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•Marks Sicht•

Am nächsten Tag wurde ich mal wieder von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Und das, wo ich grade so schön von Südafrika geträumt hatte. Seufzend rollte ich mich aus dem Bett. Viel Zeit zu trödeln hatte ich nicht, da ich ins Studio musste. Heute nahm ich mir aber wenigstens die Zeit ein Brot zu frühstücken und nicht nur einen Kaffee zu trinken. Ich kam pünktlich im Studio an und traf Ralf bereits im Treppenhaus. Nitti kam ein paar Minuten nach uns an, als der Computer und alles, was wir so brauchten bereits angeschaltet und hochgefahren waren. Wir starteten direkt rein und heute lief es wieder etwas besser. Es war noch kein perfekter Flow aber wenigstens brachten wir Ergebnisse zu Stande.

Leider wurden wir am Mittag aus der Arbeit gerissen, als Dennis in der Tür stand. Mein Manager holte mich zur ProSieben Show ab, die heute noch aufgezeichnet werden würde. Moderiert von Klaas Heufer-Umlauf. Wer auch sonst? Ich hatte mich zwar drauf gefreut, da ich mich mit ihm immer ganz gut verstand aber jetzt so mitten aus der Arbeit gerissen zu werden war auch nicht grade schön. Uns blieb allerdings nichts anderes übrig als uns zu verabschieden und das Studio zu verlassen. Bei ProSieben angekommen sagte man uns den Weg zu meiner Garderobe, wo ich meine Sachen lassen konnte. Es war noch ein bisschen Zeit und so begaben wir uns erstmal zum Essen. Dort traf ich auf Klaas und wir unterhielten uns gut während wir aßen. Er wollte später nochmal bei mir in die Garderobe kommen und mir einen kleinen Ablaufplan geben. Ich fand es immer toll, dass er versuchte das selbst zu machen. Er war zwar manchmal ein Hau-Drauf-Typ mit seinen Sprüchen und vor allem Aktionen aber erstens war ich das ja auch manchmal und zweitens war er immer ein lieber Kerl und guter Gastgeber geblieben. Den Begriff Privatsphäre musste man ihm vorm Interview auch nicht erklären, was unfassbarer angenehm war.

Tatsächlich kam er etwas später nochmal in meine Garderobe, um mir einen kurzen Plan für die Sendung zu geben. Es gab zuerst ein kleines Interview, dann konnte ich meine Single performen und zum Schluss wollte er noch ein kleines Spiel mit mir spielen, dessen Inhalt er aber nicht verraten wollte. Es war alles mit Dennis abgeklärt, sodass ich mir eigentlich sicher sein konnte, dass nichts schlimmes oder für mich irgendwie sozial gefährliches dabei sein würde. Deshalb war ich auch vor der Aufzeichnung nicht allzu sehr aufgeregt. Ein letztes Mal abpudern und los geht's!

Ich kam zu guter Musik raus, bekam den üblichen Applaus und Klaas begann mir ein paar Fragen zu stellen, die immer wieder auch provokativ-lustig waren. Wir lachten über die ein oder andere Frage und die ein oder andere Antwort, bevor ich dann ‚Einmal' spielen sollte. Das Publikum, die Band und ich hatten Spaß und es schien den Menschen zu gefallen. Das Album würde gut werden, langsam war ich mir da immer sicherer. Auch wenn es mir noch nie so schwer gefallen war, ein Album zu schreiben und zu veröffentlichen, war ich mir sicher, dass es das wert war.

Nach dem Auftritt sollte es noch ein Spiel geben. Ich wusste nicht, was genau passieren sollte, es war nur mit meinem Management abgesprochen. Klaas eröffnete mir dann, dass wir eine Telefon Challenge spielen würden. Jeder von uns würde zwei Leute anrufen müssen und in zwei Minuten möglichst viele von zehn Wörtern einbauen, ohne aufzufliegen. Wir sollten aber nicht irgendwen anrufen, sondern uns bekannte Prominente, deren Nummern wir halt hatten. Das konnte ja was werden. Ich scherzte zwar gerne aber ein bisschen mulmig war mir schon. Erst recht, als Klaas durch meine Kontakte schauen wollte. „Wer da alles drin ist... Sasha... Hier! Stefanie Kloß... wen kennst denn du alles", tat er überrascht. Als würde es bei ihm nicht genauso aussehen. „Dann fang doch mal an mit... Max Giesinger", lachte er. Na toll. „Na super", lachte auch ich aber etwas verzweifelt. Der würde mir das niemals abnehmen! Ich rief ihn so gut wie nie einfach so an. „Hier die Wörter: Salami, Monatsraten, Primark, Käse, Rasenmäher, Apple, Badewanne, Ketchup, Pleite, scheiß Musik", zählte er auf und gab mir den Zettel, damit ich es lesen konnte. Wie sollte das denn gehen? Aber da tutete es auch schon und es wurde still im Publikum. „Hi, Mark", meldete sich Giesinger irgendwann überrascht. „Hi, Giesinger", begann ich möglichst realistisch. „Was gibt's?", fragte er. „Och... ich sitze hier grad in meiner Badewanne, warte auf meine Salami-Pizza mit schön Ketchup und fett Käse drauf und dachte ich frag nen alten Kumpel mal, ob er von seiner scheiß Musik noch die Monatsraten vom Apple-Handy zahlen kann oder ob er bald bei Primark einkaufen geht, weil er pleite ist", sagte ich scherzend. Okay das lief besser als ich dachte. Klaas sah mich überrascht an, ich grinste stolz. Es fehlte eigentlich nur noch der Rasenmäher. Max lachte über meinen schlechten Scherz und erklärte kurz, dass er sehr wohl mich über die Runden käme und fragte dann ob ich denn wirklich grundlos angerufen hätte. Meine Chance! „Nein, eigentlich nicht... du hattest doch mal erzählt, dass du den Rasenmäher deiner Eltern repariert hast?", fragte ich, was natürlich völliger Blödsinn war aber damit waren kurz vor der zwei Minuten Grenze alle Wörter untergekommen. „Nein", meinte Max verwirrt. „Oh... dann... war das bestimmt der Dings... naja schönen Tag noch", faselte ich noch schnell und legte auf, woraufhin ich einen Applaus bekam. „Wow, spielst du das heimlich nachts wenn dir langweilig ist?", fragte Klaas ungläubig. Ich zuckte nur grinsend mit den Schultern. „Gut also hier", meinte er und gab mir sein Handy.

Das konnte lustig werden. Wer war denn da so... „Ruth Moschner... Mathias Schweighöfer, das ist doch perfekt", sagte ich und gab ihm damit sein Handy wieder. Die beiden kannten sich recht gut und ich hatte die Hoffnung, dass er auffliegen würde. Seine Wörter waren Arschgeweih, Geschlechtsumwandlung, Farbe, Bettsport, Diamant, Nasenhaare, Sektkorken, Hirsch, betrunken, TV-Show. Es kam mir so vor, als wären es für ihn schwierigere Wörter und tatsächlich hatte er mich nichtmal richtig angefangen, da lachte Matthias schon und fragte, ob das eins seiner dämlichen Spiele sei. Frustriert seufzte Klaas. „Hättest du nicht wenigstens so tun können, als hättest du es nicht bemerkt?", fragte er aber Mathias lachte nur, so wie das Publikum und ich.

Ratet mal, wen der Forsti noch anrufen muss😉 Denkt ihr, dass es genauso gut laufen wird, wie mit dem Giesinger?

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