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•Marks Sicht•

Auch am nächsten Tag musste ich nochmal eine ganze Weile mit meiner Mutter diskutieren, dass wir wirklich schon fahren wollten. Eigentlich verstand sie mich ja aber sie wollte mich dennoch nicht gehen lassen. Ich verstand sie ja auch und wollte trotzdem nicht bleiben. Nicht nur Lena zur Liebe, auch ich mochte nicht länger diese Anspannung haben, wenn beim Essen alle zusammensaßen. Also saßen wir gegen elf im Auto bereit zur Abfahrt. Meine Mama stand gemeinsam mit Natalie noch in der Tür und winkte ein letztes Mal. Lena atmete laut durch, was mich etwas schmunzeln ließ. Sie war sichtlich erleichtert und auch ich fühlte mich besser, wenn ich daran dachte jetzt wieder Zeit zu haben nur mit ihr. „Ich finde, wir haben das ganz gut gemacht. Es gab keine Streitereien und es ist eigentlich alles ganz gut gelaufen", sagte ich dennoch zu ihr. „Ich bin trotzdem ein bisschen froh jetzt schon zurück zu fahren", gab sie zu. „Ich auch", lächelte ich. Es lagen noch ein paar Stunden Fahrt vor uns aber das würde schon gehen. Wir hatten ja uns und konnten endlich wieder losgelöst sein.

„Was machen wir eigentlich Silvester?", fragte ich irgendwann, als Lena nach einiger Zeit mal wieder aufgewacht war. Sie gähnte erstmal, was mich grinsen ließ. Sie sah so unfassbar niedlich aus dabei. „Ich hab da mit Steff was angeleiert", erklärte sie stolz. Sofort hatte ich so eine Vorahnung. „Nein", stieß ich also ungläubig aus. „Doch! Und es kommen alle! Peddy kommt extra nach Berlin und Moses und Gentleman auch! Wir haben alle zusammenbekommen!", brach es schließlich voller Vorfreude aus ihr heraus und ich freute mich ebenfalls so sehr, dass ich echt Mühe hatte mich aufs Fahren zu konzentrieren, weshalb ich direkt die nächste Abfahrt nahm. „Warum hast du mir das nicht mal erzählt?!", fragte ich sie während ich parkte. „Eigentlich wollten wir dich an deinem Geburtstag überraschen aber da konnte Moses dann doch nicht und wir haben es vorgezogen", erklärte sie grinsend. „Und was ist dann meine Überraschung?", wollte ich scherzend wissen. „Verrate ich dir nicht aber es gibt eine", zwinkerte sie. Immer noch voller Freude zog ich sie sanft zu mir, um sie endlich mal wieder richtig zu küssen. Bei seiner Familie traute man sich da ja nicht unbedingt und dann hatten wir ja auch noch mit Natalie und ihrem Verlobten auf dem Dachboden geschlafen und kaum eine Minute alleine gehabt. So kam es, dass auch Lena sich voll in den Kuss fallen ließ und ihre Hände in meinen Nacken legte. „Gott, hab ich das vermisst", seufzte ich, kaum dass wir uns gelöst hatten. Sie lachte leise und küsste mich nochmal kurz. „Was wolltest du eigentlich hier?", fragte sie dann, löste ihren Blick aber nicht aus meinem. „Ich hatte Hunger", erklärte ich, senkte den Blick und räusperte mich, als ich merkte wie warm mir wurde, wenn wir uns so lange ansahen. Sie grinste wissend. Natürlich hatte sie ihre Wirkung auf mich bemerkt. „Ich hätte Lust auf einen Donut", meinte sie dann aber schlicht. „Kommst du mit oder soll ich dir einen mitbringen?", wollte ich wissen. „Wäre vielleicht besser, wenn wir nicht zusammen gehen, wenn es nicht seien muss", meinte sie nur. Ich seufzte. „Hast ja recht", gab ich dennoch zu und stieg aus. „Willst du noch n Kaffee haben?", fragte ich noch, was sie mit einem Nicken beantwortete.

