•Marks Sicht•Am nächsten Tag war ich relativ früh im Studio. Nitti war auch schon da, Ralf sollte gegen Mittag dazukommen. „Du siehst erholt aus! Der Urlaub scheint nicht ganz umsonst gewesen zu sein", meinte Nitti fröhlich, als ich ankam. Ich stimmte lachend zu. Ja, da hatte er recht. Der Urlaub hatte sich gelohnt. „Ich hab auch ein paar Ideen mitgebracht also von mir aus können wir direkt anfangen!", sagte ich zufrieden und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. „Okay aber ich will noch deine größte Urlaubserkenntnis wissen!", stellte er klar. Ich lachte etwas und merkte, wie eine leichte Röte in meine Wangen stieg. „Die kann ich dir nicht verraten... noch nicht", gab ich zu. Überrascht grinsend sah er mich an. „Geheimnisse hat der Herr Forster also", meinte er, schien aber nicht weiter nachhaken zu wollen. Also fingen wir an zu arbeiten.
Tatsächlich schien der Urlaub Ideen in meinen Kopf gebracht zu haben. Vor allem der letzte Song fürs Album schrieb sich fast von selbst. Wir hatten jetzt noch 220 Stunden, also etwas mehr, als 9 volle Tage, wenn man meine Promo-tour, die parallel begann nicht mit rechnete. Ich würde demnach viel in der Gegend umherreisen. Eigentlich wollte ich mir noch die Zeit nehmen, mit Lena ein bisschen zu quatschen. Sie wollte mich noch über den Urlaub ausquetschen und ich wollte sie halt auch einfach öfter sehen. Vielleicht würde das irgendwas verändern auch wenn ich nicht wusste was. Ob ich nervöser und ruhiger werden würde? Selbstbewusster oder unruhiger bei der Entscheidung, wie ich mich verhalten sollte? „Mark? Hallo? Können wir weitermachen?", fragte Nitti und wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht rum. „Hm? Klar! Entschuldigung", sagte ich schnell und war mehr als froh, dass Ralfs Klopfen Nitti von weiteren Fragen ablenkte.
Wir bekamen tatsächlich zwei weitere Songs fertig, die die letzten Wochen kurz vor ihrer Finalen-Version gestanden hatten. Den neuen Text nahm ich mit nach Hause, als ich nach dem bestellten Essen, gegen 23 Uhr das Studio verließ. Noch viel zu wach stieg ich ins Auto. Es war ein erfolgreicher Arbeitstag gewesen. Müde war ich noch überhaupt nicht, weshalb ich kurzentschlossen zu Lenas Wohnung fuhr. Wenn noch Licht brennen würde, könnte ich ja nochmal klingeln.
Als ich ankam war ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob die Idee so klug war. Ich kam mir seltsam vor, so spät noch hier. Was würde sie von mir denken? Das war doch bekloppt, was ich hier tat. Also blieb ich sitzen und schüttelte kurz den Kopf. Was tat ich hier? War ich ein verliebter Idiot oder ein Stalker? Was hatte ich mir dabei gedacht, hier her zu fahren?
Grade wollte ich den Motor starten, da sah ich Lena mit Kiwi an der Leine. Ein Mann lief neben ihr, sie unterhielten sich. Da es dunkel war bis auf das Licht der Straßenlaternen, konnte ich ihn nicht erkennen. Ihr Schatten verriet mir, dass sie seine Jacke trug, was mir irgendwie seltsam vorkam. Sie schloss die Haustür auf und schickte Kiwi vor. Der Mann folgte ihr in den Hausflur und die Tür fiel hinter ihm zu. Wer war das? Und was wollte er um diese Uhrzeit noch hier? Eigentlich konnte ich es mir denken. Was sollte ein, soweit ich das sehen konnte, sportlicher, junger Mann wohl spät abends bei einer gleichalten, hübschen Frau? Ich seufzte, als ich merkte, wie weh mir der Gedanke tat. Ich sollte mich für sie freuen, egal ob das hier was Einmaliges oder Längeres sein würde, weil sie meine beste Freundin war. Sie sollte glücklich sein und dennoch tat es weh.
Bevor ich wirklich begann zum Stalker zu werden, fuhr ich lieber nach Hause. So wirklich ließen mich meine Gedanken aber nicht los. Als ich dann im Bett lag setzte auch noch meine bildhafte Fantasie ein. Das ging zu weit! Das durfte ich mir nicht vorstellen, auch wenn es mich sauer machte! Bevor ich mich zu sehr hineinsteigerte, begann ich lieber meinen Rucksack von der Wanderung auszupacken, ehe ich mich endgültig schlafen legte.

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Der Weg des Lebens
FanfictionAlles beginnt mit einer Wanderung zu sich selbst gespickt mit Erinnerungen und neuen Gedanken. Was daraus entsteht ist bei Erreichen des Ziels jedoch noch immer fraglich. Eine Geschichte aus Sicht von Mark Forster. Auszug aus Teil 15: Sofort saß ich...