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•Marks Sicht•

Am nächsten Tag wartete ich eigentlich nur darauf, am Abend in die Bahn zu steigen und nach Berlin zu fahren. Aber vorher musste ich noch einen Soundcheck machen, einen Auftritt fürs Festival vorbereiten und spielen und meine Sachen packen. Das alles dauerte mir eigentlich viel zu lange. Lena hatte gesagt, dass sie mich in Berlin bräuchte, ich wusste, dass es ihr nicht gut ging und dennoch musste ich das hinten anstellen. Erst nach dem Auftritt fuhr Dennis mich zum Bahnhof und ich machte mich auf den Weg nach Berlin. Es war zwar mitten in der Nacht aber ich wollte zu ihr. Es wurde draußen sogar schon hell, als ich in Berlin aus der Bahn stieg. Müde stieg ich in ein Taxi und fuhr zu Lenas Wohnung. Tatsächlich stand dort ein Mann, den ich nicht kannte, mit einer Kamera in der Nähe des Eingangs zum Treppenhaus. Dann fiel mir wieder ein, dass sie ja im Hotel war. Genau deswegen. Also ließ ich mich zum Hotel fahren, wo ich den Fahrer bezahlte und rauf zu ihrem Zimmer ging. Um die Zeit war wenigstens noch kaum was los. Nach einem Blick auf die Uhr klopfte ich schließlich, obwohl ich sie eigentlich nicht wecken wollte. Nach ein paar Sekunden öffnete sie tatsächlich und sah mich aus müden Augen an. Als sie realisierte, dass ich es war, schmiegte sie sich wortlos an meine Brust. Sofort schloss ich meine Arme um sie und schob sie etwas weiter ins Zimmer, um die Tür zu schließen. „Du bist echt die ganze Nacht Bahn gefahren", stellte sie fest. „Naja nicht die ganze Nacht. Ist doch auch egal, Hauptsache ich bin jetzt hier", gab ich nur zurück. Sie nickte leicht und lehnte weiter an mir. Ich leitete sie schließlich langsam zum Bett, wo wir uns hinlegten. Sie kroch wieder in meine Arme und dann konnte auch ich endlich schlafen.

Als ich nach ein paar Stunden aufwachte war Lena zwar schon wach, lag aber noch immer dicht bei mir. „Hey", lächelte sie, als sie merkte, dass ich wach war. „Hey", gab ich ebenso lächelnd zurück. „Sollen wir mal was essen? Ich hab ganz schön Hunger", schlug ich vor. „Ich hab nicht so richtig Appetit... der Stress schlägt mir auf den Magen glaub ich. Ich kenn das eigentlich gar nicht von mir", gab sie zu. Besorgt musterte ich sie und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Wir bekommen das hin, hm? Bis der Rummel sich legt können wir ja in unseren Wohnungen bleiben und dann suchen wir endlich unsere gemeinsame Wohnung und haben da dann unsere Ruhe", schlug ich vor. Kurz dachte sie nach. „Klingt gut... dann weiß erstmal keiner wo wir wohnen", meinte sie. „Genau. Und nächste Woche machen wir uns ein paar schöne Tage irgendwo in irgendeinem schönen Nachbarland, wo wir unsere Ruhe haben", erklärte ich meinen Plan. Sie lächelte dankbar und küsste mich kurz. „Es ist echt gut, dass du da bist", meinte sie. Ich gab ihr nur noch einen Kuss. „Na komm, wir bestellen uns Frühstück aufs Zimmer und du schaust mal, ob der Appetit beim Essen kommt", machte ich wieder einen Vorschlag. Sie nickte nur und so setzten wir den Vorschlag um.

Als das Frühstück da war setzten wir uns an den kleinen Tisch im Zimmer. Seufzend betrachtete sie das Essen. Sie sah immer noch geschafft aus und ich hasste es, dass diese Paparazzi daran schuld waren. „Komm her", sagte ich nur und hielt ihr die Hand hin. Etwas verwirrt nahm sie diese, sodass ich sie sanft um den Tisch herum auf meinen Schoß ziehen konnte. „Ich hatte das noch nie, dass mir so flau im Magen war wegen irgendwelchem Stress", meinte sie frustriert. „Vielleicht wirst du auch einfach krank? Du kannst ja morgen mal zum Arzt gehen, vielleicht hat der eine Idee", schlug ich vor. „Ich hab nicht das Gefühl, dass ich krank wäre. Nur müde und gestresst halt", meinte sie aber. „Wenn es in ein paar Tagen nicht besser ist, gehst du aber zum Arzt ja? Und wenn du nur Tropfen oder sonst was gegen die Übelkeit bekommst", bleib ich bei meiner Meinung. „Ich pass schon auf", gab sie nur zurück und lehnte sich an mich. „Ich weiß. Du bist nun aber auch niemand, der allzu viel abnehmen sollte", gab ich vorsichtig zu bedenken. Sie war nicht zu dünn aber wenn man krank war und nichts aß, nahm man eben ein paar Kilo ab. „Mark, ich weiß es", murrte sie genervt, stand auf und verschwand im Bad. Seufzend sah ich ihr nach. Ich hatte sie nicht angreifen wollen, ich war nur besorgt. Erstmal ließ ich sie aber lieber in Ruhe und aß ein halbes Brötchen bevor ich schließlich dich hinterher ging und klopfte. „Leni, alles okay?", fragte ich vorsichtig durch die geschlossene Tür. „Ja", gab sie zurück. Für mein Gefühl ein bisschen zu schnell. Dennoch setzte ich mich lieber und wartete auf sie.

