133

370 28 6
                                    


•Marks Sicht•

Mittlerweile war es Ende November und Corona schien in Deutschland und den meisten europäischen Ländern langsam unter Kontrolle zu sein. Man konnte wieder ins Theater und ins Kino. Nur Großveranstaltungen sollten erst im nächsten Jahr wieder stattfinden und beim Einkaufen war die Maske weiterhin ein treuer Begleiter. Für Lena und mich beim Weihnachtsgeschenke suchen war das aber schon fast ein Vorteil, da uns fast niemand erkannte. Dieses Jahr hatten wir schon vor ein paar Tagen angefangen Weihnachten zu planen und hatten meine Familie überreden können, wieder bei Mama in Winweiler zu feiern, sodass auch Lenas Mama, ihre Tante mit ihrem Mann und ihre Oma kommen konnten. Das würde ein richtiges Weihnachten werden! Nur an einem Geschenk für Lena hakte es immer noch. Die letzten beiden Jahre hatte ich ihr Lieder gesungen. Einmal Satellite und einmal Übermorgen aber dieses Jahr hatte ich keins geschrieben. Ich hatte ein Album produziert in der Corona-Zeit, welches nächstes Jahr raus kommen würde und natürlich waren da Songs drauf, die auch Lena gewidmet waren aber sie sollten ihren Platz auf dem Album haben und nicht an Weihnachten. Was also könnte ich sonst machen? Mittlerweile waren wir immerhin verlobt. Nächstes Jahr wollten wir heiraten auch wenn immer noch nicht klar war wann genau. Lenas Tour war ja auf übernächstes Jahr verschoben, meine sollte im Mai nächsten Jahres stattfinden und wir beide würden natürlich Festivals spielen soweit das möglich wäre. Bis nach der Festivalsaison wollte ich eigentlich nicht warten und vor meiner Tour war kein großer Zeitraum, in dem es schon einigermaßen warm war. Wir wollten nicht im Winter feiern. Vielleicht könnte ich ihr sozusagen einen Hochzeitstermin zu Weihnachten schenken? Wahrscheinlich wäre das nicht gut. Wir sollten das zusammen planen. Mir fiel wirklich nichts ein. Es musste etwas sein, das einzigartig war, das ihr zeigte, wie sehr ich sie immer noch liebte und das war wirklich schwer.

„Hallo!", flötete Lena als sie von ihrer Runde mit Kiwi zurückkam. Kurz darauf trabte die Hündin ins Wohnzimmer und sah mich erwartungsvoll an. Schmunzelnd streichelte ich sie eine Weile bis Lena auch zu uns kam und sich direkt auf meinen Schoß fallen ließ. Leise lachend legte ich die Arme um sie, damit sie nicht runterfallen konnte, da spürte ich schon ihre Lippen auf meinen. „Marek, ich hab über was nachgedacht", erklärte sie dann. „Okay", sagte ich gespannt. „Ich will dich nach deiner Tour heiraten. Dann hast du den größten Stress hinter dir und vielleicht können wir auch zwei oder drei Wochen in die Flitterwochen danach. Wir müssen ja nicht jedes Festival spielen", erklärte sie. Überrascht sah ich sie an. „Ähm... klingt gut, denk ich. Also... ich meine, du hast Recht. Dann ist es auch richtig Sommer und so...", gab ich zurück. Sie nickte zufrieden ins küsste mich nochmal. „Und was hältst du davon, wenn wir im Januar über meinen Geburtstag die Woche Island buchen, die wir letztes Jahr zu Weihnachten bekommen haben?", schlug ich dann vor. Sofort strahlte sie noch mehr. „Ja! Oh man, das Jahr wird toll! Auch wenn ich ein bisschen Angst hab, dass ich mit dem Stress überfordert bin... dieses Jahr war so ruhig", gab sie zu. Ich zog sie näher an mich und lehnte mich mit ihr zurück. „Wir bekommen das schon hin. Deine eigene Tour ist ja erst 2022, da hast du ja noch ein bisschen Aufwärmphase vorher", sagte ich ruhig. Sie nickte zustimmend. „Du musst ja auch nicht die ganze Tour hinter mir her reisen, nur weil du Zeit hast. Es ist vielleicht sogar für dich besser wenn du solange es geht in Ruhe von hier arbeitest. Beziehungsweise halt wieder im Büro. Du kannst natürlich immer mit wenn du willst, ich wollte es nur vorschlagen", erklärte ich eine Idee. Sie dachte einen Moment drüber nach. „Ich kann ja... naja du bist zwei Wochen auf Tour, das... haben wir ja letztes Jahr auch getrennt ausgehalten. Ich will aber auf jeden Fall zum ersten Konzert und zum Abschlusskonzert!", stellte sie klar. Ich lachte leise und gab ihr einen Kuss. „Das lässt sich einrichten", zwinkerte ich, was sie grinsen ließ. „Oh man ich vermisse dich ja jetzt schon. Zwei Wochen sind echt lang", stieß sie dann theatralisch aus, was mich wieder lachen ließ. „Es wird schwer ja... aber wir haben es ja letztes Jahr auch geschafft", sagte ich. „Wenn ich so drüber nachdenke, will ich dich auch nicht loslassen", fügte ich dann aber noch hinzu, woraufhin auch sie schließlich lachte.

Wie auch die letzten Tage kochten wir noch zusammen und genossen die Zeit. Es war wirklich schwer sich vorzustellen, bald wieder durch Deutschland zu reisen, Konzerte zu spielen und auf einander verzichten zu müssen. Natürlich freute ich mich auch total auf die Bühne und die Abende mit der Band und dem Team drumherum. Zum Glück hatten es die Meisten einigermaßen über die Krise geschafft. Das Jahr würde gut werden aber auch wieder komplett anders als dieses. Dieses war fast die ganze Zeit so, wie heute: Wir waren im Studio, verbrachten dann Zeit zusammen, drehten gemeinsame Runden mit Kiwi und hatten eigentlich keinen Stress.

„Marek, ich muss morgen zu Bella. Wir müssen Termine besprechen, vielleicht kann ich ja schonmal schauen, wann ich Zeit hätte für... naja... das klingt doof... wann halt unsere Hochzeit sein könnte", erklärte Lena mir, als wir am Abend ins Bett gingen und wir beide zum letzten Mal aufs Handy sahen. „Schaut doch nach und dann werde ich mit Dennis besprechen, dass ich da auch keine Termine habe. Und ja das klingt sehr nüchtern irgendwie aber es ist ein Anfang. Wenn wir einen Termin haben können wir anfangen zu planen. Wir haben nichtmal drüber gesprochen bis jetzt", gab ich zurück. Lena nickte erstmal und schien kurz nachzudenken. „Also standesamtlich machen wir ja mindestens aber heiraten wir auch kirchlich?", fragte ich dann. „Eigentlich wollte ich schon so eine richtig schöne Hochzeit mit Kirche und so...", murmelte Lena. „Zweifel nicht so, sag doch richtig was du dir wünschst und dann können wir reden", gab ich verwirrt von mir, um ihr die Unsicherheit abzunehmen. „Und ich kann mir eine kirchliche Hochzeit auch sehr gut vorstellen. Zumal meine Mama sich das wahrscheinlich sogar wünscht", fügte ich noch hinzu. „Also katholisch? Geht das überhaupt? Ich bin nur evangelisch getauft", meinte sie und stöhnte dann genervt auf. Das würde mehr Planung werden als wir dachten. „Ich glaube das geht schon aber ich kann ja mal nachforschen. Wir finden schon irgendeine Kirche, die uns aufnimmt", zwinkerte ich. „Okay... also eine richtig schöne kirchliche Hochzeit mit dem ganzen Kitsch. Ich muss zugeben, das gefällt mir. Kleid und Anzug, schöne Deko überall, unsere Familien dabei, eine Feier hinterher und so weiter", zählte sie verträumt auf. Ich schmunzelte und zog sie zu einem Kuss zu mir. „Fehlt nur noch eine Kutsche, hm?", grinste ich und sah ihre Augen sofort strahlen. „Oh ja, bitte", meinte sie begeistert. Ich lachte und küsste sie nochmal. „Okay. Du kleine Prinzessin", stimmte ich zu und küsste sie nochmals. „Ich freu mich jetzt schon drauf", gab sie mit roten Wangen zu. „Ich mich auch. Das wird der schönste Tag unseres Lebens, so doof das klingt", lächelte ich. Sie nickte und hatte fast ein paar Tränchen in den Augen. „Ich liebe dich", fügte ich noch an, woraufhin sie mich nur nochmal küsste bevor sie gerührt weinen konnte. „Ich dich auch. Ich will dich heiraten, Marek", wiederholte sie nochmals, was mich jetzt gerührt lächeln ließ. Ich nickte leicht und küsste sie wieder. „Eigentlich sollten wir schlafen", flüsterte sie dann gegen meine Lippen. Ich lachte leise, zog aber die Bettdecke über uns und sie richtig an mich. Dann kamen wir zur Ruhe und schliefen langsam ein.

Tja, die Hochzeitspläne werden langsam ernst! ☺️

Der Weg des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt