186

781 30 1
                                    


„Meine Königinnen!", wurden wir geweckt. Murrend öffnete ich die Augen und pustete kurz um eine silberne Strähne aus meinem Gesicht zu befördern. „Bei allen Göttern. Was ist?", rief ich. „Euer Bruder lädt Euch und Eure Ehefrau zum Abendbankett ein!", rief er hindurch. Ich seufzte. „Wann?" „In einer Stunde." „Wir kommen. Sagt das meinem Bruder, deinem Lord!", rief ich. „Sehr wohl.", der Diener ging. Schätzte ich zumindest. „Götter, Asha... anstatt dass du einfach zur Tür gehst und es ihm sagst brüllst du mir ins Ohr...", beschwerte sich meine Frau. Ich grinste. „Vergib. Ich nehme noch ein Bad vor dem Bankett. Schlaf du ruhig weiter.", ich hauchte Daenerys einen Kuss auf den Scheitel und ging.

Mit geschlossenen Augen lag ich im Wasser und genoss die Hitze um mich. Die Luft um mich war kühl wie einfach überall in Winterfell. Wie Theon das hier ertragen konnte war mir ein Rätsel. Vor allem nahm er ja alles in Kauf! Er WOLLTE lieber hier sein als auf Peik! Er hatte nicht mal erwähnt Sansa auf Peik oder auf eine andere Insel zu nehmen. Nein. Er hatte freiwillig ein Leben mit Sansa HIER in Winterfell gefordert. Ich zuckte zusammen als ich spürte wie jemand zu mir in die Wanne stieg. Ich riss die Augen auf und sah Daenerys, die sich auf meinen Schoß setzte und ihren Kopf an meine Schulter stützte. Sanft verschränkte ich meine Arme an ihrem Bauch. Ich war so in Gedanken, dass ich sie nicht hereinkommen sah oder hörte. Sie hatte die Augen schon wieder geschlossen und genoss es in meinen Armen zu liegen. Ich hatte mir mit Daenerys angewöhnt heiß zu baden, damit sie es nicht fror wenn ich mal das Glück hatte dass sie zu mir in die Wanne stieg. Ich schloss weiter die Augen. Götter konnte dieser Moment nicht ewig wehren?

Umgezogen saß ich unten im großen Saal. Daenerys an meiner Seite sprach mit dem Riesen mit dem roten Haar. „Wahrlich, Silberkönigin, ich sah Riesen! Doch Drachen sah ich nie so nah! Bis vor zwei Tagen sah ich keinen am Boden! Aber der große! Hat er einen Namen?", wollte Tormund wissen. „Das ist Drogon. Auf Drachenstein wartet sein Bruder Rhaegal." „Unglaublich! Findest du nicht auch, Liebste?", er nahm die Hand von Brienne die neben ihm saß und sofort errötete sie. Sie versuchte ihre Hand zu befreien doch Tormund drückte ihr einen Kuss auf die Wange und ihr Widerstand war vorüber. Ein bizarres Paar... aber irgendwie hübsch. „Vergebt! Ich hoffe Ihr wartetet nicht zu lang!", die Tore wurden geöffnet und Theon Graufreud, Lord von Winterfell und Protektor des Nordens, trat mit seiner Gemahlin Sansa Stark ein. Theon strahlte so viel Ruhe und Selbstbewusstsein aus, als er eintrat. Wahrlich war er der Lord von Winterfell. Sie setzten sich auf die beiden großen Stühle am Kopf des Tisches direkt neben mich und Daenerys. „Mein geliebter Ehemann schoss das Wild, das wir Euch heute auftischen. Mein Ehemann gemeinsam mit meiner lieben Schwägerin Asha Graufreud.", Sansa nickte mir zu und auch ich nickte ihr grüßend zu. „Den Rest des Hirsches seht ihr übrigens dort über den Kamin!", Theon deutete auf die andere Seite des Raumes und die Gäste sahen sich um. Über dem Kamin hing das Geweih des großen Tieres. „Ich habe auch noch etwas zu sagen.", Theon stand auf und nahm Sansas Hände in seine. Er wartete, bis Ruhe im Saal eingekehrt war. „Ich wuchs hier an deiner Seite auf, Sansa. Lebte zehn Jahre auf Peik. Zehn Jahre in Winterfell. Kehrte nach Peik zurück und war dort... ein Fremder. Und auch wenn ich eine Bestie war. Und auch, wenn Winterfell auch meine Hölle zeitweise war, so ist Winterfell in Wahrheit mein Zuhause. Unser zuhause. Mein Glaube allerdings ist der des Ertrunkenen. Eine fremde Religion für mich. Eine Religion, mit der ich meine Schandtaten rechtfertigte doch sie nicht verstand und es bis heute nicht tue. Asha versteht es. Asha betet zum Ertrunkenen und weiß, was er will und für was sie beten soll und wie sie beten muss. Ich weiß es nicht. Sansa... ich verstehe die Religion, die mich dein Vater, Lord Eddard Stark, lehrte. Ich verstehe die Religion der alten Götter des Waldes. Ich spüre ihre Kraft wenn ich im Götterhain stehe. Ich spürte ihren Segen, als ich dich unter dem Wehrholzbaum zur Frau nahm. So lege ich den Glauben an den Ertrunkenen ab! Ich will allein den alten Göttern des Waldes dienen! Denn an sie glaube ich!", verkündete Theon. „Theon...", hauchte Sansa und starrte ihn überrascht aber glücklich an. Ach, seine Frau hatte gar nichts von Theons Plänen gewusst! Jemand stand auf. Theon starrte sie an. Lyanna Mormont, das kleine Mädchen, hatte sich auf die Bank gestellt und den Kelch gehoben. „Lang lebe Lord Theon Graufreud! Name sei Name! Bei den alten Göttern, er ist ein Stark!", rief sie aus und die anderen nördlichen Lords jubelten. Theon grinste und es wurde aufgetischt. Und das war es also. Das zuhause meines Bruders. Peik war das zuhause eines Kindes gewesen und schon damals ängstigten ihn die wilden Inseln. Ja... Winterfell war Theons zuhause.

SalzliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt