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•Marks Sicht•

Die beiden folgenden Wochen war ich auf Tour und es zog sich seit dem ersten Konzert durch, dass die Stimmung unfassbar gut war und alle richtig Bock hatten wieder zu feiern. Das war definitiv eine der schönsten Touren, die ich je gespielt hatte. Das Publikum und auch das Team spürten eine Erleichterung nach Corona, die wirklich unglaublich war. Am liebsten sollte das alles nie mehr enden. Auf einem Konzert besuchte mich natürlich auch meine Familie und Lena und ich telefonierten jeden Tag. Trotzdem vermissten wir uns natürlich und an manchen Tagen wäre ich am liebsten einfach zu ihr gefahren aber es war ja nicht für immer. Morgen würden wir uns wiedersehen sind jetzt grade waren wir losgefahren zur nächsten und vorerst letzten Halle. Es war der freie Tag vorm letzten Konzert und ich konnte es nicht abwarten meine Verlobte wieder zu sehen, zumal wir in ziemlich genau einer Woche endlich heiraten würden. Sie hatte in den letzten Tagen noch ein paar Sachen zusätzlich zu ihrer Arbeit organisiert, wofür ich ihr sehr dankbar war, da ich ja kaum Zeit hatte. Jetzt saß ich aber einfach nur ungeduldig auf meinem Sitz im Bus. Meine Band um mich herum hörte Musik, schlief, las oder tat sonst irgendwas. Die meisten waren noch ein bisschen müde von dem Konzert am Vortag aber heute hatten wir ja auch frei und morgen mussten, oder durften, wir das letzte Mal auf die Bühne.

Eine WhatsApp riss mich aus meinen Gedanken: Lena hatte ein Foto von einem Käsekuchen geschickt und schrieb: „Es fällt mir schwer aber ich warte auf dich und dann essen wir ihn zusammen". Dazu noch ein zwinkernder Smiley. „Ich freu mich auf den Kuchen! Und auf dich natürlich! Iss ruhig schon mal ein Stück, wird ja wohl genug übrig bleiben", schrieb ich zurück mit einem Kusssmiley dazu. „Nein, ich warte. Wo seid ihr denn grade?", wollte sie wissen, weshalb ich ihr einfach meinen Live-Standort schickte, sodass sie verfolgen konnte, wie lange wir noch fahren würden. Das letzte Konzert morgen in Berlin zu spielen war wirklich perfekt. So konnte ich direkt danach nach Hause und vor allem auch schon heute. „Was machst du grade?", fragte ich Lena dann. „Nichts so wirklich. Hatte grade den Kuchen fertig und war mit Kiwi draußen", erklärte sie. Anscheinend saßen wir beide nur da und schrieben miteinander ohne irgendwas anderes zu machen. „Noch zwei Stunden, schätze ich", war das nächste was ich schrieb. „Ich hol dich an der Halle ab", antwortete sie sofort. Schmunzelnd schickte ich ihr ein Herz.

„Na, Chat mit der Liebsten?", fragte Nitti schmunzelnd. Er saß neben mir und hatte grade sein Buch weggelegt. „Meine Verlobte wollte wissen wie lange sie noch warten muss", gab ich grinsend zurück und betonte dabei besonders, dass wir verlobt waren. Nitti seufzte lächelnd. „Ihr seid wirklich süß", meinte er, was mich ein bisschen rot werden ließ. „Eure Hochzeit wird bestimmt super schön", fügte er dann noch an. Dabei spürte ich plötzlich eine ziemliche Aufregung. Den Gedanken daran, dass ich vielleicht wieder da stehen würde und kein Wort raus bekommen würde, sondern stattdessen eine kleine Panikattacke, war ich noch immer nicht los. „Hey, kalte Füße oder was?", erkannte Nitti sofort, dass etwas nicht stimmte. Sofort schüttelte ich den Kopf. Ich wollte sie ja heiraten. Eigentlich fiel mir nicht wirklich etwas ein, was ich mehr wollte aber grade deshalb wollte ich es eben nicht verkacken. „Ich hab beim Antrag schon kein Wort rausbekommen", gab ich dann leise zu und sah ein bisschen beschämt auf meine Hände, die ich nervös knetete. Trotzdem bemerkte ich Nittis Verwunderung. „Lena meint, ich hätte eine kleine Panikattacke gehabt", erklärte ich kurz. „Ach soo... naja aber jetzt weißt du ja, dass sie dich heiraten will, also musst du auch keine Panik bekommen. Ich meine, wahrscheinlich sprechen die zehn Nachrichten die ihr grade ausgetauscht habt schon für sich. Halte dir das vor Augen, dann wird das schon", sprach er mir dann Mut zu. Wahrscheinlich hatte er recht. Ich durfte nur nicht vergessen, dass sie das auch wollte und dass wir uns sicher waren. Jetzt wusste ich nur nicht was ich sagen sollte und war froh, als mein Handy vibrierte und ich mich bei Nitti nur kurz entschuldigen musste, dass ich die Nachricht jetzt beantworten wollte. „Magst du was bestimmtes Essen heute Abend? Ich wollte noch einkaufen", hatte Lena geschrieben. Direkt musste ich wieder lächeln. Sie war wirklich ein Engel, dabei musste sie sich doch solche Mühe nicht machen. „Ich lass mich gerne überraschen. Dir fällt schon was ein", antwortete ich nur. Im Augenwinkel sah ich Nitti schmunzelnd den Kopf schütteln bevor er wieder nach seinem Buch griff und ich nach Kopfhörern. Hoffentlich würde sich die restliche Fahrt nicht mehr so ziehen. Ich wollte Lena endlich wieder in die Arme schließen.

Manchmal können sich ein paar Stunden wirklich ewig anfühlen...

Der Weg des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt