113

339 36 11
                                    


•Marks Sicht•

Natalie hatte mir versichert, sich später darum zu kümmern, dass ich mit Lena allein am Klavier Zeit hatte, um ihr „Übermorgen" vorzuspielen. Erstmal gab es jetzt aber Abendessen. Viel Abendessen, schließlich war Weihnachten. Je näher die Geschenkevergabe rückte, desto nervöser wurde ich. Dabei würde ich ihr erstmal nur ein kleines anderes Geschenk geben. Damit meine Familie nicht dachte, ich hätte nichts für sie. Natalie lächelte mich immer wieder aufmunternd an, weil sie wusste was ich vor hatte und mir ansah, dass ich nervös war. Auch Lena bemerkte das, das wusste ich aber an Weihnachten war das ja auch irgendwie normal. Also aßen alle erstmal zufrieden ihr Abendessen und unterhielten sich noch eine Weile bis wir dann alle zum Weihnachtsbaum gingen. Alle machten es sich auf der Couch oder den Sesseln bequem, nur wir ‚Kinder' also Natalie mit ihrem Freund, meine Cousine, Lena und ich, setzten uns auf den Boden. So auf den ersten Blick sah ich zum Glück nur wenige Geschenke mit meinem Namen. Zweimal erkannte ich Lenas Schrift, wie sie meinen Namen geschrieben hatte. Dass ich das an den fünf Buchstaben erkannte, die meinen Namen formten, überraschte mich selbst ein bisschen aber ich wusste einfach, dass es ihre Handschrift war. „Wer ist denn jetzt der Jüngste? Eigentlich immer Natalie aber Lena ist noch jünger oder?", fragte Mama dann. Nicht wissend worum genau es ging, nickte Lena. „Glaub schon", meinte sie. Ich nickte ebenfalls zustimmend. Das hieß in unserer Familie nicht mehr, als dass sie zu erst ein Geschenk auspacken durfte. Natalie erklärte das kurz, woraufhin Lena unter den Augen aller ein Geschenk mit unseren beiden Namen hervorholte. Ich merkte, dass sie ein bisschen aufgeregt war und schmunzelte. Es war diese kindliche Freude, die ich so liebte bei ihr. „Für uns beide", sagte sie noch kurz und lächelte mir zu ehe sie die Schleife auf zog. Es war ein Umschlag. Ungeduldig fummelte sie daran herum, bekam ihn aber nicht auf. Frustriert hielt sie ihn mir hin, was uns alle ein bisschen lachen ließ. Ich öffnete also den Umschlag, gab ihn ihr dann aber wieder, sodass sie den Inhalt herausziehen konnte. „Island", murmelte sie. Verwirrt sah ich auf die Karte in ihren Händen. „Eine Woche Island-Urlaub von uns allen für euch", erklärte Natalie. Lena und ich sahen auf und bedankten uns erstmal bei allen. Kurz lächelten wir uns verliebt zu während dann Nathalie dran war.

Ich nahm später nach Robin also eins der beiden Geschenke, die von Lena waren. Eine kleine Schatulle kam zum Vorschein, die ich neugierig öffnete. Darin lagen zwei silberne Schlüsselanhänger, die zusammen ein Herz ergaben. Jeder könnte eine Hälfte bei sich haben. Schmunzelnd fuhr ich mit dem Finger darüber. Ich hatte auch Schlüsselanhänger für sie aber etwas andere. „Und?", fragte sie leise, dass wohl nur ich es hörte und vielleicht noch Natalie, die neben mir saß. „Die sind sehr schön. Passen irgendwie zu uns...", lächelte ich unruhig. Vor allen wusste ich nicht so richtig was ich sagen sollte. Aber Lena strahlte mich glücklich an und umarmte mich kurz. Auch ich legte dabei kurz meine Arme um sie. „Danke, Leni", wiederholte ich leise. Wider grinsten wir uns kurz verlegen zu, weil wir die Blicke auf uns gespürt hatten und aber die innige Umarmung nicht verkneifen konnten. Was passierte bis Lena wieder dran war bemerkte ich nur teilweise, da ich den Blick nicht von ihr lassen konnte. Sie hatte ein gemütliches aber schickes, dunkelrotes Wollkleid über einer Strumpfhose an, die Haare offen über die Schultern fallend und eine kleine, goldene Kette dazu, die fast genauso funkelte wie ihre Augen im Kerzenlicht des Baumes. Was sollte ich denn da anderes tun als sie anzusehen. Aber dann packte sie das Geschenk von mir aus. Ich sah, wie sie lachen musste, als sie erkannte, dass es ebenfalls Schlüsselanhänger waren. „Wir haben bald mehr Schlüsselanhänger als Schlüssel", lachte sie. Ich lachte mit ihr aber ich sah auch, dass sie es, wie ich, irgendwie liebte, wenn wir die selbe Idee hatten. „Das hier kommt an die Wand im Flur und dann kann da jeder seinen Schlüssel hinhängen, wenn wir zu Hause sind. Die Anhänger gehören in die jeweilige Aussparung", erklärte ich noch kurz. „Versuchst du mir zu sagen, dass ich meinen Schlüssel einfach immer an einen Ort packen soll, damit ich ihn nicht immer suche?", grinste sie, was alle lachen ließ. Mit roten Wangen schüttelte ich den Kopf. „Quatsch! Ich fand die Idee süß", gab ich nur zurück. „Ist sie auch", stimmte sie sofort zu und drückte einfach zufrieden meine Hand, die sie gegriffen hatte.

Mein zweites Geschenk von ihr war etwas größer. Etwas mehr als A4 schätzte ich und öffnete schließlich sorgfältig erst die Schleife und dann das Papier. Zum Vorschein kam eine Dokumententasche mit allen möglichen Extra Fächern für Handy, Stifte, Karten, Powerbank, Block und so weiter. „Ich musste an dich denken, als ich sie gesehen habe. Bist halt ein Ordnungsvernatiker manchmal", grinste sie nur. Tatsächlich fand ich die Tasche perfekt. Meine Laptoptasche war oft unpraktisch gewesen. „Ich find sie gut, danke", lächelte ich ehrlich. „Das ist echt was für ihn", schmunzelte auch Natalie. „Was denn? Ich hab's halt gern ordentlich", gab ich zurück. „Du wirst es schwer haben mit mir", seufzte Lena, was mich jetzt lachen ließ. „Dein Chaos ist schön", gab ich sofort zurück, woraufhin wir beide rot wurden und ich unfassbar froh war, dass Natalie das Wort ergriff und so bald die letzten Geschenke verteilt waren. Nervös blickte ich zum Klavier. Ein Geschenk gab es da noch. Aber dazu müsste Natalie erst meine Familie irgendwie weg locken und Lenas Mama am besten auch. Hoffentlich würde meine Schwester das schaffen.

Denkt ihr Natalie bekommt das hin?

Der Weg des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt