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•Marks Sicht•

Weihnachten rückte immer näher und plötzlich war es soweit und ich fuhr mit Lena und Kiwi nach Winweiler zu Mama. Lenas Mutter fuhr mit Lenas Tante, deren Mann und ihrer eigenen Mutter. Die Hochzeit war mittlerweile soweit geplant, dass wir Einladungskarten zu Weihnachten verschenken konnten. Erstmal kamen wir aber bei meiner Familie an und begrüßten alle ausgiebig, was direkt weiterging, als kurz nach uns Lenas Familie ankam. Es würde ein schönes Weihnachten werden. Alle verstanden sich gut und vor allem hatten wir endlich mal alle zusammen. Nur Natalies Mann, Robin, war nicht dabei, da er dieses Jahr mit seiner Familie feierte.

Der Tag vor Weihnachten war dann auch recht bald vorbei, da wir erst am Nachmittag angekommen waren und direkt nach dem Essen und der kleinen Runde mit Kiwi ins Bett gekrochen waren. Lenas Familie hatte ein Hotel ganz in der Nähe und wir schliefen mit Natalie auf dem Dachboden wie schon zwei Jahre zuvor. Eine Weile hatten wir noch mit meiner Schwester gequatscht und herumgealbert aber irgendwie waren wir auch müde und so kuschelten wir uns und die Kissen und ich zog die Decke über Lena und mich. „Gute Nacht kleine Fee", flüsterte ich noch. „Gute Nacht, ich liebe dich", gab sie zurück. „Ich dich auch", war das letzte was ich sagte bevor wir beide einschliefen. Ich freute mich auf morgen. Das Essen, die Feier, irgendwie auch auf die Kirche und ein bisschen auch auf die Geschenke auch wenn die meiner Meinung nach nicht sein mussten. Ich hatte noch etwas für Lena gefunden auch wenn ich das Gefühl hatte, dass das nicht ansatzweise an die Songs in den letzten beiden Jahren herankam.

Tatsächlich standen wir am Morgen entspannt und ausgeschlafen auf und frühstückten mit allen. Weiter ging's mit einer kleinen Kiwi-Runde und Vorbereitungen für Mittag und Abend und schneller als man sich versah gab es schon wieder Essen. Das war nicht nur an Weihnachten so, das war immer so, wenn man bei Mama zu Gast war. Nach dem Mittag spazierten wir dann zur Kirche und Lena und ich sahen uns schmunzelnd an. Das nächste Mal, wenn wir eine Kirche betreten würden, würden wir heiraten. Der Gottesdienst war zwar lang aber irgendwie gehörte es Weihnachten auch dazu. Dieses Jahr sah es leider nicht so aus, als würde es noch schneien aber saukalt war es trotzdem und so liefen wir dick eingepackt wieder zurück und genossen erstmal die Wärme. Gefühlt war kaum Zeit vergangen bis es schon wieder Abendessen gab aber danach gab es Geschenke. Dieses Mal war es Lena, die neben mir immer aufgeregter wurde und ich war wirklich gespannt warum. Erstmal packte sie aber die vielen kleinen Päckchen aus, die ich verpackt hatte. Das erste waren die Ohrringe. Kleine goldene Ringe. Ergänzt wurden sie schließlich von einer zarten goldenen Kette mit einer Art Weltkugel als Anhänger und einem Armreif mit der Aufschrift „Love Yourself". Jedes Mal wenn sie eines der Pakete aufgemacht hatte, hatte sie gelächelt und jedes Mal war ich erleichtert. Eigentlich sollte es nicht um Geschenke gehen aber irgendwie hoffte ich doch immer, dass es gut genug wäre.

Als alle Geschenke verteilt waren stand Lena dann plötzlich auf. Sie zitterte ja fast vor Aufregung, was hatte sie denn vor. Kurz griff ich nach ihrer Hand und drückte sie sanft, um ihr zu zeigen, dass sie nicht nervös sein brauchte. Tatsächlich lächelte sie mir nochmal zu und setzte sich dann, für mich ziemlich unerwartet, ans Klavier. Völlig überrascht sah ich sie an, genau wie alle anderen im Raum. Sie konnte ein bisschen Klavier spielen aber sie hatte immer gemeint, dass sie es nie ernsthaft gelernt hatte oder lernen wollte. Und jetzt legte sie ihre Finger auf die Tasten und atmete tief durch. Kurz darauf klangen die ersten Töne im Raum und ich hatte das Gefühl, sie konnte dem alten Instrument besonders klare und schöne Töne entlocken. Sie begann zu singen und ich bekam sofort eine Gänsehaut. „All I want for Christmas" war der Song und auch wenn ich es bei Sing meinen Song schon mal von ihr gehört hatte, war es heute noch so viel schöner. Ihre vorsichtigen Blicke zeigten mir, dass sie es für mich sang und da hatte ich doch tatsächlich Mühe meine Tränen zurückzuhalten. Als die letzten Töne ausklangen, stand ich sofort auf und ging zu ihr. So standen wir dann da, sahen uns einen Moment lang nur an, während unsere Familien gerührt klatschten und ich sie einfach küssen musste. Es war mir egal, wer alles dabei war, ich musste ihre Lippen auf meinen spüren. „Das war wunderschön", flüsterte ich. „Hat auch ganz schön gedauert, das auf dem Klavier zu lernen", gab sie zu, woraufhin ich sie nochmal fest umarmte. Ein schöneres Geschenk hätte ich mir nicht wünschen können. Das sahen scheinbar alle so, denn meine und ihre komplette Familie umarmten sie der Reihe nach. Ungeduldig wartete ich bis ich wieder einen Arm um sie legen konnte. „Ich liebe dich", flüsterte ich ihr leise ins Ohr, was sie direkt noch mehr strahlen ließ. „Ich dich auch", gab sie genauso leise zurück und tatsächlich hörte das keiner, denn alle hatten wieder angefangen sich zu unterhalten. So konnten wir einfach dicht beisammen den Gesprächen lauschen und uns immer wieder verliebt anlächeln. Ich hatte gewusst, dass es ein gutes Weihnachten werden würde aber das hier war mehr als nur gut. Es war das schönste, was ich mir hätte wünschen können.

Dieses Jahr hat also Lena das Ständchen gesungen☺️

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