•Marks Sicht•Am nächsten Morgen war wieder Lena zuerst wach. Sie weckte mich mit ganz vielen kleinen Küssen und ich merkte direkt, dass sie total aufgedreht war. „Wann fahren wir los?", fragte sie sofort, als sie merkte, dass ich wach war. Schmunzelnd setzte ich mich erstmal auf. „Guten Morgen", sagte ich erstmal. „Guten Morgen", gab sie augenverdrehend zurück. „Und? Wann fahren wir jetzt?", wollte sie wieder wissen. Kopfschüttelnd lachte ich auf. „Gegen halb zehn, es ist nicht so weit weg. Lass uns doch erstmal in Ruhe frühstücken", schlug ich vor. Seufzend stand sie auf und lief schonmal vor in die Küche. Ich setzte erstmal meine Brille auf und folgte ihr schließlich. Irgendwie hatte ich das an ihr vermisst die letzten Tage. Sie war immer so unsicher gewesen wegen der Sache mit ihrem Vater und ihrer Schwester. Aber der Tag gestern war gut gelaufen und jetzt war sie wieder fröhlich und aufgedreht wie immer, wenn sie sich auf etwas freute.
Selbst auf der Fahrt zum Reithof war sie die ganze Zeit total hibbelig. „Ich glaube immer noch nicht, dass du wirklich mit mir ausreiten gehst", meinte sie irgendwann kopfschüttelnd. „Ich auch nicht", gab ich nur lachend zurück. „Sie haben Ihr Ziel erreicht", sprach das Navi und so parkte ich auf dem Parkplatz des etwas kleineren Hofes. Lena sprang regelrecht aus dem Auto wobei ich ihr eher gemächlich folgte. Langsam wurde ich ziemlich nervös. Ich musste auf ein Pferd, es war Lenas Wunsch und ich hatte es ihr ja jetzt schon so gut wie versprochen.
Und da kam auch schon ihre Freundin Lara um die Ecke mit einer weiteren jungen Frau in Reitklamotten. Die ehemaligen Freundinnen begrüßten sich glücklich und auch ich begrüßte Lara ehe die zweite Frau sich als Alina vorstellte. „Ich dachte, ich hole mir Hilfe, damit wir sicherer unterwegs sind aber keine Sorge, niemand wird ein Wort über euch verlieren. Wir holen unsere Pferde, machen uns bereit und dann geht's los", erklärte Lara. „Uhhh, ich freu mich so!", meinte Lena ungeduldig. Ich lachte leise darüber und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr ich begann zu schwitzen. Sprichwörtlich, sowie wörtlich. „Also das ist dein Halfter für Akira, das hier ist für Paula", gab Lara uns zwei Halfter. „Akira ist mein zweites Pferd, Paula ist eins der Schulpferde. Wir können sie heute quasi ausleihen, weil sie einfach am sichersten ist mit Anfängern und im Gelände", erklärte Lara weiter. Ich nickte nur zustimmend. Die beiden nahmen dann noch ihre Halfter mit und wir machten uns auf den Weg zu einem Paddock. „Der Falbe, das ist Akira und die etwas kleinere, dunkelbraune ist Paula", zeigte Maja uns die Pferde. Lena und Lara spazierten direkt los zu ihren beiden, während ich etwas hilflos das Gewirr aus Halfter in meinen Händen versuchte zu ordnen. „Soll ich dir helfen?", fragte Maja direkt. Ein bisschen verlegen nickte ich, woraufhin sie mein Halfter sortierte und mit mir zu Paula ging, um mir beim aufhalftern zu helfen. Während wir dann auf Maja warteten, dass sie ihren Schimmel holte, begrüßte ich Paula erstmal mit einem vorsichtigen Streicheln am Hals und ließ sie an meiner Hand riechen, wobei sie eher am Gras interessiert schien, als an mir. Die Stute, die Lena festhielt, passte irgendwie zu ihr. Sie war nicht allzu groß, hatte so eine Art beiges Fell, helle Mähne und beobachtete Lena aufmerksam. Lara hatte einen Rappen am Strick, der deutlich größer war. Stolz stand er da aber auch er schien genau zu schauen, was Lara von ihm wollte. Paula graste unterdessen neben mir, während ich sie festhielt aber ich war einfach froh, dass sie nicht wegging, also wieso sollte sie nicht fressen? Dann kam Maja mit ihrem Schimmel dazu. Der hatte viele kleine dunkle Punkte, war ebenfalls etwas größer aber auch ein bisschen kräftiger. Zu viert machten wir uns auf den Weg zu einem Putzplatz, wobei Paula den Weg zu kennen schien. Jedenfalls musste ich nur mitgehen, während sie den anderen folgte. Maja zeigte mir kurz den Knoten, mit dem ich sie festmachen sollte, ehe wir anfingen zu putzen. Ich beobachtete einfach die anderen und tat das, was auch sie machten. Laras Rappe schnaubte einmal laut, was mich erschrocken zusammenzucken ließ. Lena fand das wahnsinnig lustig, wobei ich nur versuchte weniger aufgeregt zu sein. Ich sollte schließlich relativ bald auf das Pferd drauf, das hier vor mir stand. „Poppy", lachte auch Lara, woraufhin Lenas und mein Blick sich trafen. Den Namen kannten wir von woanders. „Heißt er wirklich so?", fragte Lena sofort. „Nein, eigentlich Portos aber wer nennt sein Pferd schon beim Passnamen?", gab sie nur zurück. Lenas Akira begann irgendwann aus Langeweile an ihrem Strick zu kauen und der Schimmel von Maja drehte sich mal hier und mal dorthin. Paula dagegen schlief fast ein während wir hier standen. „Alle fertig?", fragte Lara. „Hufe noch", gab Maja zurück. „Warte mal, Lena, da spinnt sie manchmal", rief Lara noch und half Lena, während Maja das ganz für mich übernahm. Diesen Huf festhalten und dann nichts falsch machen, war mir dann doch etwas zu gefährlich.
