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•Marks Sicht•

„Hast du mir noch was übrig gelassen oder bist du schon fertig?", fragte Lena als sie nach ihrer kurzen Mittagsruhe zu mir in die Küche kam. „Kartoffeln sind fertig aber Möhren müssten noch geschält und geschnitten werden", erklärte ich, zog sie aber erstmal lächelnd in meine Arme. „Bist du heute ein Kuschel-Forsti?", fragte sie schmunzelnd, lehnte sich aber entspannt bei mir an. „Ich weiß nicht. Das Lied war so schön gestern Abend, irgendwie muss ich immer wieder daran denken und dann kann ich einfach nicht anders als dich zu umarmen", gab ich zu und ließ sie noch nicht los, damit sie meine leicht roten Wangen nicht sah. „Aww, du bist süß. Irgendwann musst du mich aber loslassen, sonst wird das mit den Möhren schwer", meinte sie scherzhaft, woraufhin ich sie mit einem theatralischen Seufzer losließ. „Och Marek, wir haben doch noch ganz viel Zeit zum Kuscheln", schmunzelte sie und gab mir noch einen Kuss bevor wir die Karotten nahmen und anfingen zu schälen. Irgendwie genoss ich es heute einfach besonders in ihrer Nähe zu sein und hätte sie am liebsten gar nicht mehr losgelassen. Aber sie hatte ja recht, die Möhren schälten sich nicht von selbst.

Einige Zeit später, als wir in der Küche längst fertig waren und uns stattdessen aufs Sofa gekuschelt hatten, kamen die anderen wieder. Kiwi war die erste, die sich regelrecht auf Lena stürzte um sie zu begrüßen. „Hey, Schtinki!", lachte sie und kraulte die Hündin einen Moment lang. Mama und meine Tante sahen sich schließlich mit kritischem Blick an was wir in der Küche vorbereitet hatten, schienen aber zufrieden mit unserer Arbeit. „Na, schöne Zeit gehabt, ihr Turteltauben", meinte Natalie als sie uns einen Moment allein erwischte. Eigentlich wollte ich mir nichts anmerken lassen aber an unserem verliebten Grinsen sah man wahrscheinlich sofort, dass wir uns die ganze Zeit nicht wirklich voneinander entfernt hatten. „Es ist schön euch so zu sehen", lächelte sie noch, ließ uns dann aber wieder allein. Die anderen waren in der Küche oder am Esstisch und da ging auch sie wahrscheinlich jetzt hin. Ich war einfach nur glücklich in dem Moment und musste Lena einfach küssen. „Kuschel-Forsti", schmunzelte sie dann und umarmte mich nochmal ehe sie aufstand und mich mitzog zu den anderen.

Wir hatten noch eine schöne Zeit die nächsten Tage und auch als ein Teil meiner Familie wieder zurück nach Polen und Lenas Familie auch nach Hause fuhr, blieben wir noch. Erst an Neujahr oder noch einen Tag später wollten wir zurück nach Berlin fahren. Und zumindest Silvester kam dann auch bald. Am Mittag gingen wir nochmal einkaufen, später gab es Fondue, was perfekt war, wenn nicht alle Fleisch aßen. So konnte jeder selbst entscheiden und nach den ganzen Weihnachtstagen schloss ich mich heute Lena an, die definitiv der konsequentere Vegetarier von uns war. Wenn es ging aß sie mittlerweile fast immer vegan und ich fand das total okay und gut für sie, wenn sie sich damit wohlfühlte aber das war dann einfach nichts für mich. Vegetarisch konnte ich gut leben, solange nicht meine Mama kochte. Dann machte ich auch mal eine Ausnahme aber heute orientierte ich mich eher an Lena und es schmeckte mindestens genauso gut. Später gab es noch Natalies berühmte Schokocreme als Nachtisch und dann waren wir alle pappsatt. Unterm Tisch legte Lena ihre Hand auf meinen Oberschenkel, sodass ich zu ihr sah und wir uns anlächelten. Zufrieden legte ich meine Hand auf ihre und hielt sie sanft fest. Bald würden wir zum dritten Mal gemeinsam in ein neues Jahr starten.

Kurz bevor die magische Uhrzeit kam, gingen alle raus. Alle bis auf Lena und mich. Wir hatten uns mit Kiwi im Wohnzimmer verschanzt. Bereits jetzt jaulte die Hündin jedes Mal erschrocken auf, wenn ein Böller knallte und die Arme tat mir richtig leid. Sie verstand überhaupt nicht was hier passierte und warum es die ganze Zeit so laut knallte. Punkt null Uhr verkroch sie sich verängstigt unters Sofa bevor Lena sie zu sich nehmen konnte. Ich merkte auch Lena an, dass sie ihrer Hündin am liebsten alles abgenommen hätte aber wir konnten nicht wirklich etwas tun. „Man wieso muss man immer diese scheiß Böller zünden?", fragte sie verständnislos. Ich seufzte. „Ich weiß es nicht... man die Arme", gab ich zurück und warf erneut einen Blick unter das Sofa. Erneut versuchte ich sie ein bisschen raus zu locken aber sie verstand glaube ich gar nicht, was los war. Erst als es draußen ruhiger wurde kam eine zitternde Hündin hervor gekrochen. Lena nahm sie sofort zu sich und streichelte sie möglichst ruhig. Ich setzte mich zu den Beiden und streichelte ebenfalls mit einer Hand über das weiche Fell von Kiwi. Wir redeten auch nicht, damit die Ruhe bleiben konnte und dennoch dauerte es einige Zeit bis Kiwi einigermaßen zur Ruhe kam. „Kann sie mit zu uns heut Nacht?", fragte Lena irgendwann und sah dabei immer noch auf Kiwi runter. „Klar", sagte ich sofort. Seit unsere Familien wieder gefahren waren, schliefen Lena und ich im Gästezimmer und Natalie auf dem Sofa hier unten. Vorsichtig hob Lena also die Hündin auf ihre Arme und stand auf, sodass wir hoch gehen konnten. Ich wünschte den Anderen noch kurz eine gute Nacht und folgte dann Lena ins Gästezimmer. Wenig später lagen wir also im Bett mit Kiwi zwischen uns. Für die Kleine konnte ich auch mal darauf verzichten mit Lena Arm in Arm zu liegen aber unsere Hände lagen dennoch ineinander und wir sahen uns noch ein paar Minuten einfach nur an. „Gute Nacht kleine Fee", sagte ich schließlich leise, als ihr die Augen immer wieder zu fielen. Sie lächelte und schloss schließlich wirklich die Augen. Ein Blick zu Kiwi verriet mir, dass auch sie mittlerweile eingeschlafen war und so schloss auch ich die Augen.

Meiner Meinung nach ist das Böllern an Silvester echt nicht fair den Tieren gegenüber... Es ist immer eine Erleichterung, wenn es vorbei ist und die Pferde, wo auch mein Pony steht, alle noch da sind und nichts passiert ist.

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