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•Marks Sicht•

Lena hatte ihrer Mutter grade gesagt, dass sie mit ihrem Vater Kontakt hatte und herausgefunden hatte, dass sie eine Schwester hatte. Seit dem war es todstill am Tisch. Unsere Hände lagen unter dem Tisch fest ineinander. Grade wollte sie aufstehen und abhauen, da hielt ich sie fest. Auch Lenas Mutter sah auf. „Du...", begann sie, musste aber erstmal tief durchatmen. „Mama, es... es tut mir leid er... er hat Briefe geschickt ans Management und... ich wollte nur wissen... warum und... und ob es ihm wenigstens leid tut", erklärte Lena und senkte den Blick. Sie wollte ihre Mama nicht verletzten aber entschuldigen müsste sie sich sicher nicht. Dennoch mischte ich mich nicht ein. „Leni, ist schon okay... du musst dich nicht erklären", sagte dann auch Nadja bemüht gefasst. Langsam wurde Lenas Griff um meine Hand etwas lockerer. „Du hast also eine Schwester", sagte Nadja dann. Lena nickte und ich sah ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. „Ja", stimmte sie dann zu. „Sie heißt Svenja, ist acht Jahre Jünger und ich hab sie schon zweimal getroffen", fügte sie hinzu. Überrascht hob ihre Mama den Blick. „Er war nicht dabei. Das will ich auch nicht... noch nicht", erklärte Lena sofort. „Das ist...", Nadja räusperte sich: „Das ist deine Entscheidung", stellte sie dann klar. „Falls du ihn jemals treffen willst: Ich will ihn nicht sehen. Nie wieder", sagte Nadja noch fest entschlossen. Ich spürte, wie wütend auch sie war. Es war nicht nur die Wut einer verlassenen Ehefrau, sondern auch die, einer Mutter, deren Tochter ohne Vater aufwachsen musste. Lena nickte nur unsicher. „Schon so spät, sollen wir Schlafen gehen? Ihr seid natürlich zum Frühstück eingeladen wenn ihr wollt", wechselte Nadja plötzlich das Thema. Man konnte es ihr nicht übel nehmen, wahrscheinlich brauchte sie Zeit um über alles nachzudenken. „Ja, vielleicht sollten wir ins Bett. Morgen ist Silvester", sagte also auch ich. Es würde nichts bringen hier zu bleiben, in dieser angespannten Situation. „Okay... aber vielleicht frühstücken wir im Hotel, wir schlafen bestimmt lang", meinte Lena noch. „Macht wie ihr denkt, hier ist immer Platz für euch Zwei", versicherte ihre Mama aber nochmal. Sie meinte das total ehrlich aber ihr Lächeln fiel ihr schwer, das sah ich. Es war wie Lenas Lächeln, wenn sie verbergen wollte, dass sie sich über etwas Gedanken machte. Lena nickte nur nochmal, dann verabschiedeten wir uns erstmal und gingen zum Hotel zurück.

„Meinst du, sie ist mir böse?", fragte Lena vorsichtig während wir die Straße überquerten. „Nein. Es ist nur ein bisschen Überraschend für sie und sie braucht vielleicht ein bisschen Zeit", sagte ich ruhig und legte einen Arm um sie. Bis zum Fahrstuhl des Hotels war es still zwischen uns aber nicht angespannt. „Würde ich... meinst du sie fühlt sich schlecht, wenn ich meinen Vater doch treffe? Ich meine... sie will ihn nicht sehen und ich auch nicht im Moment aber, wenn ich's doch irgendwann  mache, fühlt sie sich vielleicht verraten oder sowas", dachte Lena laut. Die Fahrstuhltüren schlossen und wir fuhren rauf. „Quatsch. Sie ist deine Mutter und sie könnte sicher verstehen, dass du deinem Vater in die Augen schauen willst", gab ich ruhig zurück und sah sie ehrlich an. „Ich hoffe", seufzte sie. „Sie liebt dich und sie will, dass es dir gut geht. Wenn du dafür irgendwann deinen Vater treffen willst, wird sie das verstehen", wiederholte ich. Schließlich nickte sie und wir verließen den Fahrstuhl.

Auf unserem Zimmer legten wir uns auch sofort ins Bett. „Wir hätten Kiwi mitnehmen sollen nach Polen. Ich hasse das, wenn sie Silvester allein ist", seufzte Lena nachdenklich. „Sie ist nicht allein, sie ist bei Mira und die wird schon auf sie aufpassen. Ist ja ihr Job", gab ich zurück. Wie kam sie jetzt darauf? „Ich vermisse sie. Komisch oder? Dass man einen kleinen, weißen Hund so vermissen kann", sagte sie dann. Ich zog sie an mich. „Morgen ist Silvester und Übermorgen können wir ja vielleicht schon nach Hause fahren wenn du willst. Dann holen wir sie ab", schlug ich vor. „Vielleicht, ja. Mal schauen wie morgen wird. Ich hoffe, ich hab Mama jetzt nicht so arg aus der Bahn geworfen wegen der Sache mit Svenja und meinem Vater", meinte sie. „Das wird schon. Gib ihr ein bisschen Zeit", flüsterte ich ihr leise ins Ohr und küsste dann sanft ihre Schläfe. Ich merkte, wie sie die Augen schloss und sich näher an mich drückte. „Hältst du mich die ganze Nacht fest?", fragte sie leise. „Wenn du willst", gab ich nur überrascht zurück. Wenn wir so Arm in Arm einschliefen, wachten wir eigentlich immer genauso wieder auf. „Ich... keine Ahnung, ich bin grade kuschelbedürftig", murmelte sie. Ich lachte leise und streichelte sanft ihren Rücken. „Dafür bin ich ja da. Ich bekuschel dich gern", grinste ich. Jetzt lachte sie leise und ich bekam sofort Gänsehaut von ihrer wunderschönen Stimme dabei. „Ich liebe dich", lächelte sie dann und strahlte mich aus ihren schokobraunen Augen an. „Ich dich auch", gab ich sofort zurück und küsste sie sanft. Zufrieden kuschelte sie sich wieder an meine Brust, woraufhin ich die Decke etwas weiter über uns zog. „Gute Nacht, kleine Fee", flüsterte ich noch. „Gute Nacht, du Prinz", gab sie noch schmunzelnd aber schläfrig zurück, ehe wir beide die Augen schlossen und einschliefen.

Wie fandet ihr die Reaktion von Lenas Mutter?

Der Weg des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt