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•Marks Sicht•

Schon ein paar Tage später war der erste Termin so geplant, dass Lena mich begleiten würde. Es ging nach Düsseldorf für eine Fernsehsendung des ZDF. Wir mussten zum Glück erst kurz vor Mittag los, obwohl wir Auto fuhren, damit uns keiner erkannte, in der Bahn zum Beispiel. Ich fuhr auch selbst. Dennis musste mich ja nicht für jeden Kleinkram begleiten. Lena saß also auf dem Beifahrersitz und sang die Lieder aus dem Radio mit. Wir hatten einfach gute Laune heute. Vielleicht weil wir so viel Zeit zusammen hatten auch wenn wir sie mit Autofahren verbrachten. „Kommst du eigentlich auch mal mit nach LA oder so, wenn ich mal für L'Oréal unterwegs bin?", fragte sie irgendwann. „Klar, wenn ich Zeit habe", gab ich zurück. Es war doch selbst verständlich, seine Freundin zu begleiten. Dennoch lachte sie etwas, wohl beim Gedanken daran. „Nur weil ich keine Ahnung von dem Modelkram habe, heißt das ja nicht, dass ich dich nicht gerne modeln sehe", zwinkerte ich und sah die Röte in ihre Wangen steigen. Sie war nun mal eine wahnsinnig schöne Frau und für The Voice und Sing meinen Song hatten wir ja auch schon zusammen Beautyshots gedreht und das ist ja so ähnlich wie modeln. Ich fühlte mich immer ein bisschen fehl am Platz bei sowas und vor allem neben Lena. Sie machte das immer, als wäre es das natürlichste der Welt und ich bewunderte sie dafür.

„Uhhh", machte sie begeistert, als ein neuer Song im Radio begann. Sofort drehte sie lauter und sang mit. Ich musste sofort lächeln, weil ich es einfach liebte, sie so fröhlich zu sehen.

Das ging noch einige Zeit so weiter bis wir irgendwann am Nachmittag in Düsseldorf ankamen. Die Sendung war live und demnach erst am Abend, weshalb wir noch kurz ins Hotel konnten. Lena würde im Zimmer bleiben. Es tat mir leid, dass sie dann so allein dort sitzen würde aber wir wollten zumindest bis zum nächsten Jahr warten und dann schauen, ob wir unsere Beziehung veröffentlichen wollten. „Wann musst du los?", fragte sie, kaum dass wir im Zimmer waren. „In einer knappen Stunde", gab ich nach einem Blick auf die Uhr zurück. „Ich werd nachher mit Steff telefonieren und sie ausfragen, wie es läuft mit dem Kleinen und überhaupt. Wir haben schon viel zu lange kein Sing meinen Song Family-Treffen mehr gemacht", meinte sie. „Da hast du recht", seufzte ich. „Ich schau nachher mit Steff mal, wie es so mit den Terminen bei uns und bei ihr aussieht und, wann die anderen so auf Tour sind und so", sagte sie entschlossen. „Willst du ihr sagen, dass wir zusammen sind?", fragte ich sie. „Ähm... ja, also... wir wollten ja unsere Freunde nicht anlügen", meinte sie. „Ist gut, ich wollt's nur wissen. Ich vertrau dir und ich weiß, dass du nur mit Leuten darüber redest, denen du vertrauen kannst", erklärte ich. Sie küsste mich kurz, als Dankeschön. „Ich dir auch", gab sie zurück. Dann küsste ich sie nochmal grinsend. So schnell wollten wir uns beide nicht lösend. Heute waren wir irgendwie so fröhlich, dass wir einfach knutschend aufs Hotelbett fielen und uns erst wieder so richtig lösten, als ich los musste.

Ich schnappte mir Kappe und Brille, bevor ich meine Jacke anzog und Schuhe. „Wann bist du zurück?", fragte Lena. „Kommt drauf an, ob die Sendung im Zeitplan bleibt... frühestens um Mitternacht. Du musst nicht auf mich warten. Schlaf lieber", lächelte ich. „Mal schauen", grinste sie und zog mich zu einem weiteren Kuss zu sich. „Viel Spaß", meinte sie bevor sie mich wieder küsste. „Und pass auf dich auf", sagte sie vor einem weiteren Kuss. „Ich will dich gar nicht gehen lassen", grinste sie und es folgte noch ein Kuss, in den ich leise lachte. „Ich bin nur ein paar Stunden weg, versprochen", zwinkerte ich und küsste sie noch ein letztes Mal, bevor ich das Zimmer verließ. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht ging ich zum Fahrstuhl, während ich gedanklich immer noch Lenas Lippen auf meinen spürte. Ich war so unfassbar verliebt in diese Frau, dass immer noch alles kribbelte.

Kopfschüttelnd drückte ich die Taste für Erdgeschoss. Und los ging's. Unten wartete ein Bulli, den ich mir mit ein paar Anderen teilte, die auch zu der Sendung mussten. Am liebsten würde ich wieder aussteigen, zu Lena ins Bett krabbeln und weiter küssen und kuscheln. Ich fühlte mich wie ein Teenager. „Hi", begrüßte mich Elyas M'Barek mit Handschlag, als er etwas verspätet in den Bulli stieg und den letzten freien Platz neben mir einnahm. „Hi", gab ich zurück und konnte immer noch nicht aufhören zu grinsend. „Wie läuft die Musik? Hab gehört, neues Album?", fragte er freundlich. Und so erzählten wir ein bisschen, bin wir am Fernsehstudio ankamen. So oft hatte ich noch nicht mit ihm zu tun gehabt aber meistens hatten wir uns ganz gut unterhalten. Ich würde ihn nicht als Freund bezeichnen aber als Bekannten, den man gerne traf. Und obwohl mich wirklich interessierte, was er so tat im Moment, schweiften meine Gedanken immer wieder ab. Zu der Frau, die in meinem Hotelzimmer wartete und wahrscheinlich grade glücklich lachend mit Steff telefonierte. Ich hörte ihre Lache in meinem Kopf und sofort hatte ich wieder Schmetterling im Bauch. Es war einfach unglaublich. Und heute waren wir die ganze Fahrt so losgelöst gewesen, dass ich mir langsam echt sicher war mit ihr. Aber wie könnte ich ihr das zeigen? Ich war nicht gut mit Worten. Und vielleicht war das auch noch viel zu früh. Ich sollte mir ein Weihnachtsgeschenk überlegen, dass ihr zeigte, dass ich es ernst mit ihr meinte, sie aber nicht überrumpeln würde. Das könnte schwierig werden. Schmuck? Eine Reise? Ich war mir wahnsinnig unsicher. Vielleicht sollte ich mit Natalie sprechen und ihr alles erzählen? Oder ich fragte Finja. Aber seine Ex nach einem Geschenk für die neue Freundin fragen, war auch irgendwie seltsam. Das würde mich wohl noch einige Gedanken kosten.

Erstmal ging es jetzt aber in die Sendung. Zum Glück konnte ich da meine Gedanken einigermaßen im Hier und Jetzt halten und sah nicht allzu oft verträumt Löcher in die Luft. Ich spielte meine Single und beantwortete einige Fragen. Irgendwie zog sich die Sendung ganz schön. Wir würden wohl kaum pünktlich zum Ende kommen. Seufzend richtete ich meine Brille. Ich wollte viel lieber Lenas ruhige Atmung spürten und ihren Duft einatmen, als hier auf dieser unbequemen Couch zu sitzen und auf das verdammte Ende der Sendung zu warten. Vielleicht hätte ich angeben sollen, einen anderen Termin zu haben, dann hätte ich früher verschwinden können, wie einer der anderen Gäste.

Elyas erzählte von seinem neuen Film, ein Trailer wurde gezeigt, ich wollte doch nur ins Hotel. Aber ich durfte mir nichts anmerken lassen und versuchte weiter glücklich in die Runde zu lächeln. Als endlich die Abmod kam atmete ich erleichtert durch. Ungeduldig wartete ich bis die Kameras aus waren und wir wieder Backstage durften. Dann verließ ich fluchtartig das Gebäude und stieg in ein Taxi. Ich wollte nicht warten, bis alle wieder in dem Bulli saßen und mich dann in den Stau der wegfahrenden Zuschauer einreihen. So schaffte ich es noch vor den meisten anderen auf die Straße und relativ fix zum Hotel. Ungeduldig bezahlte ich den Fahrer und lief schnell die Gänge entlang zum Zimmer.

Leise öffnete ich die Tür, da ich davon ausging, dass Lena schon schlief. Das Bett war allerdings leer. Sie war auf einem der ungemütlichen Sessel eingeschlafen, auf dem sie vermutlich hatte auf mich warten wollen. Schmunzelnd schaltete ich den Fernseher aus bevor ich sie vorsichtig hochhob und ins Bett legte. Zum Glück schien sie sehr fest zu schlafen, da sie nicht ein bisschen zuckte. Ich strich ihr eine lose Haarsträhne von der Stirn und lächelte instinktiv, als ich ihre entspannten Gesichtszüge betrachtete. Dass sie wirklich mit mir zusammen war, konnte ich kaum glauben. Es fiel mir unfassbar schwer mich von dem Anblick zu lösen aber schließlich ging ich leise ins Bad, wo ich mich umzog und aufs Klo ging. Dann schlich ich zurück zum Bett und legte mich zu der Frau, die ich meine Freundin nennen durfte. Sanft legte ich meine Arme um sie und sog ihren Duft auf. Sie kuschelte sich noch etwas mehr an mich und ich lächelte zufrieden, bevor ich einschlief.

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