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•Marks Sicht•

Am Morgen schob ich meine Hand auf die andere Bettseite, als ich langsam wach wurde und ertastete... nichts. Die Seite war leer. War alles nur ein Traum gewesen? Nein! Nein, das konnte nicht sein!

Schockiert öffnete ich die Augen, nur um festzustellen, dass ich sehr wohl noch bei Lena war. Also in ihrer Wohnung, in ihrem Bett aber sie war weg. Ihr Geruch lag in der Bettwäsche und eigentlich wollte ich gar nicht aufstehen aber ich wollte auch wissen, wo sie war. Hatte sie es sich anders überlegt?

Murrend drehte ich mich um und setzte meine Brille auf, um aufzustehen und da sah ich sie. Auf dem Balkon, welcher vom Schlaf- sowie vom Wohnzimmer betretbar war. Sie sah raus, auf die Straße. Ein unordentlicher Dutt hing noch grade so auf ihrem Kopf und sie trug ein viel zu großes Shirt. Mein Shirt, das ich am Abend ausgezogen hatte, wie meine Jeans. Ihre nackten Beine sahen so glatt und zart aus. Ihre Füße steckten in dicken Socken, die sie leicht aneinander rieb. Es war bereits November und nicht mehr sonderlich warm. Wie sie da stand, sah sie wahnsinnig süß aus und trotzdem wunderschön. Sofort schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich daran dachte, wie wir Arm in Arm eingeschlafen waren, voller Erleichterung und ohne Gedanken an die Zukunft.

Langsam stand ich auf und legte mir die Decke um die Schultern. Ich trat langsam hinter dir und legte meine Arme mit der Decke um sie, sodass die Decke uns beide wärmte. Wohlig seufzte sie und lehnte sich an meine Brust. Ich liebte das Gefühl jetzt schon und hoffte, dass es nicht allzu bald wieder enden würde. „Morgen", nuschelte ich in ihre Haare, die ihr bereits zur Hälfte aus dem Dutt hingen. „Guten Morgen", gab sie leise zurück und ich hörte in ihrer Stimme, dass sie lächelte.

„Kommst du mit rein? Hier ist es doch kalt", fragte ich, woraufhin sie nickte und wir wieder rein gingen. „Ich würd' mir ja was über ziehen aber jemand hat mein Shirt geklaut", schmunzelte ich, während ich meine Hose anzog. Sie grinste nur und kam wieder zu mir, um sich nochmal an mich zu kuscheln. Ich legte zufrieden meine Arme um sie. „Blieb einfach so. Ich mag das noch nicht ausziehen", murmelte sie. Ich lachte leise auf aber blieb schließlich tatsächlich so, während wir uns Frühstück machten und begannen zu essen. Die ganze Zeit hatten wir ein Grinsen in unseren Gesichtern, was uns so schnell niemand mehr nehmen konnte.

„Es ist Mittwoch 10.00 Uhr und hier sind die Nachrichten", ertönte die Stimme des Radiosprechers und mir fiel alles aus dem Gesicht. „Zehn?!", stieß ich entsetzt aus, was Lena erschrocken zusammenzucken ließ. Fragend sah sie mich an. „Ich muss seit einer Stunde im Studio sein", sagte ich hektisch und sprang auf, um ins Bad zu eilen. Als ich die Tür wieder öffnete, nachdem ich auf dem Klo war, stand Lena vor mir und hielt mir mein Shirt hin. Schnell zog ich es über. „Danke", sagte ich schnell und flitzte in den Flur. Kiwi, die ich wohl aufgeschreckt hatte, wuselte nun um mich herum. „Vergiss die Gitarre nicht, was auch immer du gestern damit wolltest", meinte Lena und kam mit dem Gitarrenkoffer nach. „Die kann hier bleiben. Ich schulde dir noch ein Mal Sattelite", lächelte ich schnell, und schloss meine Jacke. „Halt!", rief sie, als ich schon nach der Türklinke griff, also drehte ich mich zu ihr. Sie zog mich ein Stück zu sich runter und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. „Jetzt kannst du. Fahr vorsichtig! Und arbeitet nicht so lange", sagte sie noch. „Ja, Mami", gab ich schmunzelnd zurück und gab ihr noch einen letzten kurzen Kuss, bevor ich ging.

Ich hastete die Treppen runter, zum Auto und fuhr so ruhig ich konnte aber auch schnell zu meiner Wohnung, wo ich mich kurz umzog, mein Handy schnappte und dann direkt ins Studio fuhr. Die anderen würden mir den Kopf abreißen. Endlich angekommen entschuldigte ich mich schon beim reinkommen: „Es tut mir so leid! Ich hatte mein Handy nicht dabei und..." Fragend sah ich Nitti an. Ralf war nirgends zu sehen. „Er hatte keine Lust mehr zu warten", murrte Daniel sauer. Ich hatte die beiden viel zu oft versetzt in letzter Zeit. Seufzend schloss ich die Tür hinter mir. „Gibt's wenigstens ne gute Erklärung?", wollte er mürrisch wissen. Sofort legte sich wieder dieses Grinsen auf meine Lippen, als ich an Lena dachte.

„Oh ja", sagte ich nur. „Will ich sie hören?", fragte Daniel vorsichtig. „Ich war bei Lena. Wir.... wir sind wohl jetzt zusammen", sprach ich das aus, was da wohl in der Nacht entstanden war. Nittis Miene wurde plötzlich viel fröhlicher aber nur leicht überrascht. „Forster! Na endlich! Ich dachte schon, ihr schafft es nie!", stieß er aus. Jetzt war ich überrascht. Er lachte, als er mein Gesicht sah. „Jeder hat gesehen, dass ihr mehr seid als beste Freunde aber ich denke niemand hat geglaubt, dass es mal was wird mit dir, du Gefühlslegastheniker!", erklärte er und umarmte mich kurz fröhlich. „Dann kann ich die eineinhalb Stunden, die ich hier gewartet hab und mir auch langsam Sorgen gemacht hab, verkraften", fügte er noch an. „Es tut mir trotzdem leid...", murmelte ich. „Schon gut, aber lass dich nicht allzu oft von ihr aufhalten, sonst müsst ihr beide aufhören zu arbeiten", scherzte er noch, ehe wir dann langsam anfingen zu arbeiten.

Zwar ohne Ralf aber es gab trotzdem Ergebnisse. Ich war so voller Motivation, Freude und Tatendrang, dass wir richtig was schafften. Wir würden noch knappe 48 Stunden Studiozeit haben in den nächsten Tagen. Aber erstmal musste ich noch in eine Besprechung, zu der Dennis mich um 16 Uhr abholte. Ihm würde ich vorerst nichts erzählen. Ich musste erstmal mit Lena sprechen. Wie es jetzt weitergehen sollte. Im Moment war mir aber egal wie, Hauptsache, es würde weitergehen mit uns.

Ich war so wahnsinnig glücklich, wenn ich nur daran dachte, dass ich in der ganzen Besprechung grinsend da saß und immer wieder in kleine Tagträume abdriftete. Das war nicht gewöhnlich für mich, da ich normalerweise immer aufmerksam dabei war und auch einiges mitschrieb aber heute war ich mit den Gedanken nur bei Lena. Ihren Augen, ihren Lippen, ihren Küssen und ihrem Lachen. Ich konnte es kaum erwarten, nach der Besprechung wieder zu ihr zu fahren. Ich konnte nicht anders. Wie sollte ich heute Nacht allein schlafen, wenn ich ständig an sie dachte und sie auch nach einem halben Tag schon so sehr vermisste?

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