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POV Theon

Schon die ganze Zeit über hatte ich Angst sie würde aufhören zu atmen. Sie war nun schon seit über einer Woche so. Bald wäre sogar ihr Namenstag. Bald wäre meine große Schwester 29 Jahre alt... Vielleicht stand Daenerys deshalb eher auf Jon. Daenerys war 22 Jahre alt. Asha sieben Jahre älter. Und Jon nur eines. Langsam entwickelte ich einen Hass auf die Königin, den meine Schüchternheit nicht zurückweisen konnte. Sie hätte Asha auf dem Gewissen wenn sie sterben würde! Es klopfte und ich sah auf. „Herein.", bei allen Göttern wenn es wieder Jon wäre würde ich ihn umbringen. Doch zu meiner Überraschung trat Daenerys ein. „Königin Daenerys von Westeros...", knurrte ich. Ich konnte sie nicht mehr einfach nur Königin nennen. Denn sie war nicht mehr die meine. Sie war, wenn überhaupt, die Königin von Westeros. Asha war meine Königin. „Daenerys reicht, Prinz Graufreud...", murmelte sie und tapste näher. „Wieso?" „Wieso was?", sie sah mich fragend an. „Wieso kommt Ihr jetzt? Sie liegt hier seit acht, fast neun Tagen und Ihr habt Euch noch nicht blicken lassen. Selbst Euer Verlobter war bereits hier.", knurrte ich. „Ich... Ich weiß ich... ich wollte nur... nur sehen ob..." „Ob sie noch atmet?", knurrte ich und sie nickte schüchtern. „Ihr habt meine Schwester..." „durch die Hölle geschickt. Ich weiß..." „Ich wollte sagen auf dem Gewissen wenn sie aufgibt. Aber so auch.", brummte ich. „Darf ich... darf ich etwas allein mit Asha sein?", wollte sie wissen. „Nein. Immer wenn Ihr mit meiner Schwester allein wart kam sie aufgewühlt zurück. Ihr habt mit meiner Schwester geschlafen, sie als Eure Hure benutzt! Ihre Liebe ausgenutzt...", warf ich ihr vor. „Ja... doch... doch... Bitte... ich will nur etwas Zeit mit ihr...", bat sie. „Nicht allein.", beharrte ich. Sie nickte und trat langsam zu Bett. Sie setzte sich vorsichtig an die Bettkannte und strich Asha durchs Haar. Diese rührte sich keinen Millimeter. „Sie genoss es immer wenn wir uns so nahe waren.", begann sie zu sprechen. „Natürlich genoss sie auch unser körperliches... Ihr wisst schon... doch sagte sie mir auch oft, sie liebe es auch nur ruhig neben mir zu liegen. Wenn ich ihr durchs Haar strich... wenn ich ihr etwas vorsang... was ich zugegebenermaßen nur einmal tat... sie sagte mir immer wieder wie sehr sie meine Nähe genoss. Wie sehr sie es liebte einfach meine Nähe zu spüren. Ich glaube es lag daran, dass sie in solchen Momenten wusste, dass sie viel mehr für mich war als ein Vasall und eine Hure.", erzählte sie und ich wurde hellhörig. „Sie war mehr?", brummte ich gespielt desinteressiert, da ich es Asha zu liebe wirklich wissen wollte. „Es... Es hat keinen Sinn.", seufzte sie und legte sich neben meine Schwester bevor sie sich an sie kuschelte. Ich seufzte und stand auf. „Ich lasse Euch bei Ihr.", meinte ich und zog die Decke über die beiden. „Aber nur aus einem Grund.", ich sah in Daenerys dankbare Augen. „Ihr seid vom Blut des Drachen, Asha erzählte mir, dass Euer Körper wärmer ist als der anderer Frauen. Und Wärme kann sie brauchen.", brummte ich und ging. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen. Jetzt fiel ihr ein sie zu lieben! Jetzt! Wenn Asha wieder wach werden würde, so könnte sie gut zu Asha sein! Daenerys könnte mit Asha endlich reinen Tisch machen! Doch vorher würde ich sie verachten.

Ich spazierte etwas durch die Burg. Ich wollte nur noch, dass Asha endlich wieder wach wäre... Ich wollte, dass sie mit mir zurück nach Peik ging! Dass wir dort regierten wie es uns Rodrik einst versprochen hatte. Ich wollte nicht schon wieder ein Geschwisterchen zu Grabe tragen. Nicht schon wieder... Ich konnte das nicht! Bei den letzten Malen hatte ich mich an Asha geklammert. Doch sie... ich konnte Asha nicht beerdigen! Als ich bemerkte, dass ich bei der Küche war beschloss ich hinein zu gehen.

Die Diener huschten schnell an Töpfen und Pfannen vorbei. Es war wohl bald Zeit für das Abendessen. „Entschuldigung...", hielt ich eine junge Frau an. „Mmh?", sie sah mich erschrocken an. „Wer seid Ihr? Was tut Ihr in der Küche?", wollte sie wissen. Ich lächelte sanft. „Ich bin Prinz Theon Graufreud... Ähm... ich wollte nur fragen, wie es um das Essen meiner Schwester steht.", erklärte ich. „Oh vergebt...", schnell machte sie einen Knicks. „Ich... ich... das wurde bereits abgeholt.", stotterte sie. „Ach so... schon? Sonst kommt das Essen doch erst kurz vor Sonnenuntergang.", meinte ich. Ich wollte nun einfach reden. Egal mit wem. Egal über was. „Das stimmt. Doch kam der Befehl, sie wolle früher Essen. Es sollte bald bei ihr sein.", erklärte sie. „Hat die Königin befohlen, dass sie früher essen sollte?", fragte ich nach, da ja eigentlich ich dafür zuständig war. „Nein, Prinz Theon. Es war... ähm... ich muss gestehen ich kenne ihn nicht... er sah gut aus! Ungefähr Eure Statur. Vielleicht etwas breiter. Und schwarze Locken! Er hatte schwarze Kleidung an!", meinte sie. Ich riss die Augen auf. „Jon Schnee." „Ich weiß nicht..." „Ähm... Lord Jon Stark?" „GENAU! Lord Jon aus dem Hause Stark! Er fragte nach ob es schon fertig sei. Wir sagten ja und er meinte, er käme eh an ihrem Zimmer vorbei und würde es Euch bringen.", meinte sie. Ich nickte. „Okay... dann... dann werde ich Asha gleich mal etwas geben.", lächelte ich und ging. Auf dem Gang lief ich sofort los. Jon dürfte Daenerys nicht sehen!

Auf dem Gang schaffte ich es tatsächlich kurz vor Ashas Zimmer den Bastard von Winterfell einzuholen. „Jon!", rief ich. Er zuckte zusammen und fuhr herum. „T... Theon...", er sah in die Schüssel vor sich. „Ich wollte Ashas Essen holen. Gib es mir ruhig mit.", meinte ich. „Ähm...", er sah in die Schüssel, dann wieder zu mir. „Okay...", lächelte er und reichte sie mir. Ich nahm sie ihm ab und nickte. Jon ging ohne sich zu verabschieden. Ich atmete tief durch und ging die paar Schritte weiter zu Ashas Zimmer. Den Göttern sei Dank hatte er seine Verlobte nicht in Ashas erwischt...

Leise hörte ich Daenerys seufzen als sie sich im Schlaf enger an meine Schwester schmiegte. Bei ihrem Anblick wäre mir fast die Schüssel aus der Hand gefallen. Ich stellte sie neben Ashas Bett und sah auf die Beiden herab. Daenerys lag eng an Asha gekuschelt. Sie sahen aus... als wären sie füreinander geschaffen... Missandei hatte mir gesagt, als sie mir gestern das Honigwasser für Asha gebracht hatte, dass die Königin kaum noch schlafe. Doch nun schlief sie wie ein Baby. Konnte es sein? Konnte es sein dass Daenerys die Gefühle meiner Schwester wirklich erwiderte? Wieso sollte sie dann mit Jon verlobt sein? Mit einem Seufzen setzte ich mich in den Stuhl, den ich seit Tagen besetzte,sah auf die beiden und dachte nach.

Ich hatte lange nachgedacht. Und Daenerys hatte sich immer wieder, wenn sie weggerutscht war, mit einem missmutigen Brummen enger an Asha geschmiegt. Ja. Die Königin musste Asha lieben. Doch musste sie es ihr auch sagen! Doch blieb Jon... Hatte die Königin damit Asha schützen wollen? Nicht die Beste Wahl doch... es war eine Möglichkeit... Ich sah auf die Schüssel aus der Küche. Asha müsste mal wieder etwas Essen... wobei Essen zu viel gesagt war. Ich tunkte einen Lappen in das Zuckerwasser, heute sogar Honigwasser, und träufelte es in ihren Mundwinkel. Es floss in ihren Mund und landete in ihrem Magen. So konnte sie überleben. Und nicht verhungern. Ich seufzte und stand auf. „Mmh? Prinz Theon...", gähnte Daenerys und setzte sich auf. „Guten Morgen. Ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen.", bemerkte ich. „J... Ja... wieso seid Ihr nun so nett?", wollte sie wissen. Ich lächelte. „Weil Ihr meine Schwester liebt. Darum.", lächelte ich und rührte mit einem Löffel noch etwas in dem Wasser. Was waren das für Dinger die da drin waren? Zucker? War Zucker rosa? Egal. Es löste sich eh gerade auf. „Ich... NEIN!", keuchte sie. Ich lächelte. „Ihr habt seit Tagen kaum geschlafen. Nun neben meiner Schwester schlaft Ihr tief und fest. Ihr seht so glücklich bei ihr aus. Ihr kuschelt Euch immer so eng wie möglich an sie. Ich habe Euch beobachtet. Königin Daenerys, Asha wollte seit sie euch kennt nur eines von Euch hören. Kein Befehl. Keine bitte mit ihr ins Bett zu gehen. Sie wollte nicht Euren Körper. Nicht nur. Sie wollte Euch.", erklärte ich und sah auf meine Schwester. „Sie liebt Euch. Sie will Euch heiraten. Natürlich seid Ihr mit dem Bastard von Winterfell verlobt. Doch verachtet er Euch. Asha vergöttert Euch. Wenn Ihr schon den Bastard heiratet... so habe ich eine einzige Bitte an Euch.", erklärte ich. Sie sah mich fragend an. „Sagt es ihr. Ich werde es nicht tun. Wenn Asha wach ist, ich kenne sie, sie wird zuerst zu Euch wollen. Und dann möchte ich dass Ihr es ihr endlich sagt. Ich weiß nicht, wie lange sie ansonsten noch mit blutendem Herzen durch die Welt gehen kann.", erklärte ich. Sie nickte. „Das... ich denke darüber nach.", meinte sie. Gerade wollte ich neu ansetzen und sagen, dass darüber nachdenken nicht genug war. Doch war sie da schon fort. Ich seufzte und rührte noch einmal in der Schüssel bevor ich den Lappen darin tunkte. Die letzten rötlichen Kristalle lösten sich bereits. Welcher Zucker war rosa oder war es violett? Egal... war sicher so ein er Zucker. So etwas gab es auf Peik nicht... oder auf Winterfell. Kam sicher aus den freien Städten.


SalzliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt