•Marks Sicht•Heute war der Tag, an dem wir unsere alten Wohnungsschlüssel abgeben würden. Lena war schon unterwegs und ich stieg grade ins Auto. Die neue Wohnung war jetzt fertig eingeräumt. So richtig zu Hause fühlte ich mich noch nicht aber wir wohnten ja auch grade erst eine Woche dort. Noch fühlte es sich an wie ein sehr schönes Hotel. Bei meiner alten Wohnung traf ich meinen Vermieter also zum letzten Mal. Mit einem leisen Seufzen ließ ich den Schlüssel in seine Hand fallen. „Viel Glück in der neuen Wohnung", wünschte er mir noch. „Vielen Dank", gab ich fast ein bisschen nervös zurück. Es gab jetzt kein Zurück mehr. Ich wohnte ab heute mit Lena in unserer gemeinsamen Wohnung. Wieder im Auto atmete ich tief durch. Was war denn los mit mir? Mit möglichst wenig Gedanken fuhr ich zurück. Lenas Auto war bereits wieder da. Irgendwie war es ein gutes Gefühl zu wissen, dass jemand auf mich wartete, dass ich nicht mehr in leere Räume kam, sondern dass Leben darin war. Fröhlich lief ich die Treppen hoch und schloss die Wohnungstür auf. Sofort stand Lena vor mir und grinste mich an. „Na du?", begrüßte ich sie schmunzelnd. Ich sah in ihrem Blick, dass sie irgendwas vorhatte. „Augen zu", meinte sie dann. „Was?", fragte ich mit einem leisen Lachen. „Mach die Augen zu!", forderte sie erneut. „Okaaaay", murmelte ich verwirrt und tat was sie sagte. Sie zog mich ein Stück vor, dann hörte ich, wie sie die Tür hinter mir schloss ehe sie mich weiter mit zog. Irgendwann drehte sie mich zur Seite. Gefühlt stand ich jetzt vor der Kommode im Flur. Sie stand neben mir und es fühlte sich an, als würde sie vor Aufregung fast anfangen auf der Stelle zu hüpfen, was wahnsinnig süß war. „Kannst gucken", meinte sie dann. Also schlug ich die Augen auf und sah, dass sie das Bild von uns vorm Eiffelturm mit dem Rahmen aus Paris aufgehängt hatte. Sie hatte wirklich das perfekte Bild rausgesucht. „Gefällt's dir?", fragte sie ungeduldig und sah mich mit leuchtenden Augen und breitem Grinsen an. „Ne...", gab ich zurück, ließ aber deutlich erkennen, dass das Ironie war und näherte mich ihr. „Wenn du allein drauf wärst, wär's schöner", flüsterte ich noch gegen ihre Lippen, bevor wir uns küssten. Sie grinste in den Kuss und ich konnte einfach nicht anders, als sie fest an mich zu ziehen. „Ich hoffe, dass da noch mehr Bilder dazukommen", sagte ich dann ehrlich als wir uns lösten. Sie nickte zufrieden und ließ sich an mich fallen. Ein Telefonklingeln unterbrach uns. Mein Handy. Genervt verdrehte ich die Augen aber Lena lächelte verständnisvoll, gab mir noch einen Kuss und ließ mich dann zum telefonieren allein.
Es war meine Mutter. Nachdem wir ein weiteres Mal diskutiert hatten, dass wir uns zu lange nicht gesehen hatten, wollte sie wissen, wie es Weihnachten aussah. Eigentlich teilte sie mir eher mit, dass ich natürlich zu kommen hatte. „Okay, Mama, ich geh kurz ins Wohnzimmer und mach dich auf laut, dann kann Lena mitsprechen", seufzte ich und so setzte ich mich zu Lena auf die Couch. Ich erklärte ihr kurz, dass Mama dran war. „Also es geht um Weihnachten", sagte ich noch. „Genau. Marek ist ja immer ab dem 23. mit uns in Polen", erklärte Mama, die damit auch keine andere Möglichkeit mehr offen ließ. Ein bisschen verzweifelt sah ich Lena an. Ich wollte eigentlich bei ihr sein an Weihnachten aber sie war sonst ja auch bei ihrer Familie und wenn sie dahin wollte, würde ich sie nicht davon abhalten. „Also... wir sind ja Weihnachten nur Mama, Oma und meine eine Tante mit ihrem Mann... vielleicht...", begann sie aber Mama fiel ihr sofort ins Wort. „Ihr könnt auch alle herkommen", schlug sie vor. Überrascht sah ich auf mein Telefon. Das war eigentlich typisch Mama. Sie liebte es Gastgeber zu sein und in Polen waren wir zwar bei meiner Tante aber meine Mama und ihre Schwester würden Lenas Familie mit offenen Armen empfangen. Dennoch war ich verunsichert. Wenn sie sich nicht verstehen würden, an Weihnachten und in Polen, dann wusste ich nicht, was wir tun sollten. „Das hab ich grade überlegt aber... ich muss erst alle fragen", meinte Lena. Jetzt sah ich sie überrascht an, musste aber Lächeln. Wenn wir so zusammen sein konnten, dann wäre es bestimmt gut. „Super, ich wollte sowieso schon fragen, wann wir uns mal kennenlernen, deine Eltern und wir", meinte Mama. Ich zuckte etwas. Sie hatte nicht zugehört: es gab nicht ‚Lenas Eltern'. Aber Lena lächelte nur. „Zu meinem Vater habe ich keinen Kontakt aber meine Mama und die anderen kommen bestimmt gerne", erklärte Lena nochmal. „Oh, Entschuldigung. Dann meldet euch einfach wenn ihr alles geklärt habt", meinte Mama. Das klang schon wieder, als wäre es längst beschlossene Sache aber so war sie eben. „Machen wir", sagte ich sofort. Es dauerte trotzdem noch einige Minuten bis wir das Gespräch beendeten. „Ist das wirklich okay für dich? Ich meine Weihnachten hat ja auch immer was von Tradition", wollte ich sichergehen. Aber Lena lächelte nur. „Ich frage einfach mal. Und wenn nicht... ich glaub ich würde trotzdem mit dir fahren, keine Ahnung, ich will bei dir sein", sagte sie schulterzuckend. Glücklich legte ich einen Arm um sie und küsste mit einem kleinen Schmatzen auf die Wange, was uns beide kichern ließ.
Also... Weihnachten alle in Polen? Denkt ihr, Lenas Familie stimmt da zu?

DU LIEST GERADE
Der Weg des Lebens
FanfictionAlles beginnt mit einer Wanderung zu sich selbst gespickt mit Erinnerungen und neuen Gedanken. Was daraus entsteht ist bei Erreichen des Ziels jedoch noch immer fraglich. Eine Geschichte aus Sicht von Mark Forster. Auszug aus Teil 15: Sofort saß ich...