•Marks Sicht•Am Abend klingelte ich also an der neuen Haustür meiner Ex-Freundin. „Hey", lächelte ich unsicher, als sie öffnete. Wie sollten wir uns verhalten? „Hi", meinte sie und bat mich rein. Ich zog Jacke und Schuhe aus und folgte ihr ins Esszimmer. „Oh, seit wann hast du eine Katze?", fragte ich überrascht, als ich das kleine, weiße Wesen unter dem Tisch sah. „Kurz nachdem ich hier eingezogen bin hab ich sie mir geholt. Es war so leer hier", erklärte sie. Ich nickte verstehend. „Ist seltsam oder?", fragte sie plötzlich. Ich nickte vorsichtig. Ja es war ein bisschen komisch hier mit ihr zu stehen aber es war auch eine Bestätigung. Wir hatten uns getrennt und es war richtig gewesen. Da waren mittlerweile wirklich keine Gefühle mehr.
Wir setzten uns an den Tisch und begannen ein bisschen zu quatschen. Was wir grade so machten, wie es uns ging und so weiter. „Bist du wieder vergeben?", traute ich mich schließlich doch zu fragen. „Nein aber auf gutem Wege", lächelte sie. Sie schien verliebt und es war schön das zu sehen. Es ging ihr eindeutig besser als mit mir die letzten Wochen in unserer Beziehung. „Und du?", fragte sie schließlich. Tja, was sollte ich darauf jetzt sagen? „Nicht mehr", murmelte ich. Überrascht sah sie mich an, wollte wohl mehr wissen. „Ich... ich hab mich in Lena verliebt aber... ich tu ihr nur weh", erklärte ich. Finja konnte ich immer noch alles problemlos erzählen. Das war echt wie verhext. Ich erklärte ihr also, dass ich Lena nicht immer wieder verletzen wollte, durch mein dummes Gefühlsproblem und dass ich mich deshalb getrennt hatte. Nach ein paar Tagen schon. „Ach Mark", seufzte sie. „Was?", wollte ich wissen. „Jetzt verletzt du sie doch noch mehr! Sie denkt du willst sie nicht aber ich glaube, du willst sie sehr wohl. Du kannst es ihr nur nicht sagen", meinte sie. „Aber dann ist es doch so besser, als ihr immer wieder etwas nicht sagen zu können und sie jedes Mal zu verletzten", gab ich zu bedenken. „Nein Mark. Sie liebt dich. Manche Sachen dauern eben etwas länger und da müsst ihr beide Geduld haben. Jetzt weißt du nichtmal, ob sie die gehabt hätte", meinte Finja ruhig.
„Ich hab doch gesehen, dass es ihr wehtat, als sie meinte, sie will nicht dass ich gehe und ich hab nichts dazu gesagt", sagte ich. „Und wenn sie bloß traurig war, dass du gehst? Mensch Mark, du brauchst echt Nachhilfe in der Liebe", schmunzelte sie. Hatte sie recht? Hatte ich das völlig falsch verstanden? Dennoch. Ich hätte sie nur immer wieder auf Distanz gehalten und das war nicht gut. „Bist du denn nicht verletzt? Dass du sie einfach so wieder aufgibst?", fragte Finja. Entsetzt sah ich auf. „Doch! Natürlich! Aber ich tue ihr doch nicht gut", gab ich zurück. „Würdest Du wollten, dass jemand anderes entscheidet, was dir guttut? Das ist nicht richtig Mark. Du hättest immerhin darüber mit ihr reden können, dass du einiges einfach nicht kannst", gab sie zu bedenken. Ich lachte bitter. „Das kann ich eben nicht. Genau solche Gespräche kann ich nicht", gab ich zurück. Eigentlich sollte sie das wissen aus den Anfängen unserer Beziehung. Sie seufzte. „Dann schreib es auf, sing's ihr vor, egal aber lass sie nicht ohne Erklärung stehen. Das ist nicht fair. Willst du, dass sie denkt, du willst sie nicht?", fragte Finja. „Nein! Das denkt sie oft genug von anderen", meinte ich. „Dann sorg' dafür, dass sie das nicht von dir denkt. Vielleicht hat sie ja die Geduld, die du brauchst und ihr passt besser zusammen als du denkst. Wenn du es nicht ausprobierst, wirst du es nicht rausfinden. Liebe hat mit Sicherheit nichts zu tun und, so schwer dir das auch fällt, du musst versuchen einen Teil deiner Sicherheit mal abzugeben", meinte sie.
Vielleicht hatte sie recht. Wahrscheinlich sogar. Sie kannte Lenas Situation vermutlich besser als es mir lieb war. „Ich war verletzt davon am Anfang unserer Beziehung aber wir haben es doch hinbekommen. Am Ende hast du dir schlicht nicht die Zeit genommen, die du dir hättest nehmen müssen aber ich glaube das weißt du. Mittlerweile ist das okay für mich aber mach einfach nicht nochmal den selben Fehler, ja", bat sie mich. Ich nickte niedergeschlagen. Anscheinend hatte ich echt Mist gebaut.
„Wenn du willst können wir uns ab und zu schreiben oder so. Vielleicht werden wir wieder sowas wie Freunde. Aber wir sollten nichts erzwingen", meinte sie. „Ja... danke", murmelte ich. „Alles gut. Fahr zu ihr, entschuldige dich und erklär ihr alles aber glaub nicht, dass sie nicht sauer auf dich ist", meine Finja dann und stand auf. Eigentlich hatten wir zusammen essen wollen aber es schien ihr wichtiger, dass ich zu Lena fuhr. Seufzend erhob ich mich also ebenfalls. Wir traten wieder in den Flur und ich zog mir wieder Jacke und Schuhe an. „Bis bald und versau's nicht", rief sie noch ins Treppenhaus, ehe sie die Tür schloss.
Nie im Leben konnte ich jetzt zu Lena fahren. Ihr das erklären schon gleich dreimal nicht. Finja meinte, ich könnte es ihr ja aufschreiben oder vorsingen. Ein Lied schreiben war leider nicht so schnell drin aber vielleicht könnte ich es wirklich aufschreiben. Einen Brief. Aber das war doch feige. Naja... irgendwie war ich ja auch feige. Vielleicht sollte es so sein.
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Der Weg des Lebens
FanfictionAlles beginnt mit einer Wanderung zu sich selbst gespickt mit Erinnerungen und neuen Gedanken. Was daraus entsteht ist bei Erreichen des Ziels jedoch noch immer fraglich. Eine Geschichte aus Sicht von Mark Forster. Auszug aus Teil 15: Sofort saß ich...