Als sie kurz darauf wiederkam sah ich sofort ihre roten Augen. Sie hatte geweint und war weggelaufen? Das kannte ich überhaupt nicht von ihr. „Kommst du wieder zu mir? Ich mein' es doch nicht böse. Ich mach mir nur Sorgen", bat ich sie und tatsächlich setzte sie sich wieder auf meinen Schoß. „Weiß ich doch", gab sie zurück und spielte mit meiner Hand, die sie festhielt. Mit der anderen schnappte ich mir eine Erdbeere vom Tisch und hielt sie ihr fragend hin. Immerhin ein paar Erdbeeren konnte ich ihr schmackhaft machen aber so wirklich Appetit schien sie wirklich nicht zu haben. Ich aß noch die zweite Hälfte meine Brötchens und ein kleines Croissant, dann ließen wir das Frühstück abholen und setzten uns aufs Sofa. Wieder lehnte sie müde an mir und hielt meine Hand, während ich mit der anderen sanft ihren Rücken kraulte. „Hast du geweint vorhin?", fragte ich sie dann noch vorsichtig. Einige Sekunden war es still aber ich hatte das Gefühl, sie brauchte einfach einen Moment. Schließlich nickte sie leicht. „Ich... ich bin total anders im Moment", meinte sie dann. Fragend sah ich auf sie runter, obwohl sie weiter gegen den ausgeschalteten Fernseher blickte. „Manchmal... fang ich einfach an zu heulen und weiß gar nicht so richtig wieso", erklärte sie dann. „Hast du denn irgendwas anders gemacht als sonst oder ist das wirklich nur der Stress?", fragte ich ruhig. „Eigentlich ist alles wie immer bis auf diese Idioten, die uns die ganze Zeit hinterherlaufen", gab sie zurück. Ich seufzte und gab ihr einen kleinen Kuss an die Schläfe. „Das wird alles wieder, ja?", flüsterte ich ihr ins Ohr. „Meinst du ich kann morgen mit dir zum Festival fahren? Ich meine es weiß jetzt eh jeder, dass wir zusammen sind und Paparazzi sind auch überall also... kann ich dann nicht mitkommen?", wollte sie dann fast bettelnd wissen. „Frag doch Bella, ob du Termine hast. Beziehungsweise, ob du die von unterwegs machen kannst. Ich nehm dich sehr gerne mit", gab ich sofort zurück. Direkt griff sie nach ihrem Handy und schrieb eine Nachricht an Bella. „Ich will dir aber auch nicht die Laune versauen, wenn ich die ganze Zeit wie ein Trauerkloß hinter dir her laufe", meinte sie dann aber und sah mich ein bisschen unsicher an. „Quatsch! Leni, du... ich liebe dich. Wenn's dir nicht gut geht, mach ich mir Sorgen und natürlich würde ich dich auch eher ungern allein hier lassen. Man darf ruhig mal krank sein auch wenn es vom Stress kommt", machte ich sofort klar. Sie lächelte etwas. „Du bist süß, ich liebe dich auch", gab sie zurück und gab mir einen sanften Kuss. Bella stimmte schließlich per WhatsApp zu und schickte eine Liste mit ein paar Telefon- oder Videokonferenz-Terminen für die nächsten zwei Tage. „Hast du denn dann genug Sachen? Sonst fahr ich nochmal zu deiner Wohnung und hol dir was du brauchst", schlug ich dann vor. „Nein, alles gut. Ich hab genug dabei. Vielleicht könnte ich Kiwi mitnehmen? Dann muss ich sie noch abholen", meinte sie dann. Ich nickte zustimmend und so spazierten wir mit Sonnenbrille und Mütze los und holten Kiwi von hier Sitterin. Tatsächlich schafften wir es, ohne bewusst einem Paparazzi zu begegnen. Im Hotel verbrachten wir dann, bis auf zwei weitere Runden mit Kiwi, den Rest des Tages mit Serien.

Meint ihr, es ist wirklich nur der Stress, der ihr so auf den Magen schlägt? 🤔

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