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•Marks Sicht•

Beim Souncheck hatte Lena sich in die erste Reihe gesetzt und sah mir lächelnd beim Proben und Technik testen zu. Heute ging das alles recht fix und ich begab mich danach direkt zu Pogo. Meine Physiotherapie war dran. Lena hatte sich aus Interesse dazugesetzt, wobei ich daran zweifelte, ob sie es wirklich noch testen wollen würde, wenn sie mich hier leiden gesehen hätte. Wie immer lag ich dann also auf der Liege und Pogo tat seine Arbeit. Zu Beginn ging alles ganz gut klar aber als er dann die verspannten Stellen gefunden hatte und diese bearbeitete konnte ich mir den ein oder anderen leidenden Aufschrei nicht verkneifen. Lenas mitleidigen Blick konnte ich zum Glück nicht sehen. „Schmerz und Lust liegen bei dir aber auch nah beieinander", schmunzelte Pogo als er fertig war, was mich dazu brachte, mich verwirrt zu ihm umzudrehen. „Ich bin vorhin an eurem Bus vorbei. Da kamen ganz ähnliche Geräusche raus", zwinkerte er, was Lena und mich sofort knallrot werden ließ. Er hatte uns echt gehört und Lena hatte mich sogar noch gefragt, ob der Bus denn eine gute Idee wäre. Peinlich berührt stieg ich von der Liege und zog mich wieder richtig an. „Die Nächste bitte", grinste Pogo, woraufhin Lena, mit ähnlich beschämtem Ausdruck, wie ich ihn hatte, auf die Liege kletterte. „Ey, jetzt seid doch nicht so. Ich bin ja nicht stehengeblieben und hab extra lange zugehört. Ich bin nur zufällig kurz vorbeigelaufen. Ist doch gut, wenn ihr Spaß habt. Seht euch ja auch nicht so oft", meine Pogo, als es immer noch still war. „Können wir einfach das Thema wechseln?", bat ich nur schwitzend und erhielt dafür ein kleines Lachen von ihm und einen kurzen dankbaren Blick von Lena. Dann begann Pogo wieder seinem Job nachzugehen und auch Lenas Muskulatur und Körper ordentlich zu bearbeiten. „Scheiße, tut das immer so weh oder wird das irgendwann besser?", fragte sie irgendwann hoffnungsvoll. „Er sagt, es wird besser, aber ich warte noch immer vergeblich darauf", gab ich nur zurück. Pogo lachte. „Wenn man den Körper gleichmäßig trainiert und auch für den entspannten Ausgleich sorgt, sollte es besser werden", erklärte er dennoch. „Seh ich ja dann auf Tour... auuua", stieß Lena aus, da Pogo in dem Moment eine Verspannung traf. „Aber dafür, dass du normalerweise keine Physiotherapie machst, ist das eigentlich alles ganz ordentlich, was ich hier so fühle und finde", lobte er sie. „Wenn das ein Kompliment sein sollte, musst du noch üben", gab sie angespannt zurück. Wieder lachte Pogo etwas. „Ich hab übrigens eine Kollegin, die zu deiner Tour noch Termine frei hat. Soll ich dir die Daten zu ihr mitgeben? Dann musst du nicht suchen und ihr kannst du auch vertrauen", schlug er dann vor. „Klingt verlockend", gab Lena nach einem weiteren gequälten Geräusch zurück. „So das war's für heute, du sollst ja morgen Abend einen Auftritt hinbekommen, da müssen wir's ja nicht übertreiben", meinte er dann. Seufzend erhob sie sich also wieder von der Liege und schüttelte sich einmal, wie Kiwi, wenn sie etwas kitzelte. „Dankeschön erstmal. Die Kontakte von deiner Kollegin würd ich mitnehmen", bedankte sie sich dann. „Hier", gab Pogo ihr einen Zettel. „Und mich kannst du auch gern fragen, wenn ich Zeit hab und nicht mit Mark unterwegs bin. Und natürlich auch wenn du hier bist und ihr es mal etwas zu wild...", grinste er aber ich unterbrach ihn lieber schnell. „Danke, bis morgen." Pogo lachte nur, zwinkerte mir zu und wir verließen seinen kleinen Raum. „Gott war das peinlich", murmelte ich beim rausgehen. „Ich hab dir gesagt, im Bus ist keine gute Idee", meinte Lena nur und konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Schließlich musste auch ich grinsen bis wir uns ansahen und loslachten. Es war einfach peinlich aber auch unfassbar lustig.

Dann war leider nicht mehr viel Zeit bis zum Konzert. „Ich muss gleich zur Bandstunde", sagte ich also. Die eine Stunde vor dem Konzert gehörte immer der Band. Wir verbrachten die Zeit zusammen, stimmten uns aufeinander ein, führten letzte Gespräche und begannen auch uns zu konzentrieren. „Viel Spaß und ich warte direkt hinter der Bühne auf dich. Und ich will dann noch einen Kuss bevor du rausgehst", meinte sie. „Bekommst du, versprochen. Ich muss los, sonst muss ich für Kalli mittrinken", gab ich noch schnell zurück und küsste sie ein letztes Mal innig. Dann war Bandstunde. Wir spielten unser kleines Auflockerungsspiel, quatschten und gaben uns gegenseitig Energie, ehe es dann bald losging.

Ich gab Lena noch den versprochenen Kuss, betrat die Bühne und wurde sehr fröhlich empfangen. Die Stimmung war schon mal Bombe, da machte der Abend gleich doppelt so viel Spaß und doch war er viel zu schnell zu Ende. Total nass geschwitzt kam ich hinter der Bühne an, wo mir Lena euphorisch in die Arme sprang und mich küsste. „Ich bin total nass", warnte ich noch aber das war ihr egal. „Du warst so krass! Die Stimmung war ja unfassbar!", freute sie sich. „Ja, voll. Die hatten richtig Bock und wir auch", gab ich glücklich zurück. Das Glück und die Euphorie bleiben noch eine ganze Weile erhalten aber als wir dann im Bus ins Bett fielen war's vorbei. Morgen musste Lena weg. Und zwar schon um sechs. Eigentlich wollte ich sie nicht gehen lassen aber was sollte ich tun? „Am liebsten würde ich dich hier ans Bett fesseln, damit ich immer mit dir einschlafen kann", seufzte ich. „Bei dem Satzanfang hatte ich was anderes erwartet", schmunzelte sie. Ich lachte etwas und zog sie zu einem Kuss zu mir. „Wieso? Stehst du drauf? Dann mach ich das natürlich", gab ich dann zwinkernd zurück. „Jetzt nicht im Bus und für mehrere Tage, nur damit du schlafen kannst aber so mal zur Abwechslung", meinte sie nur. „Merk ich mir", flüsterte ich gegen ihre Lippen, bevor wir uns wieder küssten. „Wir sollten schlafen, wir müssen beide früh raus", gab ich zu Bedenken. „Aber morgen haben wir keine Zeit mehr für uns", murrte sie. „Ich weiß... aber bald. Und dann ist auch bald Natalies Hochzeit und da sind wir dann nur unter Familie und müssen keinem Manager seine Fragen beantworten", gab ich zurück. Sie nickte seufzend. „Komm her", fügte ich an und zog sie in meiner Arme und an meine Brust. „Augen zu und träum schön, kleine Fee", flüsterte ich. „Gute Nacht", gab sie noch zurück, ehe es still wurde.

Hättet ihr an Pogos Stelle auch Sprüche gemacht? 😉

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