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•Marks Sicht•

Am nächsten Morgen wachte ich schon früh auf. Dennoch beschloss ich zu bleiben, bis Freya aufwachen würde, um mich wenigstens zu verabschieden. Sie würde heute zum Flughafen fahren und zurück nach Irland fliegen. Ich hatte durch mein Überspringen von Hütten noch einen Tag Zeit, den ich in Oslarshamn verbringen würde, wo ich mit dem Bus ausgestiegen war. Zunächst frühstückte ich aber und machte mich soweit fertig für den Tag. Lena hatte gestern Abend geschrieben, ich könne ihr ja sagen, was mich so verwirrte, wenn ich zurück in Berlin sei. Ich hätte einfach nicht schreiben dürfen, dass ich neue Gedanken hatte. Jedenfalls konnte ich jetzt grade auf keinen Fall mit ihr darüber sprechen. Was sollte ich denn sagen? „Hey Lena, bist du zufällig ich mich verliebt und hast dich im Südafrika nur für den Kuss entschuldigt, weil du dachtest, ich wollte ihn nicht?" Das konnte ich wohl kaum machen. Warum musste ich mich ausgerechnet in Lena verlieben? Ich war jetzt noch nicht so lange wieder Single und dann musste es ausgerechnet meine beste Freundin sein? Das machte alles so viel komplizierter. Nicht dass es mir leichter gefallen wäre einer anderen Frau zu sagen, dass ich sie liebte aber bei Lena hatte ich auch noch verdammt gute Chancen unsere Freundschaft zu zerstören und sie tief zu verletzen. Sie vertraute mir alles an und ich wusste, dass ich ihr ebenfalls alles sagen konnte. Was würde sie denken, wenn sie wüsste, dass ich mich in sie verliebt habe? Andererseits kannte ich das Gefühl ihrer Lippen auf meinen und ich wollte es unbedingt noch öfter spüren, ihr nah sein und irgendwie viel mehr als Freundschaft.

„Guten Morgen", gähnte Freya plötzlich. [Gespräche wieder auf Deutsch] „Morgen", seufzte ich. Nachdem auch sie gefrühstückt hatte und soweit fertig war machten wir uns zusammen auf den Weg nach Oskarshamn und ich brachte sie noch zur Bushaltestelle, von wo sie zum Flughafen wollte. „Ich hoffe, wir sehen uns wirklich mal in Irland", meinte sie. Ich nickte: „Bestimmt! Und du bist auf jedes Konzert herzlich eingeladen." Wir umarmten uns nochmal, dann kam auch schon der Bus. „Nicht mehr zu viel grübeln, auch mal machen", zwinkerte sie noch beim einsteigen. Ich lachte leicht verzweifelt. Sie sagte das so leicht, war ja auch nicht in ihren besten Freund verliebt.

Zuerst wollte ich mir dann ein Hotelzimmer für die letzte Nacht in Schweden suchen. Das Land hatte einen wunderbaren Eindruck hinterlassen, obwohl oder vielleicht auch grade weil ich nur Wälder, kleine Dörfer, Seen und Felsen gesehen hatte. Ein Elch hätte noch gefehlt aber das Glück blieb mir wohl verwehrt. Am Hafen von Oskarshamn angekommen sah ich mich etwas um. Sonderlich schön war es nicht aber es ging. Direkt am Wasser war ein Steg an dem kleinere Motor- oder Segelbote lagen. Daran grenzte eine Steinwand, die zur normalen Bodenhöhe überging. Von hier an war alles grau gepflastert. Man konnte dort mit dem Wohnmobil einen Stellplatz mieten und tatsächlich standen auch vier Stück dort. Ich hätte mir schönere Orte zum Campen gesucht aber naja. An der Seeseite entlang standen mit immer ein paar Metern Abstand kleine rote Hütten, aus denen Eis, Gebäck oder andere Kleinigkeiten verkauft wurden. Vielleicht würde ich mir später etwas kaufen. Zunächst ging ich einen langen Steg entlang auf eine Art Mini-Insel auf der ein kleines Hotel und ein paar Bänke und Bäume standen. Höflich erkundigte ich mich nach einem Zimmer für eine Nacht und tatsächlich war noch etwas frei. Dort brachte ich dann erstmal meine Sachen unter.

Als ich wieder aus dem Hotel trat schreckte ich zusammen. Ein lautes „Tuuuuuuut" beschallte den Hafen. Die Fähre zu einer etwas weiter entfernten etwas größeren Insel legte grade an. Ich beobachtete eine Weile, wie das große Schiff Auto für Auto zu verschlucken schien, dann ging ich zurück zu den kleinen roten Hütten und kaufte mir eine Zimtschnecke, die ich dann auf dem Weg zur Touristeninformation aß. Diese lag etwas weiter in der Stadt in einer kleinen Passage. Mit einer Rolltreppe fuhr ich hoch, um dann mit ein paar Stufen wieder etwas weiter runter in die Turi-Info zu treten. Sofort erkläre ich einer Frau, dass ich mich nur etwas umschauen würde und sah mir die Magazine an, die es auf deutsch gab. Einen zu einem Elchpark und einen zu einem Dorf, durch das ich gewandert war nahm ich mit. Wieder unten in der Passage sah ich einen Laden, der alles mögliche zu verkaufen schien. Ich beschloss ein paar Souvenirs zu kaufen. Für Nitti kaufte ich ein Plektrum für die Gitarre in Schweden-Farben auch wenn er mehr Klavier als Gitarre spielte. Nathalie sollte ein Dala-Pferd bekommen, das typisch aber war für Schweden. Für meine Mutter fand ich ein kleines Buch mit Fotografien der Landschaften hier. Vielleicht würde sie das freuen, da ich eigentlich keine Fotos gemacht hatte. Bei Lena war die ganze Sache etwas schwieriger. Plötzlich stieß ich auf ein geflochtenes Lederarmbad, es war zwar schlicht aber schön und ich hätte schwören konnten, dass es genau ihre Augenfarbe hatte. Mit diesen Sachen verließ ich dann den Laden wieder und machte mich auf den Weg zum Hotel. Es würde dort Abendessen geben und so langsam bekam ich doch größeren Hunger und so schön war die Stadt jetzt leider nicht, dass ich mich hier in ein Restaurant hatte setzen wollen.

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