Schließlich sattelten wir die vier Pferde, wobei ich natürlich auch Hilfe hatte, ehe wir uns zu einem großen Hocker begaben, um aufzusteigen. Ich atmete nochmal tief durch. Eigentlich war Paula die ganze Zeit total entspannt gewesen aber es war eben doch ein mehrere hundert Kilo schweres Tier, das theoretisch machen könnte, was es will. Zumal ich auch überhaupt keine Ahnung hatte. Maja stieg zuerst auf, wobei sie ihr Pferd ein bisschen zum stehen bleiben überreden musste. Lara führte dann Paula für mich an den Hocker und hielt sie fest. „Einfach den Fuß in den Bügel und das andere Bein rüber", meinte sie lächelnd. Kurz stieg mein Puls nochmal an, weil ich die Blicke auf mir bemerkte aber ich schaffte es ganz gut aufs Pferd. Lara übergab dann den Strick an Maja, an dem sie mich führen würde. „Schaffst du das alleine?", fragte sie dann Lena. „Mal gucken... vielleicht führst du mich auch erstmal?", fragte diese. Scheinbar war sie sich auch nicht mehr so sicher in allem. Und so verließen wir dann zu viert den Hof, Lena und ich geführt von Maja und Lara.
Ganz langsam wurde ich etwas entspannter auf der völlig ruhigen Stute, die nur den anderen hinterher trottete. Maja begann mir genauer zu erklären, wie ich am besten sitzen sollte und ich merkte, wie Lena mich immer wieder lächelnd musterte. Sie selbst wurde sich immer sicherer und erinnerte sich daran, wie alles funktionierte, sodass Lara irgendwann den Strick abmachte. „Die kleine steht dir", zwinkerte Lena mir zu. „Akira und du seht auch nicht schlecht aus", gab ich zurück. Tatsächlich passten die beiden irgendwie gut zusammen. Die hübsche Stute mit Lena auf dem Rücken, die sowieso immer perfekt aussah. „Nach vorne gucken", grinste sie dann. Ich streckte ihr die Zunge raus, tat dann aber was sie sagte. Die beiden anderen achteten gut auf uns und ich fühlte mich gut betreut dafür, dass ich zum ersten Mal auf einem Pferd saß und direkt irgendwelche Feldwege entlang musste.
Dass das nicht ganz so ungefährlich war, wurde mir klar, als plötzlich ein Kaninchen den Weg kreuzte und Majas Schimmel einen Hüpfer zur Seite machte, sodass sie den Strick grade so halten konnte. Paula war das zum Glück egal aber Akira und Poppy wichen in einem hektischen Trab auf die Wiese aus, sodass mir kurz das Herz in die Hose rutschte. Lena zog ihre Stute rechtzeitig rum, sodass zum Glück nichts passierte und sie zu uns zurückkehrte aber Lara und Poppy machten einen etwas größeren Bogen, bis sie wieder bei uns ankamen. „Alles gut?", fragte Maja beide sofort, zeitgleich mit mir. „Ja, hab mich nur ganz schön erschrocken", meinte Lena. Forschend sah ich sie an. „Alles gut, Mark", wiederholte sie extra nochmal. „Ich sitze ja auch noch also, alles klar", lächelte Lara. Dann war ich erstmal wieder ziemlich angespannt und auch Lena wirkte nicht mehr ganz so unbeschwert wie zuvor aber wir beide kamen nach einiger Zeit wieder etwas zur Ruhe. Es war schließlich doch echt schön mit ihr hier die Wege entlang zu reiten. Völlig ohne Eile einfach die Gegend zu genießen und dafür nichtmal selbst laufen zu müssen, auch wenn ich das manchmal gern tat. Wir unterhielten uns mit den anderen Beiden über alles mögliche. Sie erzählten uns lustige Pferdegeschichten und wir Bühengeschichten und so hatten wir einiges zu lachen bis wir wieder am Hof ankamen. Bereits beim absteigen merkte ich, dass ich morgen einen ordentlichen Muskelkater haben würde.
Ich bin Pferdemädchen und konnte mich nicht bremsen, den ganzen Ausritt zu beschreiben... ich hoffe es gefällt euch😅
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Der Weg des Lebens
FanficAlles beginnt mit einer Wanderung zu sich selbst gespickt mit Erinnerungen und neuen Gedanken. Was daraus entsteht ist bei Erreichen des Ziels jedoch noch immer fraglich. Eine Geschichte aus Sicht von Mark Forster. Auszug aus Teil 15: Sofort saß ich...