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•Marks Sicht•

„Deine Mutter hat uns eingeladen, heute nach Warschau zu fahren", erklärte Lenas Mama uns beim Frühstück. Lena sah wenig begeistert aus, da es regnete aber ich hatte irgendwie Lust, ihr die Hauptstadt zu zeigen. „Komm schon, es ist schön da", versuchte ich sie zu überzeugen. „Ihr müsst ja auch nicht die ganze Zeit mit uns rumlaufen", meinte ihre Mutter noch. „Okay, ich will die Stadt ja auch sehen aber das Wetter ist schon echt eklig", stimmte Lena schließlich zu. „Das wird schon noch, ich hab das im Gefühl", scherzte ich, was sie lächeln ließ. Ungläubig sah sie mich an, grinste aber dabei.

Also zogen wir uns dann dicke Jacken und warme Schuhe an. Lena wickelte sich noch ihren warmen Schal um, wir beide hatten unsere Mützen geschnappt und ich griff noch nach einem Regenschirm. Mit meiner Mutter, Natalie, Robin, meiner Tante Zuzanna und Lenas Mama machten wir uns dann auf den Weg. In zwei Autos fuhren wir an die Innenstadt heran und parkten dann ziemlich zentral. Der Regen hatte nachgelassen, dennoch hatten wir unsere Schirme aufgespannt. Hand in Hand liefen Lena und ich unter unserem Schirm neben den anderen her und auch Natalie und Robin wirkten sehr glücklich und verliebt heute. „Oh schaut mal, es ist Altstadtmarkt. Wir müssen nachher unbedingt noch ein paar Sachen einkaufen", meinte Mama begeistert. Auch Zuzanna freute sich schon sichtlich darauf. Das war wieder typisch aber ich liebte das, wie sich alle über gutes, frisches Essen vom Markt freuten. Zuerst sahen wir uns aber noch das Königsschloss an und den Schlossplatz davor. Ich kannte das alles hier und es war immer wieder schön hier her zukommen. Es war als würde man von zu Hause nach Hause kommen. „Ist dir kalt?", fragte ich Lena als sie sich näher an mich schmiegte, während wir noch immer das Schloss ansahen. Sie schüttelte nur kurz den Kopf. „Alles gut. Es ist schön hier, nur das Wetter könnte besser sein", meinte sie. Ich lächelte zufrieden. Dass es ihr hier gefiel, nicht nur in Warschau sondern generell, in Polen, eben da, wo meine Familie war, das war mir wichtig. „Sollen wir uns da reinsetzen zum Essen?", schlug dann Mama vor und deutete auf ein Restaurant. Alle stimmten zu nur Lena und ich hatten irgendwie noch nicht so richtig Hunger. Unser Frühstück war ja relativ spät gewesen. „Wir schauen uns noch ein bisschen um und kommen dann dazu", sagte ich also.

Zu Zweit liefen wir dann noch ein bisschen durch die Altstadt. Ich hatte eigentlich ein sehr direktes Ziel: Jedes Mal wenn ich hier war, musste ich in dieses eine Geschäft. Dort gab es Süßigkeiten und meine Oma war immer mit mir da gewesen, wenn ich hier war. Vor ein paar Jahren war sie gestorben aber ich war trotzdem jedes Mal in dem kleinen Lädchen. „Kommst du mit mir da rein?", fragte ich Lena und deutete auf das Schaufenster voller Bonbons. „Ist das n Scherz? Das sieht so lecker aus, natürlich gehen wir rein", gab sie direkt zurück. Hätte ich mir auch denken können. Die Türklingel war noch immer die selbe und der Geruch ließ tausende Erinnerungen aufflammen. Es stand auch noch immer die selbe Frau hinterm Tresen, auch wenn sie mittlerweile relativ alt war. Sie begrüßte uns freundlich, was ich erwiderte, während Lena freundlich lächelte. „Wie kann ein ‚hallo' so schwer auszusprechen sein?", murmelte sie. Ich lachte leise, sie war ein weiteres Mal an der Sprache gescheitert. „Dein Lächeln macht das wieder wett", gab ich nur lächelnd zurück und gab ihr einen kleinen Kuss. „Such dir was aus, ja? Irgendwas, was du willst", sagte ich verträumt zu Lena. „Das klang nicht als hättest du mit mir gesprochen", gab sie zu. „Hab ich aber das war auch das, was Oma immer zu mir gesagt hat, wenn wir hier waren", erklärte ich. Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge und trotzdem genoss ich es mit Lena hier zu sein. Das mit ihr zu teilen. „Die hier sehen gut aus", meinte sie dann und hielt mir eine Tüte Bonbons hin eine Mischung aus verschiedenen Geschmacksrichtungen, die ich alle kannte. Schließlich war das meine Lieblingsmischung. „Perfekte Wahl", grinste ich deshalb. Wir sahen uns noch ein bisschen um und ich nahm noch die Lieblingsbonbons meiner Schwester mit. Das hatte ich früher nur gemacht, wenn wir Streit hatten. Ich bedankte mich bei der älteren Dame an der Kasse, dann verließen wir den Laden. „Es schneit!", stellte Lena fröhlich fest. Zufrieden nahm ich wieder ihre Hand und spannte den Schirm auf, sodass wir zum Restaurant gingen, wo die anderen grade ihr Essen bekamen. Lena und ich bestellten auch noch etwas, was zum Glück recht schnell ging und dann aßen wir gemeinsam während wir raus auf die verschneite Altstadtstraße sahen.

Nach dem Mittagessen schlenderten wir noch über den Markt, wo Mama und Zuzanna Zutaten fürs Abendessen einkauften ehe wir uns auf den Weg zu den Autos machten und zurück fuhren. Lenas Mama hatte sich die ganze Zeit bestens mit meiner unterhalten und ich war unendlich froh darüber. Bei meiner Tante räumten wir die Einkäufe aus und ich holte die Bonbons für Natalie aus meiner Tasche, um sie ihr zu geben. „Awww! Danke! Du bist der beste!", fragte sie sich und umarmte mich überschwänglich. Ich umarmte sie ebenfalls lachend bevor wir zurück zu den anderen ins Wohnzimmer gingen.

Wow, falls es wem auffällt: Was hier vorher stand, gehörte zu einem anderen Teil😂...

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