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•Marks Sicht•

Ich setzte jetzt schon bestimmt zum  50. Mal an einen Brief an Lena zu schreiben, um ihr alles zu erklären und mich irgendwie zu entschuldigen. Ich wollte sie nicht verletzten aber genau deswegen hatte ich sie verletzt. Es war kompliziert.

»Hallo Leni,
ich schreibe dir, weil ich dir das hier nicht persönlich erklären kann. Und das ist auch eigentlich schon der Grund für das alles. Als du vor ein paar Tagen sagtest, dass du nicht willst, dass ich gehe, konnte ich darauf nichts erwidern. Ich wollte zwar auch nicht gehen aber ich hab es nicht zustande gebracht dir das zu sagen. Da ich diese Blockade in meinem Kopf leider kenne, weiß ich, dass ich dir noch so oft etwas nicht sagen kann, was du verdient hast zu hören und was ich auch fühle. Genauso weiß ich aber, dass es dich verletzen wird, wenn ich immer wieder schweige, obwohl ich reden sollte. Trotzdem hätte ich dir die Chance geben müssen, darüber zu entscheiden, ob du versuchen willst die Geduld aufzubringen, die ich anscheinend brauche. Stattdessen habe ich über dich hinweg entschieden, dass ich nicht gut für dich bin und mich getrennt. Falls man diese drei Tage überhaupt schon Beziehung nennen kann. Vielleicht habe ich damit selbst schon den Grundstein für das zerstört, was wir uns hätten aufbauen können und das tut mir leid. Ich wollte dich nie verletzen. Wenn du mir irgendwann verzeihen kannst und du wirklich daran glaubst, dass wir beide die Geduld haben, zu warten bis meine Blockade endlich bricht, dann sollst du wissen, dass ich mir noch immer nichts schöneres vorstellen kann, als ein Leben mit dir. Wahrscheinlich glaubst du mir schon gar nicht mehr aber ich hatte nie vor mit dir zu spielen oder dir weh zu tun. Ich kann nicht mehr tun, als dir das zu versprechen.
Only Love, M«

Das sollte er also sein. Der Brief, mit dem ich versuchen konnte alles zu retten. Wenn es überhaupt noch etwas zu retten gab. Ich glaubte nicht wirklich daran, dass sie mir das verzeihen könnte. Obwohl sie immer verzeihen konnte, wenn jemand ehrlich mit ihr war aber ich glaubte nicht, dass sie mir noch vertraute. Geschweige denn, dass sie so lange warten wollte, bis ich Depp es schaffte, meine Gefühle irgendwann in Worte zu bekommen.

Aber ich hatte sie schon mal übergangen und das war falsch. Ich musste ihr wenigstens die Chance geben mich zu verstehen und über alles nachzudenken, um eine eigene Entscheidung zu treffen. Auch wenn das heißen konnte, dass ich für eine ungewisse Zeit nicht wusste, wie sie sich entscheiden würde. Also musste der Brief jetzt zu ihr. Sollte ich ihn persönlich vorbeibringen?

Ich entschied mich dafür und machte mich auf den Weg. Es war später Abend aber es brannte noch Licht. Grade wollte ich den Brief in ihren Briefkasten stecken, da ging die Tür auf und sie stand vor mir. Sie sah geschafft aus und traurig und ich wusste, dass es meine Schuld war. „Was willst du?", fragte sie leise. Sie wirkte völlig kraftlos. Ich hatte erwartet, dass sie mich anschreien würde aber ich hatte das Gefühl, das konnte sie gar nicht. „Dir diesen Brief geben. Bitte lies ihn. Was du dann machst ist deine Entscheidung aber bitte lies ihn einfach. Alles was da steht meine ich so und... es tut mir leid, dass ich so ein Idiot bin aber vertrau mir ein letztes Mal: Nichts darin ist gelogen", erklärte ich vorsichtig. Sie nickte nur und steckte den Brief in ihre Jackentasche. „Lässt du mich jetzt durch. Ich muss los", meinte sie. Sofort trat ich einen Schritt zur Seite und sie ging zu ihrem Auto. Ich sah ihr nach bis sie außer Sichtweite war.

Das war seltsam. Ich hatte sie noch nie so kraftlos erlebt. Wahrscheinlich waren die letzten Tage nicht sehr schön für sie gewesen. Ich seufzte. Das war alles meine Schuld. Konnte sie mir das jemals verzeihen? Ich wollte ja auch meine beste Freundin nicht verlieren. Es ging hier um viel mehr als eine Beziehung, die grade mal drei Tage gehalten hatte. Sie war mir fast genauso wichtig geworden wie meine Schwester und ich wollte sie eigentlich niemals verlieren aber anscheinend hatte ich es geschafft. Ich hoffte einfach nur, dass sie meinen Worten ein letztes Mal glauben konnte und sie zurückkommen würde. Wenigstens als beste Freundin.

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