Da ich nüchtern eingeschlafen war wunderte es mich nicht, dass ich tatsächlich vom heulen des Windes geweckt wurde. Ausnahmsweise ausgeschlafen stand ich auf und zog mich an, bevor ich nach draußen ging. Mal sehen was... einen Moment... ich hatte ja Besuch! Meine Laune erhöhte sich schlagartig und ich klopfte an die Tür neben meinem Zimmer. „Wer ist da?", rief meine Königin durch die schwere Holztür. „Ich bin es, meine Königin.", rief ich. „Tretet ein, Lady Graufreud.", erlaubte sie mir den Eintritt und ich öffnete die Tür. Meine Königin stand am Fenster und sah hinaus über die Felsen hinweg aufs Meer. Ich schloss die Tür und trat nahe hinter sie. „Es ist nicht Drachenstein aber..." „Es ist wunderschön hier. So faszinierend. So wild und ungezähmt.", lächelte sie. Ich legte meine Arme um sie. „Das Meer weit, wild und ungezähmt. Wie die Eiseninseln, besonders Peik, selbst.", hauchte ich sanft an ihr Ohr. „Wie Ihr es seid, Asha Graufreud.", lächelte sie und lehnte sich an mich. „Schon lange nicht mehr.", lächelte ich. „Denn vor einiger Zeit wurde ich von der Mutter der Drachen gezähmt.", flüsterte ich und hauchte ihr einen Kuss auf den Hals. „Ich habe Angst, Asha.", gestand sie. „Vor was?", wollte ich wissen. Wobei es so viele Möglichkeiten gab. Weiße Wanderer, Lennistersoldaten, Intrigen... „Vor meiner Ehe mit Jon Schnee.", erklärte sie. Ich nickte. „Vor was genau? Dass er sich zu Euch legt?", wollte ich wissen. „Das ist tatsächlich meine geringste Sorge. Ich verlor meine Jungfräulichkeit an einen Mann, den ich zu dem Zeitpunkt kaum kannte und der viel älter war als ich. Dagegen ist Schnee nichts. Ich habe um meine Kinder Angst... die beiden die ich noch habe.", gestand sie. Ich nickte. „Nun... ich habe kein Recht zu richten.", meinte ich. „Ihr habt das Recht. Was glaubt Ihr, wird Schnee mit ihnen tun?", wollte sie wissen. „Wenn Ihr es wünscht... ich glaube nicht, dass er sie frei lassen wird. Er wird zu viel Angst haben, dass sie Dörfer in Brand setzen.", meinte ich. „Und was wird er tun wollen? Er kann und wird nicht von mir verlangen, sie zu töten.", erklärte sie. „Das wird er nicht. Dafür sind sie zu starke Waffen. Aber mehr sind sie in seinen Augen nicht. Waffen und Bestien. Und sobald Frieden herrscht wird er sie in die düstersten Kerker Winterfells sperren wo sie niemals mehr das Tageslicht sehen.", erklärte ich. Sie nickte. „Das befürchte ich ebenso.", gestand meine Königin. Sie sah hinaus aufs Meer. „Darf ich Euch um etwas bitte?", wollte ich wissen, da mir soeben eine Idee kam. „Um was?", wollte die Königin wissen. „Schließt die Augen.", bat ich und meine Königin gehorchte. „Riecht Ihr das Meer? Hört Ihr das Rauschen? Stellt es Euch vor. Ihr steht auf einem Schiff. Vor Euch die ungezähmte, unbeugsame See. Über Euch fliegen Eure Drachen. Ihr könnt wohin Ihr wollt. Seit frei wie der Wind selbst. Und nun stellt Euch vor, wie Ihr an einer der Felsen unten steht. Wie die Gischt gegen den Stein schlägt und Euch die Kraft der See spüren lässt. Stellt Euch vor, wie Ihr ein Schiff seht. Groß. Und mehrere folgen. Viele. Unzählige. Und Ihr wisst, dass jeder Kapitän auf Euren Befehl hin eigenhändig sein Schiff mit samt sich selbst und der Besatzung versenken würde. Westeros kniet vor Euch. Das Volk vergöttert seine Königin. Weil sie gütig ist. Und gerecht. Ihr seht die Schiffe. Seht ihr sie?", wollte ich wissen. Sie gab mit geschlossenen Augen ein leichtes Nicken von sich. „Seht Ihr die Segel? Schwarze Segel. Schwarz wie die Nacht. Auf der einen Seite der Drache. Purpurrot zeigt er seine drei königlichen Köpfe. Neben ihm der gelbe Kraken. Das Wappen, das Euch die Freiheit schenkte. Dass eine Verbindung symbolisiert, die Euch an eine Frau bindet, die für Euch alles tun würde. Egal was. Ob morden, rauben oder sterben. Alles, nur um Euch lächeln zu sehen.", hauchte ich. Daenerys lehnte sich an mich und ihr Mund zeigte ein leichtes, zufriedenes Lächeln. Sie sah so glücklich und zufrieden aus. „Ihr wollt die Augen nicht öffnen, nicht wahr? Wie einfach wäre es für Euch, Euch dieses Leben zu holen?", hauchte ich. „Lasst die Augen geschlossen. Ich weiß, Ihr werdet diese Möglichkeit nicht wählen. Also gut. Das Leben, das Ihr wählen werdet. Stellt es Euch vor. Ihr steht in einem Schlafzimmer. Viele Felle liegen auf dem Bett um die Kälte irgendwie fern zu halten, die trotz des brennenden Kamins Einzug hält. Ihr seht hinaus. In eine Wüste aus Eis. Am Horizont seht ihr, in einer klaren Nacht, vielleicht Rauch einer fernen Hütte deren Kamin brennt. Leise hört Ihr Eure Drachen nach Ihrer Mutter rufen. Ängstlich kauern sie in den Kerkern Winterfells wo es kalt und feucht ist. Die Dunkelheit umhüllt sie. Der Weg in die Freiheit führt weit durch tiefen Schnee. Also bleibt Ihr und wartet. Wartet, dass der Mann zurückkehrt, der Euch in Ketten legte. Wie er es mit Euren Drachen tat.", hauchte ich. Daenerys riss sich aus meinen Armen und hatte die Augen weit geöffnet. „Da... Das wird nicht geschehen! Lady Graufreud, Ihr beschreibt da Euch als die Freiheit und Jon als Ketten.", erklärte sie. Ich nickte. "Es ist die Wahrheit, nicht wahr?", wollte ich wissen. Sie leckte sich über die Lippen. Sie wusste, dass es wahr war. „Einfluss im Norden könnt Ihr Euch über Lady Sansa holen! Jon ist..." „Am Leben und Herr über Winterfell. Und somit über den Norden.", erklärte Daenerys und stürmte aus ihrem Zimmer. Ich seufzte und sah aus dem Fenster. Ließ mir die kühle Luft um die Nase wehen und sah hinunter auf die Felsen. Wenn Daenerys wirklich ihr Leben Jon Schnee schenken würde, dann gäbe es für mich auch keinen Platz mehr. Und Vater hatte es ja vorgemacht. So ein Fall in die Tiefe war sicher tödlich. Denn lieber wäre ich tot als Daenerys in Jon Schnees Armen zu sehen.

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Salzliebe
FanfictionAsha Graufreud wurde von ihrem Onkel Euron entführt und ist nun nicht mehr von Wert im Spiel um den Thron. Doch dank ihres Bruders schafft Asha es wieder ins Spiel zurück und zu ihrer Königin. Denn als sie von Euron mitgenommen wurde war da etwas z...