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•Marks Sicht•

Wir saßen immer noch am Tisch und Lena wollte irgendwas von mir. Was wusste ich noch nicht, nur dass es was ernstes war und sie irgendwie unsicher wirkte. „Was hältst du davon, wenn ich die Pille absetze?", fragte sie dann und diesmal war ich derjenige, der sich fast verschluckte. „Ähm... willst... also... warum genau?", stotterte ich, weil ich nicht sicher war, ob es ihr allgemein darum ging, dass diese Hormone eben doch vielleicht nicht nur gut für den Körper waren oder ob sie an Kinder dachte. Lena schmunzelte ein bisschen über mein Gestotter und legte dann ihre Hand auf meine, woraufhin ich ihre sofort sanft festhielt. „Erstmal eher wegen der ganzen Hormone aber... also wir könnten ja schon langsam darüber nachdenken", meinte sie. „Ja", war das einzige was ich hervorbrachte und eine wirkliche Aussage war das nicht. „Ich will dich zu nichts drängen oder so, deshalb frage ich ja", sagte sie und versuchte mir sehr offensichtlich Ruhe zu vermitteln. „Wenn's dir um deinen Körper geht, ist das deine Entscheidung", war meine Meinung. „Lass uns mal aufs Sofa", schlug sie schließlich vor und so verlagerten wir unser Gespräch ins Wohnzimmer. Lena setzte sich direkt auf meinen Schoß und lehnte sich bei mir an, was mich sofort irgendwie ruhig werden ließ. „Ich hab mit meiner Frauenärztin beim letzten Termin drüber gesprochen und denke schon ein Weilchen drüber nach", erklärte sie erstmal wie sie darauf kam. „Also wenn es jetzt nur um diese Hormon-Geschichte geht, dann mach das, wie du es für dich am Besten findest. Verhüten geht auch anders aber ich hab das Gefühl, darum geht es gar nicht hauptsächlich", gab ich mittlerweile etwas entspannter zurück. Kurz war sie still, schien nachzudenken. „Ich... ich weiß nicht. Wir sind verheiratet, feiern bald wieder zusammen Weihnachten und Silvester... irgendwie fühlt sich alles grade so richtig an. Ich hab das Gefühl, ich bin angekommen", sagte sie und schien, als wäre sie ein bisschen unruhig, weil sie nicht wusste, was ich sagen würde. Ich zog sie erstmal noch ein bisschen näher zu mir und legte einen kleinen Kuss an ihre Schläfe. „Ich weiß was du meinst. Ich hab auch das Gefühl, dass das alles ewig so weitergehen kann und wird", gab ich dann leise aber dicht an ihrem Ohr zurück. Sie atmete ruhig durch und sah kurz lächelnd zu mir, nachdem sie sich etwas gelöst hatte. „Wir... können es uns ja noch ein bisschen durch den Kopf gehen lassen. Es zwingt uns ja keiner, uns bis morgen zu entscheiden", meinte sie. Wahrscheinlich weil sie wusste, dass ich gerne noch ein paar Tage über große Entscheidungen nachdachte bevor ich sie wirklich äußerte. Ich nickte also leicht. „Wir haben ja noch Zeit", gab ich nur zurück und lehnte mich schließlich zurück. Lenas Lächeln wankte kurz bevor sie sich aufs Sofa legte und den Kopf auf meine Oberschenkel. Etwas verwirrt strich ich ihr durch die Haare. Hatte ich was falsches gesagt? Sie wirkte plötzlich noch nachdenklicher als vorher. Alles was ich gesagt hatte war, dass wir noch Zeit hätten. „Leni, hab ich was falsches gesagt?", fragte ich schließlich vorsichtig, weil ich nicht drauf kam, was daran das Problem war. „Nein... nur... also... Ja, wir haben noch Zeit, aber... das ist so... unbestimmt... Wochen, Monate, Jahre", meinte sie leise. Jetzt wusste ich was sie meinte. Ich strich ihr weiter durch die mittlerweile wieder etwas längeren Haare und sah verständnisvoll auf ihre weichen Gesichtszüge. „Ich wollte damit nicht sagen, dass ich warten will bis wir beide fünfzig sind", sagte ich. „Die Entscheidung hat ein paar Tage Zeit, wollte ich damit sagen. Leni, ich wünsche mir Kinder mit dir. Vielleicht hab ich das noch nicht deutlich genug gesagt", stellte ich dann klar. Überrascht von meiner Deutlichkeit drehte sie sich etwas, sodass wir uns ansehen konnten. Langsam lächelte sie und sah wirklich gerührt aus. Dadurch, dass sie sich gedreht hatte, lag meine Hand nicht mehr in ihren Haaren, sondern an ihrer Wange. „Ist das so unrealistisch?", fragte ich schmunzelnd. Schließlich schüttelte sie grinsend den Kopf, setzte sich wieder auf und küsste mich. „Nur schön zu hören", meinte sie dann. Zufrieden zog ich sie wieder richtig an mich. „Lass uns vielleicht gegen Ende vom Urlaub nochmal drüber reden, ja? Und bis dahin: Klar kannst du die Pille absetzen und verhüten können wir auch anders", zog ich eine Art Fazit aus dem Gespräch.

„Weißt du eigentlich, dass du ein Traumtyp bist?", fragte sie nach ein paar Minuten in denen wir die Stille genossen hatten. Ich wartete nur ab, da die Erklärung sicher gleich käme auch wenn ich schon grinsen musste. „Du bist... so verständnisvoll immer. Es gibt genug Typen, die meinen, Verhütung sei Frauensache", sagte sie dann. „Wie kommst du jetzt darauf? Was hast du denn erwartet, was ich sage?", fragte ich überrascht. Sie zuckte mit den Schultern und seufzte ein bisschen müde. „Keine Ahnung. Hab das Gespräch auch nicht zum ersten Mal geführt", murmelte sie. Meinte sie ihren Ex? Max? Hatte der so blöd reagiert, wie sie es beschrieben hatte? Eigentlich glaubte ich das nicht. Er war, soweit ich ihn kannte, eigentlich ein netter Kerl. „Max?", war deshalb das einzige was ich fragte. „Nein... also ja, mit dem hab ich auch mal drüber gesprochen aber wir waren irgendwie nie so weit. Aber ein paar Freundinnen von mir oder auch von uns beiden haben hier und da mal was erzählt", sagte sie schließlich. Das war eine sehr undurchsichtige Aussage aber da wer auch immer ihr das wahrscheinlich im Vertrauen erzählt hatte, fragte ich nicht weiter. „Jedenfalls sehe ich das, wie gesagt, nicht so aber jetzt können wir meinetwegen auch gerne über was anderes reden", versuchte ich das Thema zu wechseln. Schmunzelnd nickte sie. „Erzähl irgendwas, ich mag das, wenn ich spüre wie du redest", gab sie schließlich müde zurück. Sie lag mittlerweile halb auf mir, den Kopf an meine Schulter gelehnt und meinte wahrscheinlich, dass sie spürte, wie meine Brust vibrierte wenn ich sprach. Also erzählte ich ihr irgendwelche Geschichten von meiner Schweden-Wanderung bevor wir zusammengekommen sind wobei ich merkte, dass sie eigentlich nicht wirklich zuhörte und schon fast eingeschlafen war.

Als Lenas Atmung dann völlig ruhig war und ich mir sicher war, dass sie schlief, hob ich sie sanft auf meine Arme während ich aufstand. Ich trug sie ins Bett und deckte sie noch zu bevor ich kurz ins Bad ging und mich danach zu ihr legte. Grummelnd drückte sie sich wieder an mich und ich legte die Arme um sie. „Schlaf weiter, gute Nacht kleine Fee", flüsterte ich ihr noch zu bevor ich auch die Augen schloss.

Tja... mir ist dieser Teil sehr schwer gefallen, da ich nicht gerne über Schwangerschaften schreibe und das demnach auch nicht tuen werde. Bei Teil 180 wird diese Geschichte leider ihr Ende finden. Ich bedanke mich hier schon mal bei allen Lesern aber ein richtiges Dankeschön kommt dann am Ende. Wie es weitergehen wird, also was noch so von mir kommt, werde ich mir bis dahin hoffentlich etwas genauer überlegt haben. Ich hoffe, euch hat dieser Teil gefallen.

Für die, die interessiert, wieso ich nicht über Schwangerschaften schreibe:
Ich habe vor einiger Zeit mal einen sehr berührenden Kommentar auf Instagram gelesen, von einer Autorin, die auch Fanfinktions schreibt. Sie hat darin erklärt, dass sie nicht über Schwangerschaften bei real existierenden Personen schreibt, weil sie selbst keine Kinder bekommen kann. Das war aber nicht ihr Hauptpunkt. Es ging ihr darum, dass sie sich vorstellen kann, wie es sich anfühlt, wenn Menschen von einem erwarten, dass man irgendwann schwanger wird obwohl das vielleicht gar nicht geht. Ihrer und meiner Meinung nach werden solche Erwartungshaltungen Promis gegenüber auch durch Fanfictions verstärkt. Das muss nicht eure Meinung sein aber es ist meine. Der Kommentar damals hat mich sehr berührt und vor allem überzeugt. Ich möchte nicht das Gefühl haben, eine Erwartung an jemanden zu stellen, irgendwann schwanger zu werden. Ich hoffe, ihr könnt das verstehen.
Only Love

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