Immer noch verliebt grinsend lief ich also los. In dem kleinen Bistro gab es alles, was man an einer Autobahnraststätte erwartete. Ich suchte noch schnell nach einer Tüte Haribo Pfirsiche, die Lena so mochte und kaufte dann zwei Kaffee, einen Donut und eine Brezel bevor ich zurück zum Auto ging. „Da bin ich wieder", grinste ich beim einsteigen und erhielt direkt einen Schlag gegen den Arm. Sie telefonierte und ich hatte das nicht gesehen. Einen bösen Blick fing ich mir auch noch ein. „Nein, niemand... klar, kein Problem aber per Videocall hast du gesagt?... Alles klar... ja danke, bis dann", sprach sie in ihr Handy und legte dann auf. „Sorry", murmelte ich direkt. „Wer war das?", wollte ich dann wissen. „Bella, aber sie war im Büro von einem Vertragspartner", erklärte sie leicht angesäuert. „Tut mir leid", wiederholte ich und hielt ihr dann die Haribo-Tüte hin. „Dafür hätte ich die hier für dich", versuchte ich es. Sofort griff sie danach und grinste mich an. „Du kennst mich zu gut", meinte sie. Ich zuckte ebenfalls grinsend mit den Schultern. „Donut gefällig? Und Kaffee?", fragte ich dann noch. „Du bist der beste", meinte sie nur und legte die Tüte mit dem Donut auf ihren Schoß. „Weiß ich doch", zwinkerte ich und begann meine Brezel zu essen. Wir genossen also in Ruhe unser zweites Frühstück und fuhren dann weiter Richtung Berlin.

In der Stadt holten wir noch Kiwi von ihrer  Hundesitterin ab bevor wir zu Lenas Wohnung fuhren. „Willst du nicht erst nach Hause?", fragte sie verwundert, als ich mich abgeschnallt hatte. „Willst du mich nicht da haben?", fragte ich verwirrt zurück. „Schon, aber ich hab noch eine Videokonferenz... das war das, was Bella vorhin wollte", erklärte sie. Ich seufzte. Tatsächlich hatte ich die Nähe zu ihr vermisst obwohl wir zusammen waren. Es war nicht dasselbe, wenn die ganze Familie da war. „Ich mach erstmal die VK und wenn ich dann ein Ründchen mit Kiwi drehe kann ich dir ja schreiben und dann kommst du wieder oder ich zu dir", schlug sie vor. „Okay, dann mache ich erstmal meine Wäsche und komme nachher mit einem kleinen Einkauf wieder, dann können wir kochen. Aber dann will ich ganz viel kuscheln", stellte ich scherzend klar. Sie lachte und küsste mich kurz. „Meinetwegen müssen wir nicht beim Kuscheln bleiben", zwinkerte sie noch und stieg dann aus. Kopfschüttelnd sah ich ihr nach. Diese Frau vernebelte all meine Sinne. Sie holte noch ihre Tasche aus dem Kofferraum, winkte mir zu und verschwand dann ins Haus.

Dann fuhr also auch ich nach Hause und tat, was ich geplant hatte: Ich stellte meine Waschmaschine an, packte ein paar Sachen in eine Tasche, die ich mit zu Lena nehmen wollte und fuhr dann einkaufen. Als ich zurück war, leerte ich dann noch die zuvor angeschaltete Waschmaschine, hängte die nassen Sachen auf und bekam genau im richtigen Moment eine Nachricht von Lena, dass sie mich abholen wollte mit Kiwi. »Ich komm dir entgegen«, schrieb ich sofort und tat dies dann. Mit den Einkäufen natürlich. Nur meine Tasche mit ein paar Klamotten vergaß ich irgendwie, sollte das aber erst später bemerken.

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