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Es dämmerte bereits. Schlafen konnte ich schon lange nicht mehr. Ich hatte mich gewaschen und ging nun durch den Burghof. Ich wollte mal den Götterhain sehen. Ich war noch nie in den Genuss gekommen einen zu sehen. Höchstens mal während eines Kampfes aber da hatte ich keine Zeit gehabt ihn anzusehen. „Edle Mutter, Quell der Gnade, Rett' unsre Söhne vor dem Krieg. Senk ihre Schwerter, ihre Pfeile, Zeig ihnen einen besseren Weg.", hörte ich jemanden singen. Leise schlich ich näher. Es war schön. Ein kleiner Teich bei dem ein Wehrholzbaum stand. Darin war ein Gesicht eingeschnitzt. Davor kniete jemand. „Edle Mutter, Stärkste der Frauen, Hilf unsren Töchtern durch diesen Streit. Lindere Zorn, bezähm die Wut, Zeig uns den Weg in die bessere Zeit.", sang sie. Es war Lady Sansa Stark welche da in einem grauen Kleid kniete. Ein weißes Fell um ihren zarten Nacken gelegt. Mit geschlossenen Augen sang sie bis sie fertig war. Und ich lauschte ihrer schönen Stimme. „Ihr singt wunderschön.", bemerkte ich und sie zuckte zusammen. „Lady Graufreud... ich habe Euch gar nicht kommen hören.", bemerkte sie und stand auf. Dabei reichte ich ihr höflich die Hand und half ihr hoch. „Verehrt Ihr die alten Götter des Nordens?", wollte sie wissen. „Nein. Und zu den Sieben bete ich ebenfalls nicht. Ich bete zum ertrunkenen Gott.", erklärte ich und sah auf den Teich. „Ich hoffe, ich störe Euch nicht.", bemerkte ich. „Nein, nein. Aber... was tut Ihr hier wenn Ihr keine Götter anbetet?", wollte sie wissen. „Vergebt, ich bin mit den nördlichen Sitten nicht vertraut. Ich wollte mir nur den Götterhain ansehen. Ich habe noch nie einen bewusst besichtigen können. Und ich muss zugeben... es ist wirklich schön. Und friedlich hier.", bemerkte ich. „Ja. Aber das kommt auf die Situation an. Wenn ein mörderischer Bolton auf Euch wartet um Euch zur Frau zu nehmen, dann ist das Gefühl des Friedens verschwunden.", seufzte Sansa und strich über die Rinde des alten Baumes. „Das glaube ich Euch. Theon hat... naja er... er gestand mir seine Sünden. Er weint oft. Nicht mehr jede Nacht und langsam wird es besser. Es tut ihm schrecklich leid!", meinte ich. „Soll es ihm leid tun. Soll er sich die Augen ausweinen. Er sah zu wie Ramsay Bolton sich an mir vergriff ohne auch nur ein Wort zu sagen! Während ich weinte und schrie!", brüllte sie mich an. „Vergebt. Natürlich. Ihr habt Recht. Ich... ich möchte nur, dass es meinem Bruder gut geht. Und Eure Vergebung wäre da schon ein guter Schritt in die Richtige Richtung.", meinte ich. „Nein. Die erhält er nicht. Eher kämpfe ich persönlich gegen die weißen Wanderer!", meinte sie. Ich lachte auf. „Ich werde das wohl in der nächsten Zeit tun müssen. Wenn Ihr wollt nehme ich Euch mit aufs Schlachtfeld.", grinste ich. Sie lachte leise und heiser auf. „Nein danke, Lady Graufreud. Ich danke bereits den Göttern, dass unsere Nordmannen die Anderen in der Nähe der Mauer halten können. Winterfell wäre doch recht nah und für einen Eisdrachen... wohl ein leichtes Ziel.", bemerkte sie und sah besorgt zum Himmel als könnte jeden Moment ein Drache in Sichtweite gelangen. Ich strich ihr über den Arm. „Sorgt Euch nicht. Es wäre Zeitverschwendung. Die Wanderer kommen ob Ihr Euch sorgt oder nicht. Panisch könnt Ihr werden, wenn Ihr ihn über Euch fliegen seht.", meinte ich und sie nickte. „Da muss ich Euch recht geben.", seufzte sie. Ich sah mich um. „Winterfell... eine wirklich faszinierende Burg. Sicher mit vielen Geheimnissen.", bemerkte ich. „Ja. Und Ihr schafftet es trotzdem hier mit ein paar Eisenmännern hereinzukommen, ein paar Männer der Boltons zu töten und wieder zu gehen.", lächelte sie. Ich zuckte mit den Schulter. „Aber Theon fand ich nicht. So sehr ich ihn in der Burg suchte so fand ich nur Stinker, den ich nicht aus den Zwingern bekam. Meinen eigenen Bruder so zu sehen..." „Ich kann es mir gut vorstellen. Ich hielt einst zwei meiner Brüder für Tod. Dann starb mein ältester Bruder. Dann gestand mir Euer Bruder, dass die, von denen ich dachte er hätte sie ermordet, lebten. Rickon sah ich das nächste mal, als Ramsey ihn loslaufen ließ und ihn erschoss. Bran... nun... ich weiß nicht, ob Bran noch etwas für uns empfindet. Er redet nicht mehr wie der Bran den ich einst kannte.", seufzte sie. „Ich hörte einst als Kind, dass ein gerechter Mann in Winterfell lebe. Ein großer Lord. Natürlich sprach mein Vater anders von ihm aber hin und wieder kamen Ritter vom Festland zu uns und erzählten in den höchsten Tönen von Eddard Stark. Aber ich war erzogen worden ihn zu hassen. Von ihm nur zu wissen, dass er ein eitler Pfau war der meinen kleinen Bruder verschleppte.", seufzte ich. „Ich verstehe Euch gut. Aber folgt mir bitte. Ihr sollt nicht so über meinen edlen Vater denken wenn ich es ändern kann.", bat sie und ging voraus. Schweigend ging ich ihr nach.

SalzliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt