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•Marks Sicht•

An Neujahr ging's für uns also zurück nach Berlin. Die ruhigen Tage waren vorbei. Nachdem wir uns von Lenas Mama verabschiedet hatten waren wir zurückgefahren. Mit Kiwi waren wir in unserer Wohnung, wo Lena mit ihrer Hündin spielte und Tricks übte während ich nur verträumt auf dem Sofa saß und eigentlich arbeiten wollte. Schließlich würden wir bald wieder auf Tour gehen. Zumindest dachten wir das bis jetzt.

Die Entwicklungen wollten es jedoch anders. Mein Geburtstag war dieses Jahr recht entspannt: mit meiner Mama, Natalie, Lena und tatsächlich auch Svenja aßen wir Kuchen und später Abendessen. Dass wir uns so treffen würden, sollte aber so schnell nicht mehr vorkommen. Erste Meldungen eines Virus in China erreichten Deutschland und schneller als es uns lieb war wurde die Sache ernst. In wenigen Wochen entwickelte sich alles immer schneller ins Negative. Erste Erkrankte außerhalb Chinas, dann in Europa und schließlich in Deutschland. Verschwörungsmythen schossen wie Pilze aus dem Boden und je schneller die Zahlen stiegen desto klarer wurde uns, dass die Tourneen dieses Jahr nichts werden sollten. Also wurde alles verlegt und spätestens mit dem Lockdown wurde uns klar, wie ernst die Lage war. Erst hatte uns das ganz schön runtergezogen. Wir Beide hatten uns unfassbar auf die Tourneen gefreut und auch die Festivals im Sommer und dass das alles nicht möglich war, war einfach unglaublich traurig. Für viele aus dem Team gab das auch ganz schöne Probleme, da sie davon lebten. Wir versuchten auch Einige befristet anzustellen und Monatsgehälter zu zahlen solange das ging. Schließlich ging es uns nicht schlecht. Aber für uns privat hatte das alles auch gute Seiten. Wir hatten einfach Zeit für uns und auch Zeit um kreativ zu sein, zu schreiben und Ideen auszutauschen. Endlich hatte ich Zeit die Singleversion von Übermorgen fertig zu machen. Ich fragte Lena natürlich, ob es okay wäre, wenn ich es veröffentliche, schließlich war es irgendwie auch ihr Song, ihr Weihnachtsgeschenk. Aber sie hatte kein Problem damit. Natürlich war den Meisten direkt klar, um wen es in dem Song ging aber ich beantwortete keine Fragen dazu und so blieb es einfach ein schöner Nebeneffekt, dass ich allen singen konnte, wie viel sie mir bedeutete ohne darüber sprechen zu müssen und vor allem ohne auf bescheuerte Fragen eingehen zu müssen. Die Gewonnene Zeit konnten wir also gut nutzen.

Je näher Lenas Geburtstag rückte, desto mehr überlegten wir Beide, ob und wie wir den vielleicht wenigstens ein bisschen feiern konnten. „Wir können doch mit ein paar Leuten draußen uns treffen. Mit Abstand halt. Wie viele dürfen wir sein? Fünf oder? Oder fünf Haushalte? Dann nämlich sechs", schlug ich vor. „Ich guck'nach aber ja... wir können picknicken oder so. Mit Bella auf jeden Fall und ich frag mal Philipp aber der kommt vielleicht eher nicht weil er mit seinem leichten Asthma lieber auf Nummer sicher geht. Mama soll auch lieber zu Hause bleiben. Vielleicht noch Jenny und Anna", zählte sie auf. „Frag doch einfach mal. Wenn du sie den anderen vorstellen willst, könntest du dann auch noch Svenja fragen ob sie kommen mag. Ihr kennt euch übrigens jetzt genau ein Jahr", erklärte ich. Sofort lächelte sie glücklich. Dass sie eine kleine Schwester hatte freute sie noch immer sehr und auch wenn die Beiden bis jetzt konsequent nicht über ihren Vater gesprochen hatten, waren sie echt schon zusammengewachsen. „Ja... dann bist du ganz allein mit uns Mädels", schmunzelte sie. „Ob Philipp mir da jetzt so eine große Unterstützung gewesen wäre wage ich zu bezweifeln", gab ich zu bedenken. Er war mit mir nie zu hundert Prozent warm geworden, auch wenn er echt ein Cooler war. Ich hatte auch immer schon das Gefühl, dass Lena ihm sehr wichtig war und das war gut zu wissen, schließlich waren die Beiden oft zusammen unterwegs. Er passte auf sie auf und war für sie da und ich hatte ja auch nie ein Problem mit ihm. Irgendwie waren wir einfach nie gute Freunde geworden. Reden konnten wir ganz locker miteinander. Lena lachte auch nur über meine Anmerkung. Sie wusste was ich meinte. „Also dann frag ich Bella, Anna, Jenny und Svenja", fragte sie nochmal. „Mach, ist dein Geburtstag", lächelte ich nur und so tat sie das. Die Vier sagten tatsächlich auch zu und so war es beschlossen. In einem Monat etwa wäre das. Ob wir uns dann immer noch mit fünf Haushalten treffen dürften war zwar unklar aber einen Versuch war es wert. Jetzt musste ich mir nur noch ein Geschenk überlegen. Seit längerem schwebte es so vor mir, ihr irgendwann einen Antrag zu machen und nach diesen paar Tagen, in denen wir dachten, wir würden Eltern werden, war ich mir umso sicherer, dass es so kommen würde. Weihnachten hatte Natalie sogar noch in einer ruhigen Minute gemeint, sie hätte fast gedacht, ich würde es machen, als ich den Song für Lena gespielt hatte. Jetzt überlegte ich seit ein paar Tagen, ob ihr Geburtstag der richtige Moment wäre. War es zu früh? Wir waren immerhin grade erst zwei Jahre und ein paar Monate zusammen. Aber wir kannten uns ja schon so viel länger und so langsam wussten wir wirklich in jeder Sekunde, was dar andere fühlte. Ich wollte, dass sie die Mutter meiner Kinder wird und ich wollte mit ihr alt werden. Wieso also keinen Antrag machen? Ich war total in Gedanken versunken, sodass ich erst merkte, dass sie mit mir sprach, als sie sich auf meinen Schoß fallen ließ. „Woran denkst du? Du sieht süß aus, wenn du nachdenkst", meinte sie grinsend und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich zog sie nur lachend näher an mich ran und hielt sie fest. „An dich, immer an dich", flüsterte ich, womit ich ja nichtmal gelogen hatte. Sie kicherte nur und küsste mich jetzt richtig. Ja, ja ich wollte sie heiraten. Und wieso sollte ich ihr nicht einfach an ihrem Geburtstag einen Antrag machen? Okay einfach würde es nicht werden aber irgendwie wollte ich das machen. Fehlte nur noch ein Ring. Direkt wurde ich ein bisschen nervös, woraufhin ich sie, innerlich über mich selbst den Kopf schüttelnd, nochmal küsste. „Weißt du, dass ich das liebe, dass wir immer noch minutenlang rumknutschen können wie verliebte Teenager?", grinste sie dann. „Ich bekomm nur nicht genug von dir", murmelte ich ehrlich und war selbst ein bisschen überrascht von meinen Worten aber da lagen unsere Lippen schon wieder aufeinander. Diese Frau machte mich wahnsinnig.

Einen Antrag also... Glaubt ihr das wird was?

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