•Marks Sicht•Im Flugzeug aus Zürich zurück nach Berlin bat ich meinen Manager, dass ich heute noch vor dem Studio etwas Zeit bekam. Ich musste zu Lena. Natalie hatte Recht, ich musste so schnell wie möglich mit ihr reden. „Eigentlich musst du das mit Nitti und Ralf klären. Solange das Album pünktlich fertig wird, ist mir egal wann ihr arbeitet", seufzte er aber nur. Ich nickte. Wir landeten um 12 Uhr in Berlin und ich rief sofort Nitti an. „Mark, wir müssen weiterkommen mit dem Album! Es wird eh schon knapp", meinte er, als ich ihm erzählt hatte, dass ich vorher heute noch was klären wollte. „Ich weiß... könnt ihr nicht schon mal... keine Ahnung mit dem Mixing weitermachen? Ich... es ist wichtig", bettelte ich. Er seufzte. „Es wundert mich zwar, dass du uns allein weitermachen lässt, wenn du sonst überall dabei sein willst aber... ja wir finden bestimmt noch was zu tun. Du schaust später aber nochmal drüber. Und jetzt fang an zu klären, was immer du klären willst, damit du es heute überhaupt noch schaffst deinen Hintern ins Studio zu bewegen", meinte Nitti. „Danke! Ich beeil mich", sagte ich, ehe wir uns verabschiedeten und ich mit meinem Manager zum Taxistand lief. „Kannst du vielleicht meinen Koffer zu meiner Wohnung bringen oder ins Studio? Ich würde direkt von hier woanders hin", bat ich ihn. „Was auch immer du vor hast, es scheint dir wichtig zu sein also... ja ich kümmere mich um deine Sachen. Hau ab", meinte er, sodass ich allein mit dem Taxi direkt zu Lenas Wohnung fahren konnte ohne Koffer.
Bei ihr angekommen, war ich mir plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob ich es so eilig hatte. Ich zahlte das Taxi und stand einen Moment einfach nur da. Ich wusste, dass sie irgendwie verletzt war, weil sie dachte, ich würde sie beobachten. Und auch wenn es mir wehtat, dass sie mir sowas zutraute, wollte ich das aufklären. Also klingelte ich. „Wer ist da?", fragte sie über die Gegensprechanlage. „Mark... Lass uns reden, bitte, das ist doch bekloppt, was wir hier machen", sagte ich. Die Tür summte und ich trat ins Treppenhaus. Sie wartete bereits in der Wohnungstür auf mich. „Hast du den Zettel wenigstens gelesen?", fragte ich vorsichtig. Sie sah irgendwie geschafft und traurig aus. Stumm nickte sie. Ich atmete kurz durch. „Ich war wirklich nicht hier, um dich zu beobachten. Warum soll ich das machen?", versuchte ich es nochmal. Glaubte sie mir nicht? „Komm rein", murmelte sie nur und trat zur Seite. Sie lief ins Wohnzimmer, weshalb ich schnell Schuhe und Jacke auszog und ihr nach lief. „Lena, ich weiß nicht, warum du glaubst, dass ich dich stalke aber es tut mir auch weh, dass du das denkst. Ich bin jetzt vom Flughafen direkt hier her, weil ich das klären will aber es wäre um einiges einfacher, wenn du antworten würdest", sagte ich ruhig.
„Glaubst du echt, ich war mit dem im Bett?", fragte sie. Ich zuckte mit den Schultern, woher sollte ich das wissen? Und eigentlich ging es mich nichts an. „Das war mein neuer Schlagzeuger. Wir waren mit der Band essen und er hat mich heimgebracht, weil mein Auto nicht angesprungen ist und er nicht wollte, dass ich allein gehe", erklärte sie. Schien also ein netter Kerl zu sein aber warum war er dann mit ins Treppenhaus gegangen? „Mein Problem ist weniger, dass du denkst, ich steige mit irgendeinem Typen ins Bett, den ich nicht wirklich kenne", meinte sie dann. „Was dann?", fragte ich verwirrt. Verletzt sah sie mich an. „Du klangst beim Frühstück so, als hätte ich dich damit verletzt und ich verstehe nicht warum...", erklärte sie.
Scheiße, sie kannte mich zu gut. Was sollte ich denn jetzt sagen? Es war ein denkbar ungünstiger Moment, ihr zu gestehen, dass ich verliebt war. „Ich... keine Ahnung Lena. Ich weiß nur, dass ich mich, als dein Freund, eher freuen sollte, wenn du glücklich bist. Egal mit wem und auch egal, ob das nur für ein Mal oder für länger wäre", sagte ich. Wow, Mark, wow. Sich selbst friendzonen war wirklich klug. Und irgendwas von dem was ich gesagt hatte, hatte auch ihr einen Stich versetzt, das sah ich auch wenn sie versuchte zu lächeln. Plötzlich kam sie auf mich zu und umarmte mich. „Das hast du schön gesagt, auch wenn du wissen solltest, dass ich so Sachen für eine Nacht nicht mache", murmelte sie. Es klang ehrlich aber irgendwie war sie immer noch verletzt. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Jedenfalls stritten wir jetzt nicht mehr. Ich legte also auch meine Arme um sie und genoss den Moment.
„Meintest du nicht beim Frühstück, dass du noch so viel fürs Album machen musst?", fragte sie, als wir uns lösten. „Eigentlich wäre ich auch jetzt im Studio aber ich wollte das klären", sagte ich ehrlich. Sie sah mich überrascht an. „Hast du mich der Musik vorgezogen?", fragte sie verwundert. „Ich... ich wollte nicht, dass wir beide traurig sind", sagte ich schließlich. „Süß", grinste sie und umarmte mich nochmal. Wie gerne hätte ich sie geküsst. Vor Freude, weil alles wieder gut schien. Ich hatte Natalie bewusst nicht gesagt, dass es schon Küsse gegeben hatte. Sie wäre durchgedreht. Ich dachte an Freyas Worte. Vielleicht hatte Lena sich damals in Südafrika am Strand nicht entschuldigt, weil sie nach dem Kuss gegangen war, sondern weil sie dachte, ich wollte den Kuss nicht. War sie doch in mich... nein! Nein das konnte nicht sein. „Du solltest vielleicht dann langsam los. Arbeiten", riss sie mich aus meinen Gedanken. Ich nickte und verließ nur widerwillig ihre Wohnung nach einer Verabschiedung. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich sie vorhin irgendwie doch ein bisschen verletzt hatte mit meinen Worten, auch wenn ich nicht wusste warum und vor allem warum sie es nicht zeigen wollte.
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Der Weg des Lebens
FanfictionAlles beginnt mit einer Wanderung zu sich selbst gespickt mit Erinnerungen und neuen Gedanken. Was daraus entsteht ist bei Erreichen des Ziels jedoch noch immer fraglich. Eine Geschichte aus Sicht von Mark Forster. Auszug aus Teil 15: Sofort saß ich...