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Meine Lords staunten nicht schlecht bei Daenerys Verhandlungskünsten. Lord Guthbruder, beispielsweise wollte mehr Land haben. Doch Daenerys hatte es ihm schnell ausgeredet. Aber nicht verboten. Sie hatte es ihm ausgeredet. Die Lords schienen die Königin zu mögen. Nun... bis auf Lord Merlyn. „DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN!", er sprang auf und schlug auf den Tisch. Ich trank einen Schluck Wein. Meine Königin sah ihn unbeeindruckt an. „Ihr könnt das nicht tun! Wir sind Eisenmänner! Wir plündern seit Jahrhunderten! Wir..." „Ich weiß, ich weiß. Ihr Eisenmänner plündert, brandschatzt, vergewaltigt und mordet seit Jahrhunderten. Aber wird das unter meiner Regentschaft aufhören.", erklärte sie. „NEIN!", brüllte Lord Merlyn und zog seinen Dolch. Böser Fehler. Ich sprang auf und zog mein Schwert. „Steckt das Messer weg, Lord Merlyn oder verliert Euer Leben.", knurrte ich. Er leckte sich nervös über die Lippen und steckte das Messer weg. „Vergebt... aber Ihr könnt einem Eisenmann nicht verbieten ein Eisenmann zu sein...", brummte er. „Lady Graufreud, Ihr verspracht uns einst, die Eisenmänner wieder zu Eisenmännern zu machen! Ich hoffte unter Eurer Regentschaft auf die Tradition sich wieder Salzweiber nehmen zu dürfen neben dem Felsweib.", brummte er. „Ich weiß. Und ich hätte diese Tradition auch gerne wieder eingeführt doch beugte ich vor Königin Daenerys das Knie und bin damit verpflichtet ihr zu gehorchen.", erklärte ich. Dafür bekam ich einen bösen Blick von Daenerys. Sie sollte gar nicht so schauen. Selbst wenn ich es erlauben würde, würde ich Daenerys niemals als Salzweib nehmen. Nur als Felsweib. „Es herrscht Krieg. Und ich denke... nun ich möchte keine unschuldigen Bürger mit hinein ziehen doch gibt es einige Lennister-Lager in Küstengebieten die ihr gerne plündern dürft.", meinte Daenerys. Lord Merlyn lehnte sich aufmerksam zu ihr. „Sprecht weiter." „Ich kann Euch eine Karte geben. Ich zeichne sie Euch ein.", meinte sie und meine Lords grinste.

Meine Lords hatten sich dazu entschieden den Abend in einem Wirtshaus zu verbringen. Daenerys blieb bei mir und so kam es, dass wir gemeinsam zu Abend aßen. Nur wir zwei. „Dany?" „Asha... wenn uns wer hört...", brummte sie. „Ich habe allen befohlen uns allein zu lassen. Dany, wieso bist du wirklich hier? Wohl kaum um mit meinen Lords zu streiten.", meinte ich. „Wohl wahr. Ich wollte mich tatsächlich über Eure Eiseninseln führen lassen.", erklärte sie. Ich lächelte. „Mmh... Wollt Ihr meine Eiseninseln besichtigen oder soll ich sie Euch zeigen?", grinste ich. Sie lächelte. „Ihr kennt die Antwort.", lächelte sie und damit war ich zufrieden. „Ich habe bereits einen Diener angewiesen das Zimmer neben mir für Euch herzurichten, Dany.", grinste ich. „Darf ich fragen, ob du bei der Wahl meines Zimmers gewisse Hintergedanken hegtest?", wollte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue wissen. „Vielleicht.", lächelte ich. „Ich nutze jede Chane die ich habe bevor Ihr dem nördlichen Bastard gehört.", meinte ich. „Es macht dir hoffentlich nichts aus, wenn ich vorher ein Bad nehmen möchte.", meinte sie. „Natürlich nicht. Ich werde sofort Anweisungen geben, dass man dir ein Bad einlässt.", lächelte ich und die Königin sah mich dankbar an.

In meinem Zimmer entdeckte ich auf meinem Schreibtisch einen Brief. Erneut mit dem Kraken der Graufreuds darauf. Mit einer Nadel war er ins Siegelwachs geritzt. Ich brach das Siegel und öffnete den Brief. Natürlich war er von Theon.

Asha,
Samwell möchte nicht sprechen. Aber er vertraut mir immer mehr. Und Jon stößt ihn immer weiter von sich. Entweder erzählt er es mir oder ich werde mich wohl eines Abends in sein Zimmer schleichen müssen. Heute Mittag wollte Schnee unbedingt jagen gehen. Er bestand darauf mich mitzunehmen. Ich hatte die dumme Hoffnung, dass er sich vielleicht mit mir aussprechen will. Dass er mir vielleicht eine gute Seite von ihm zeigen will. Also ritten wir fort. In die Wälder um Winterfell. Jon, fünf Nordmänner die ich nicht kannte, zwei Jagdhunde und Sansa. Sansa verließ uns nach einer Weile und wollte zurückreiten. Mitten im Wald ritt Jon vor mich und ließ sein Pferd aufbäumen. Mein Pferd erschrak und warf mich ab. Schnee gab dem Pferd einen Klaps und es lief davon in den Wald. Er zog Pfeil und Bogen und seine Männer taten es ihm gleich. Ich weiß, ein Eisenmann hat keine Angst aber ich wollte wirklich nicht im Norden in irgendeinem kalten, verschneiten Wald sterben! Schnee verkündete, dass er nicht vorhatte Hasen oder Rehe zu jagen. Sonder Graufreuds. Er ließ mir zwei Minuten Vorsprung. Als ich fragte was das sollte schoss einer seiner Begleiter knapp vor meinen Fuß und die Hunde knurrten. Jon zog den Bogen straffer und meinte, nur noch eine Minute. Da rannte ich los. Ich stürmte in den Wald aber war mir von Anfang an klar, dass ich von den Hunden gefasst werden würde. Ich fühlte mich wie damals, als ich von Ramsey davon lief. Nur war damals Sansa an meiner Seite. Und Brienne von Tarth rettete uns. Doch mir war klar, dass mich niemand retten würde. Also rannte ich und sprang in den eisigen Fluss. Ich schwamm ins Schilf und tauchte gerade soweit runter, dass ich noch atmen konnte. Ich hörte die Hunde. Hörte die Pferde. Hörte Schnee und seine Leute schreien und nach mir rufen. Ich weiß nicht, wie lange ich dort war. Wahrscheinlich zwei Stunden oder länger. Mein Körper war bereits lange von der Kälte taub und ich dachte bereits darüber nach, ob ich raus sollte und mich einfach töten lassen sollte oder im Fluss erfrieren sollte. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und sprang zurück. Als ich aber sah wer es war schwamm ich näher. Sansa stand am Ufer und sah mich an. Doch in ihren Augen war an diesem Tag keine Abscheu sondern nur Mitleid und Bedauern
. Sie fragte mich was das sollte und ich sagte zuerst, dass es nichts war. Sie nannte mich einen Lügner und sagte, dass Jon bereits lange zurück sei und missmutig trank. Dass er sagte, er konnte ihr keinen toten Kraken bringen. Dann sei sie los geritten um mich zu suchen. Sie meinte, sie erwartete mich tot oder verstört aber nicht halb erfroren in einem Fluss. Sie reichte mir ihre Hand. Ich fragte sie, wieso sie mir half. Erst sagte sie nichts. Doch dann meinte sie, dass wir beide unter Ramsay gelitten hatten. Nur die Götter vermögen zu sagen wer mehr. Und dass uns das für Ewig verbindet. Und Jon habe kein Recht mich so zu quälen. Ich sagte, dass Rickons Tod allein meine Schuld sei. Und sie sagte das, was ich niemals aus ihrem Mund erwartet hätte: „Theon, du hast genug gelitten. Du hast gebüßt." Ich ergriff ihre Hand und sie half mir raus. Ich sah in ihre Augen. Sie sind so wunderschön. Am Ufer ließ sie mich erst einmal zu Atem kommen und legte ihre Hand an meine Wange. Sie meinte, ich sei eiskalt doch spürte ich ihre Berührung nicht einmal. Sie gab mir ihren Umhang und meinte, ich solle meine nassen Sachen ausziehen. Bis auf meine Hose gehorchte ich. Es mag sein, dass der Stolz eines Eisenmannes aus mir spricht doch glaube ich, sie hat meinen nackten Oberkörper gemustert. Vielleicht gefalle ich ihr ja. Vielleicht sah ich auch einfach aus wie ein weißer Wanderer. Wir ritten zurück nach Winterfell. Schnee und seine Leute waren bereits im Suff ins Bett gefallen. Sansa setzte mich ans Feuer. Sie brachte mir sogar einen Glühwein! Gab mir zu Essen und befahl einem Diener das Feuer in meinem Zimmer zu schüren. Sie sorgte dafür, dass man mir ein heißes Bad einließ und entschuldigte sich für Jon. Sie versprach mir, dass das niemals wieder vorkommen würde und mit Jon darüber sprechen würde. Asha, ich liebe sie über alles. Ich glaube es nicht nur. Ich weiß es! Ich, Theon Graufreud liebe Sansa Stark! Nun geht es mir besser. Meine Zehen und Ohren haben die Kälte überlebt. Ich spüre wieder alle Gliedmaßen. Ich komme gerade aus dem Bad und möchte mich nun hinlegen. Morgen früh werde ich diesen Brief zum Maester bringen. Asha, ich habe es mir anders überlegt. Ich komme erst zurück, wenn ich die Information habe, die du verlangst. Es muss etwas mit Jons Tante zu tun haben. Erst dachte ich an Lady Lysa. Doch war sie Cathlin Starks Schwester und nicht mit Jon verwandt. So kann es nur Lady Lyanna sein. Und wenn nicht, so hat Jon herausgefunden wer seine Mutter ist und diese hat eine Schwester. Ich hoffe du erträgst Mutter. Ich weiß, dass sie dich nie als Herrin der Eiseninseln akzeptieren kann. Bleib stark. Und beruhige dich, wenn sie dich reizt. Gib Acht auf dich.
Theon Graufreud.

Schnee... dieser Bastard hatte Jagd auf meinen Bruder gemacht! Das würde er bereuen! Doch wenigstens schienen sich Sansa und Theon näher zu kommen. Trotzdem würde ich Schnee dafür Schmerzen zufügen.

SalzliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt