch nicht nah genug dran! Sie konnte uns doch damit nicht töten. Da fiel es mir auf wieso mich mein Onkel gepackt hielt. Ich klammerte mich an seinen Umhang als die Welle unser Schiff traf. Eine riesige Welle, die unser Schiff überflutete. Victarion hatte die Reling gepackt und griff so fest er konnte zu als das Wasser über uns spülte und an uns zerrte. Ich hörte die Männer schreien und als ich meine Augen trotz des salzigen Wassers öffnete sah ich einige Männer, die von der Welle ins Wasser gezerrt wurden. Schnell war es vorüber und hatte uns gut die halbe Mannschaft gekostet. Niemand war darauf vorbereitet gewesen. Weitere Wellen trafen uns, allerdings überschwemmte uns nichts mehr. Doch schaukelnden wir hin und her. Ich bekam schon Angst, dass wir kentern würden. Doch stemmte sich Victarion auf und hielt mich am Arm fest, bis auch ich wieder die Reling gefasst hatte. „Halt dich gut fest. Nicht, dass du uns noch über Bord fällst. Den Prinzen dürfen wir nun auf gar keinen Fall verlieren!", brummte er. Die Wellen schaukelten unser Schiff. „LEBT DER KAPITÄN NOCH?", brüllte Victarion über das Deck. „H... Hier, mein Lord...", ein Eisenmann kroch tropfnass zur Treppe um zu uns hoch zu taumeln. „Ich... ich bin der Kapitän... mein Lord...", keuchte er und stellte sich halbwegs gerade vor uns. „Dann bring uns nach Drachenstein! Sofort! Und so schnell wie möglich!", befahl Victarion. „Ja, mein Lord!", er trottete weiter. „Mein Prinz.", kurz verneigte er sich vor mir bevor er das Steuerrad in die Hand nahm. Victarion setzte sich auf die Treppe. „Sieh! Dort hinten! Zwei unserer Schiffe sind gekentert.", meinte er. „Sollten wir ihnen helfen?" „Nein. Da segeln bereits drei Schiffe hin und helfen den Überlebenden. Wir müssen Asha nach Drachenstein bringen!", brummte er. Ich nickte. „Ich sehe mal nach ihr.", erklärte ich und ging.

Meine Schritte waren immer schneller geworden als ich zu Ashas Kajüte ging. Ich riss die Tür auf. „ASHA!", keuchte ich. Sie lag quer auf dem Boden doch schien ihr Arm nach wie vor in der Schiene zu sein. Ich zog die Decke weg und hob vorsichtig ihren leblosen Körper an. Sanft legte ich sie ins Bett und deckte sie wieder zu. Später müsste sie der Maester noch einmal ansehen. Eine Naht an einer ihrer kleineren Wunden war aufgeplatzt und die Große blutete stark durch den Verband. „Das näht der Maester wieder zusammen, Asha... keine Angst...", stotterte ich und wechselte ihren Verband. Die große Wunde war nicht aufgeplatzt. Sie hatte nur zu bluten begonnen. Schnell deckte ich Asha wieder zu. Hoffentlich war der Maester noch an Bord und nicht vom Meer verschlungen worden. „Keine Angst, Asha... noch ein oder zwei Tage.", hauchte ich und legte mich neben sie um sie wieder zu wärmen. Sie war eiskalt. Zwar hob und senkte sich ihr Brustkorb doch war sie kalt wie Eis. Und was mir am meisten Sorgen machte war... dass sie schwitzte.

SalzliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt