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•Marks Sicht•

Am nächsten Tag mussten wir dann recht früh raus und machten uns auf den Weg zum Festival. Lena ging es ab dem Mittag ein bisschen besser aber am Abend blieb sie dennoch mit Kiwi im Hotel während ich meinen Auftritt hatte. Allzu lang bleib ich auch danach nicht bei meinem Team, da ich lieber schnell wieder bei Lena war. Die nächsten zwei Tage hatte ich dann ausnahmsweise mal Kiwi dabei, weil meine Termine alle in Berlin waren, Lena aber ein bisschen unterwegs war. Eigentlich gefiel mir das nicht so, da es ihr immer noch nicht wirklich besser ging. Über den Tag wurde es meistens besser aber am Morgen war ihr wieder unwohl und auch die kleinen Gefühlsausbrüche wurden nicht weniger. Am Telefon hatte ich es grade Natalie erklärt. „Marek... ich will euch jetzt nicht... zu nahe treten aber... also Annelie, du weißt schon, meine Freundin aus dem Büro, die.. die hatte das auch vor ein paar Wochen und dann... naja sie ist schwanger", erklärte meine Schwester mir dann vorsichtig. Völlig perplex saß ich da. Kiwi sah verwirrt auf, da ich aufgehört hatte sie zu kraulen. „Das muss jetzt ja nicht der Grund sein bei Lena, ich wollte es nur gesagt haben. Vielleicht... macht sie mal n Test oder geht direkt zum Arzt", fügte Natalie an. „J-ja... ich... nein, das kann ich ihr nicht sagen. Sie hat so einen Stress grade, wenn ich jetzt noch mit so einer Idee um die Ecke komme...", dachte ich laut. „Dann findet ihr vielleicht einen Grund oder könnt euch sogar freuen", meinte sie. „Danke erstmal, hab dich lieb, bis bald", gab ich nur schnell zurück und legte bald auf. Eine Weile saß ich noch da und dachte nach. Was, wenn es stimmte und Lena schwanger war. Zwar war es unwahrscheinlich, da wir immer verhütet hatten aber unmöglich war es nie. Erstmal hatte ich dann aber noch meinen letzte Auftritt bevor ich etwas mehr Zeit hatte und wir eigentlich ein paar Tage wegfahren wollten.

„Willst du überhaupt fahren, wenn es dir immer noch nicht gut geht?", wollte wissen, als wir am Abend vor der Abfahrt nach Belgien auf dem Sofa saßen. Sie zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht besser nicht, hm? Wir... wir könnten nach Hannover fahren und deine Mama besuchen", schlug ich stattdessen vor. Insgeheim hoffte ich, dass die vielleicht auch eine Idee hatte. Irgendwas, damit es Lena besser ging. Zum Arzt wollte sie noch immer nicht, weil sie der Meinung war, sich nicht krank zu fühlen. Auf Natalis Idee mit der Schwangerschaft hatte ich sie aber auch noch nicht angesprochen. Vielleicht war jetzt der Moment? „Ja... kling gut. Das ist auch nicht so weit", murmelte sie. Ich nickte und gab ihr einen kleinen Kuss. „Tut mir leid, dass ich dir jetzt den Urlaub versaue", fügte sie noch an. „Hör auf, Leni, bitte. Du kannst nichts dafür, dass es dir schlecht geht und dann macht es keinen Sinn wegzufahren und dann da auf dem Sofa zu liegen", gab ich sofort zurück. „Ich hab übrigens mit Natalie telefoniert", begann ich dann. Fragend sah sie kurz auf. „Ich hab ihr erzählt, dass es dir nicht gut geht, ich hoffe das war okay", erklärte ich. „Sie ist deine Schwester, du musst ja auch mal mit jemandem sprechen", meinte Lena nur. „Sie hatte erzählt, dass eine Kollegin sowas ähnliches hatte", gab ich weiter das Telefonat mit Natalie wieder. „Und?", wollte Lena wissen, wie es weiterging. „Ähm... das muss jetzt nicht heißen, dass das... also dass das auch auf uns zutrifft", sagte ich vorsichtig. Weiter sah sie mich fragend an. „Sie ist schwanger", brachte ich schließlich hervor und wartete auf eine Reaktion. Einen Moment lang sah sie mich regungslos an. „Ich... wir... das kann nicht sein", stotterte sie dann. „Es kann immer sein", gab ich vorsichtig zurück. Ich sah, dass sie Angst bekam und zog sie direkt etwas fester an mich. „Es muss nicht so sein aber es könnte und wir sollten es zumindest nicht ignorieren", sagte ich nach ein paar weiteren Sekunden. „Das... aber warum denn jetzt?", fragte sie. „Pass auf, morgen holen wir einen Test und dann sehen wir weiter, hm?", sagte ich so ruhig wie ich in dieser Situation konnte. Sie atmete einmal durch und nickte schließlich. Irgendwann schob sie ihre Hand auf ihren Bauch. „Kannst du dir das vorstellen? Ein Baby? Wir beide? Jetzt?", fragte sie etwas weniger ängstlich als zuvor. „Es wäre plötzlich aber... also ich bin bei dir, egal, wie du dich entscheiden würdest, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, was du tun würdest", gab ich zurück. „Ich würd's behalten!", meinte sie sofort empört. Ich lächelte sanft. „Sag ich ja, ich bin mir sicher", sagte ich. „Aber erstmal sollten wir uns nicht zu viele Gedanken darüber machen, sondern mal den Test abwarten", fügte ich an. Sie nickte nur.

Tja... wirklich schwanger?

Der Weg des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt