Das Boot war dank des Ankers fest. Das Segel bereits oben. Ich rannte zu der gigantischen Armbrust und wartete. Wartete auf den Nachtkönig. Die Offiziere... ihre Augen... der eine hatte mich direkt angesehen! Doch aus der Ferne hatte ich ihn nicht ganz bemerken können. Theon hatte die besten Augen von uns beiden. Ich hatte nun wirklich Angst. Das waren die Offiziere gewesen. Ich würde den König vom Himmel holen! Ich hatte riesige Angst. Zum ersten Mal in meinem Leben! Vor dem Ertrinken fürchtete ich mich nicht. Doch... ich fürchtete mich davor ein... ein Wanderer zu werden. Dass ich verlieren würde! Mein Herz verlieren würde sowie meinen Verstand! Und dass mein Körper sich gegen meine Verbündeten richten würde. Gegen Theon... gegen Daenerys. Davor fürchtete ich mich. Ich atmete tief durch. Angst konnte ich nicht gebrauchen. Leise murmelte ich ein Gebet vor mich hin. Zuerst flehte ich den Ertrunkenen Gott um Kraft und Mut an. Ebenso meine Familie. „Vater, Ihr sagtet mir einst ich sei ein großartiger Kapitän und Kämpfer. Bitte gib mir heute deinen trotzigen Kampfgeist der mich nicht vor meinem Gegner zurückschrecken lässt. Maron, du lobtest mich einst ich sei mutiger als so mancher Mann. Niemand übertraf dich je an Mut. Bitte lass mich heute so mutig sein wie du es warst, als du den Männern von Robert Baratheon und Eddard Stark gegenüberstandest. Rodrik, an deinen Armen hing je ein Nordmann als du mit der Axt durch deine Gegner schlugst. Bitte, gib mir heute deine Kraft dass ich meinen Gegner erschlagen kann lange bevor seine Klinge mich streift. Ertrunkener Gott, deine gesalbte Dienerin Asha aus dem Hause Graufreud spricht zu dir. Ich bitte dich um deinen Segen heute den Nachtkönig zu töten! Die Eiseninseln frei von den Ketten Westeros zu sprengen und dein Volk, deine Dienerschaft, frei leben zu lassen! Bitte, lass das Leben deiner Diener heute über den Tod siegen. Was tot ist kann niemals sterben. Doch erhebt es sich von neuem. Stärker und Härter. Wie ich es einst tat.", hauchte ich und erkannte meinen heißen Atem in der Luft. Ich hörte einen Schrei und erstarrte kurz bevor ich mich zwang in den Himmel zu sehen.
Weiße Schuppen säumten den massigen Körper und ein Schwall aus hellblauem Eis zog sich über den Himmel. Die Augen des Drachen groß und eisblau. Ich zielte. Es musste nur ein Treffer sein. So schwer könnte es doch nicht sein. Er kam näher. Noch war er nicht in Reichweite! Mit einem weiteren Stoß aus blauem Feuer zerstörte er zwei meiner Schiffe. Ich schluckte. Wie hatte er es so schnell zerstören können? Das waren Kriegsschiffe gewesen! Ich hörte einen Drachen brüllen und schluckte. Das Brüllen kannte ich. Drogon! Nein! NEIN! Meine Königin durfte noch nicht herkommen! Nicht zu dem Nachtkönig! Ich musste nun schießen! Ich zielte und zerrte die riesige Waffe in Position. Gleich wäre er da. Der Nachtkönig hatte meine Königin entdeckt. Ich sah ihn wie er mit seinem Speer ausholte. Er war direkt über mir. Und ich schoss.
Mein Herz setzte einige Sekunden aus. Der Pfeil zischte durch die Luft... und traf. Der Eisdrache gab nur einen kurzen Schrei von sich bevor er in Milliarden von kleinen Teilchen zersprang. Ich keuchte und wich zurück. Ich sah einen Menschen. Nein. Einen Wanderer, der mit herabschauendem Blick hinunter fiel. Ich starrte ihn an. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich unsere Augen und es fühlte sich so an, als würde mir das Herz in der Brust gefrieren. Diese Augen... diese strahlend hellblauen Augen... mit denen er mir direkt in meine Seele gesehen hatte. Im nächsten Moment war er im Meer verschwunden. Ich fiel zu Boden und kroch keuchend zurück. Er hatte mir direkt in die Augen gesehen! Es fühlte sich so an, als hätte er mir all meine Geheimnisse mit Gewalt entlockt. Als hätte er mich in einer Sekunde gebrochen. Selbst unter Folter bei Euron hatte ich kein Wort gesagt. Selbst als er mich an sein Bett kettete hatte ich ihn noch ausgelacht. Doch das... es fühlte sich schlimmer als jede Folter an. Als hätte er mir direkt die Geheimnisse aus meiner Seele gerissen. Ich schüttelte den Kopf. Aber es war geschafft. Ich hatte ihn auf den Grund des Meeres geschickt und der Drache war Geschichte. Ich sah zum Himmel. Die Wanderer waren leider nicht tot. Doch Daenerys flog mit Drogon und Rhaegal über sie hinweg und verbrannte sie. Jon Schnee kämpfte gerade mit einem der Offiziere. Jedenfalls musste er es sein. Mit dem Schwarzen Fell um seine Schultern. Er stand direkt an der Küste so konnte ich ihn sehen. Die Feuer, die die Drachen entzündet hatten, beleuchteten die Krieger. Ich sollte auch an Land und kämpfen! Jaime Lennister tötete den Offizier neben ihm. Ich entdeckte keine weiteren. Also waren es dir letzten. Verdammt... wieso hatte Cersei keine Unterstützung geschickt? Es würde so viel schneller gehen! Aber gut. So fielen ja hauptsächlich nur Nordmannen. Und die waren mir egal. Auch kämpften Frauen unter ihnen. Das sollte ich auch auf den Eiseninseln einführen! Frauen konnten auch kämpfen. Und ich als Königin würde auch Frauen in die Armee aufnehmen! Ich hörte ein leises Klirren und fuhr herum. Nein... nein... nein... nein... NEIN! Bitte nicht. Bei allen Göttern bitte nicht! Eine eisblaue Hand hatte die Reling ergriffen und schon zog sich der Nachtkönig auf mein Schiff. Sofort war er auf den Beinen. Ich wich zurück. Er hingegen schien mich nicht zu bemerken. Er zog einen langen Speer aus weißem Eis und zielte. Ich folgte seinem Blick. Nein! Er zielte auf Daenerys! „NEIN!", brüllte ich, zog meine Axt und warf sie nach ihm. Gerade so konnte er ausweichen und brüllte mich an. Dieses Brüllen... daran war nichts menschliches! Ich zog mein Schwert und hielt es zitternd zwischen uns. „Ich la... lasse nicht zu, dass du meiner Königin auch nur ein Haar krümmst...", stotterte ich und er trat auf mich zu. Er zog sein Schwert. Eine lange Klinge aus Eis. Ich zuckte zurück. Bei den Göttern! Wo war mein Mut? Jon Schnee hatte sich ihm gestellt! Er war ein Bastard des Nordens! Und ich war die Tochter des Balon Graufreud! Ich war mehr Eisenmann als so manch anderer. Ich riss mich zusammen. „Sehen wir wer gewinnt.", knurrte ich und griff an. Sofort wehrte er meinen Schlag ab. Seine Augen fixierten mich doch vermied ich ihm in die Augen zu sehen. Ich schlug erneut zu. Und wieder wich er aus. Nun schlug er zu. Und nochmal. Und nochmal. Ich wich aus. Ich war furchtbar angespannt. Ich wusste nicht was geschehen würde, wenn er mich traf! Würde er mir damit eine Wunde verpassen? Mich damit sofort töten? Mir Erfrierungen verpassen oder würde es mich gar sofort zum Wanderer machen? Am besten wäre es, wenn die Königin nun mein Schiff verbrennen würde. Der Nachtkönig wäre sofort tot! Der Nachtkönig warf sein Schwert weg und packte den Speer, den er vorhin hatte fallen lassen. Damit war er schneller und ich konnte kaum noch ausweichen. Mit ein paar festen Schlägen konnte ich ein paar Meter gewinnen. Trotz der Kälte war ich Schweiß gebadet. Das Monster vor mir schien kein Stück erschöpft. Ich machte einen Sprung zurück und sah auf. Unsere Blicke trafen sich und ich erstarrte. Dieser Blick... ich konnte mich nicht abwenden! Er hatte so etwas... Hypnotisches. Mir war kalt. So kalt... so furchtbar kalt als läge ich in Eiswasser. Wie sich Wärme anfühlte hatte ich bereits vergessen. Er machte einen Schritt auf mich zu. So kalt... Wieso kämpfte ich eigentlich noch? Es hatte doch keinen Sinn. Ich würde verlieren! Und wieso wollte ich gewinnen? Um auf einer einsamen Insel zu sitzen ohne die Frau die ich liebte? Wieso sollte ich mein Leben nicht dem Nachtkönig opfern? Er würde mich führen! Würde das Land in seine Gewalt nehmen! Wenn Daenerys eine von uns wäre würde sie dann gar nicht mehr auf Titel und Ansehen achten! Dann wäre es egal. Sie wäre mein! Wäre es dann noch wichtig? Wohl nicht. Es wäre so einfach. Ich müsste nur kurz stillhalten. Bis mich mein König zu seinem Diener gemacht ha... WAS? Ich zuckte zurück und riss die Augen auf. Der Nachtkönig war mir so nah. Aus Reflex stieß ich mein Schwert vor. Mit ganzer Kraft, schreiend vor Anstrengung und Adrenalin. Ich stieß es ihm durch den Brustpanzer und durch seinen eisigen Körper hindurch. Er riss die Augen auf. Wissend, dass ich ihm nicht verfallen war. Dass ich durch seine Kraft nicht erstarrt war. „Ich folge meiner Königin! Daenerys! Ich folge keinem verrotteten König!", knurrte ich. Der Nachtkönig fiel auf die Knie. Und zersprang.
Ich wusste nicht wie lang ich in dieser Position verharrt hatte. Wohl nicht lange. Ich fiel auf die Knie und wimmerte. Wischte mir die Tränen aus den Augen. Bei allen Göttern. „Ich... Ich... ich habe den Nachtkönig getötet.", keuchte ich bevor ich in erleichtertes Gelächter ausbrach und mir über die Augen rieb. Meine Tränen waren fort. Ich stand auf und sah an Land. Die Wanderer waren fort. Jaime Lennister riss sich den goldenen Helm vom Kopf. Der Mann neben ihm, wohl Jon, nahm ebenso den Helm ab. Drogon landete und ich sah Daenerys an. Sie war mir am nächsten und ich sah in ihre Augen. Ihre violetten Augen glänzten glücklich. Ich konnte es nicht glauben! Ich hatte den Nachtkönig besiegt! Nicht Jon Schnee! ICH hatte es geschafft. Daenerys strahlte mich an. Plötzlich sah sie schockiert neben mein Schiff. Ich folgte ihrem Blick und rannte hoch zum Steuerrad um über die Anhöhe zu sehen. Ich schluckte. Mein Herz setzte ein paar Schläge aus. Schiffe. Mit dem Löwen der Lennisters darauf. Und sie schienen nicht hier zu sein um uns zu unterstützen. Das vorderste hatte eine Spitze daran und steuerte mich mit rasender Geschwindigkeit direkt an. Nein! Ich rannte zum Anker um das Schlimmste zu verhindern! Doch bräuchte man mehrere Männer um den hochzuziehen. Auf dem Weg schnitt ich mit meinem Schwert die Taue durch und die Segel fielen herunter. Den Anker konnte ich vergessen also vertäute ich einfach das Hauptsegel um irgendwie auszuweichen. Mein Blick fiel auf die Küste. Daenerys hatte die Hände schockiert vor ihren Mund geschlagen und dann hörte ich das Holz splittern. Ich fiel zurück und hielt mich an einem frei schwingenden Tau fest, welches ich noch nicht vertäut hatte. Ich packte es so fest ich konnte. Ich starrte das Lennister-Schiff an. Das Schiff bohrte sich in meines. Der Mast brach ab und das Schiff stellte sich quer. Ich schrie vor Schreck auf und klammerte mich an das Seil. Ich rutschte vom Schiff und das einzige, was mich über dem Wasser hielt war dieses Seil. An welchem ich nun gut vier Meter über dem Wasser schwang. „ASHA!", meinte ich aus der Ferne die Stimme meines Bruders zu erkennen. Ich hörte ein weiteres Knacken. Ich sah die Lennisters mein Schiff mit Fackeln und Feuerpfeilen beschießen. Nein... ich hatte den Eisdrachen getötet! Ich hatte den Nachtkönig getötet! Ich... mein Schiff brannte lichterloh. Ich versuchte hochzuklettern um wieder Holz unter meinen Füßen zu haben als der Mast komplett splitterte. Ich starrte hoch. Der Mast fiel in meine Richtung. Das Seil war daran gebunden und so fiel ich ins Wasser. Ich ließ das Seil los und wollte weg! Ich musste an Land! Zu meiner Königin! Ich musste hoch. Wenigstens Luft schnappen! Ich hörte ein Platschen und ich sah auf. Meine Augen brannten vom Salz doch riss ich sie trotzdem auf als aus dem Licht meines brennenden Schiffes der Mast kam. Nein! Der Mast flog direkt auf mich zu und bevor ich etwas tun konnte erwischte er mich am Kopf und verbannte mich mit dem letzten Gedanken an meine Königin in Dunkelheit.
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Und bevor ihr fragt: Nein, das war nicht das Ende der Geschichte. Und ab JETZT (sollte es noch jemand gewollt haben) könnt ihr keine Fragen mehr stellen.
Hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Seht es als Staffelfinale.
LG Yuri-Autor

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Salzliebe
FanfictionAsha Graufreud wurde von ihrem Onkel Euron entführt und ist nun nicht mehr von Wert im Spiel um den Thron. Doch dank ihres Bruders schafft Asha es wieder ins Spiel zurück und zu ihrer Königin. Denn als sie von Euron mitgenommen wurde war da etwas z...