35

545 28 15
                                    


•Marks Sicht•

In dieser Nacht hatte ich eine Entscheidung gefällt. Ich wollte Lena nicht mehr verletzten, nur weil ich meinen Mund nicht aufbekam. Das tat ihr nicht gut und das hatte sie auch nicht verdient. Bevor ich eine Besprechung bei Dennis im Büro haben würde, fuhr ich zu Lena. Sie hatte sich noch immer nicht gemeldet. Wenn es sie jetzt schon so verletzte, dass ich es einfach nicht zustande brachte ihr zu sagen, wenn ich sie vermisste, dann würde sie das nicht aushalten mit mir. Also klingelte ich an ihrer Tür. Ich hatte ein wahnsinnig flaues Gefühl im Magen aber da musste ich jetzt durch.

„Mark?", war sie überrascht, als ich an ihrer Wohnungstür ankam. „Ja und ich bin auch gleich wieder weg", gab ich nur zurück ohne sie anzusehen. „Ich hab die letzten Tage darüber nachgedacht und glaube, dass ich nicht gut für dich bin. Ich verletze dich und ich weiß, dass ich es immer wieder tuen werde und deshalb... ist es besser, wenn wir es gar nicht erst weiter versuchen", sprach ich. „Aber...", murmelte sie entsetzt und ich sah den Schmerz in ihren Augen aber es war besser so für sie. Lieber verletzte ich sie nur dieses eine Mal, als noch so viele Male. „Wieso?", flüsterte sie und Tränen liefen über ihre Wangen. „Es ist besser für dich", gab ich nur zurück und verließ das Treppenhaus. Ich wollte nicht gehen, wollte sie in den Arm nehmen und trösten, ihr alles erklären aber ich konnte es nicht. Ich wusste, dass es besser wäre für sie.

Den ganzen Tag lang schob ich den schmerzhaften Gedanken an Lena beiseite und versuchte zu ignorieren, wie weh ich mir selbst damit getan hatte. Plötzlich ploppte eine Nachricht auf meinem Handy auf. Finja. Ich hatte ihr vor Tagen geschrieben und sie um ein letztes Gespräch gebeten. »Hallo Mark, ich habe jetzt ein paar Tage darüber nachgedacht. Vielleicht sollten wir uns wirklich aussprechen. Ohne Intention irgendwas wiederaufleben zu lassen, was längst nicht mehr ist aber einfach, um Dinge zu verstehen und zu verarbeiten. Schlag mir einen Termin vor, du hast wahrscheinlich wieder wenig Zeit momentan.« Damit hatte ich nicht gerechnet. Es klang distanziert aber das war okay. Sie wollte auch ein letztes Gespräch? Bevor ich antworten konnte klingelte mein Handy. Nitti rief an, weshalb ich schnell abnahm. „Hi Mark, Ähm... also die Kleine ist krank und ich müsste zu Hause bleiben und aufpassen, wenn's geht. Eri muss leider arbeiten", erklärte er. Ich seufzte. „Ich weiß, wir haben eh schon wenig Zeit aber morgen kann Eri aufpassen. Es ist nur heute", erklärte er. „Ist gut. Dann gute Besserung", sagte ich schließlich. „Danke Forster! Schönen freien Tag noch", meinte er und dann legten wir auf. So kam man also zu einem freien Nachmittag. Warum also nicht direkt heute mit Finja treffen? Schnell schrieb ich ihr: »Heute Nachmittag hab ich Zeit, wo soll ich hinkommen?« »18 Uhr bei mir«, schrieb sie und schickte mir ihre Adresse.

Da ich noch ein paar Stunden Zeit hatte, fuhr ich nach Hause und räumte ein bisschen auf. Ich dachte an Lena sobald ich mein leeres Bett sah. War es richtig gewesen? Ich hatte mich verliebt und ich hätte sie am liebsten nie wieder hergegeben aber es wäre nicht fair ihr gegenüber. Ich würde sie noch so oft durch mein Schweigen verletzen. Natürlich wollte man vom anderen hören, dass man vermisst wurde, geliebt wurde. All das zeugte ja auch von Sicherheit und Vertrauen dem anderen gegenüber. Aber ich konnte ihr das im Moment nicht geben und das würde sich so schnell nicht ändern. Ich spürte Tränen in meinen Augen. Wieso war ich so? Wieso konnte ich nicht einfach zu meinen Gefühlen stehen und sie aussprechen? Sie hatte das nicht verdient nach all dem Stress der letzten Jahre. Sie hatte einen Partner verdient, der ihr das Gefühl geben konnte sicher zu sein aber wie sollte ich das können, wenn ich mir diese Sicherheit selbst nicht geben konnte?

Irgendwann wischte ich mir entschlossen die Tränen weg. Es war besser so. Ich musste aufhören hier rumzuheulen. Stattdessen sollte ich mich langsam fertig machen, um zu Finja zu fahren. Ich wäre ja auch eine Weile unterwegs.

Sorry, bin schon wieder so spät aber ich hab grad eine Short Story für morgen geschrieben. Freut euch auf etwas ganz anderes!

Der Weg des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt