•Marks Sicht•Am nächsten Morgen stand ich relativ entspannt auf und kam nach dem Frühstück etwa gegen 10 am Flughafen an, wo ich mit einem Bus hingefahren war. In etwas mehr als drei Stunden wäre ich zurück in Berlin und würde auf Lena treffen. Ich atmete tief durch. Das Lederarmband, was ich für sie gekauft hatte war in meinem Handgepäck, damit ich es schneller finden würde. Ich hatte noch Zeit bis ich in den Flieger musste aber als es soweit war, wurde ich fast etwas unruhig. Wie sollte ich Lena gegenübertreten? Sie hatte mich zum Abschied geküsst und das nicht zum ersten Mal und ich war in sie verliebt aber im Moment waren wir beste Freunde und das sollte sich auch vorerst nicht ändern. Am Flughafen konnte ich jedenfalls schlecht mit ihr reden und wann wir uns das nächste Mal richtig sehen würden wussten wir noch nicht. Meine Gedanken wurden von einem kurzen Rucken unterbrochen, es ging los.
Anscheinend war die Wanderung für meinen Körper doch anstrengend gewesen, denn ich schlief quasi direkt nach dem Start ein und wachte erst bei der Landung wieder auf. Verschlafen atmete ich durch.
Plötzlich fiel mir siedend heiß ein, dass ich gleich auf Lena treffen würde. Vermutlich wartete sie schon am Gate auf mich. Hoffentlich hatte sie niemand erkannt! Das würde wieder ein riesen Gerede geben. Tatsächlich war sie die erste, die ich sah, als ich das Flughafengebäude betrat. Sie trug eine enge, dunkle Jeans mit einem weißen lockeren Oberteil, welches sie in diese gesteckt hatte. Darüber trug sie noch eine schwarze Lederjacke. In der Hand hatte sie ihren schwarzen Koffer und über der Schulter ihre Handtasche. Sie stand einfach nur da und ich konnte mich nicht zügeln, meinen Blick an ihr rauf und runter fahren zu lassen. Wie konnte jemand nur so schön sein? Und dann strahlte sie noch übers ganze Gesicht, auch wenn ich ihre kastanienbraunen Augen aufgrund einer Sonnenbrille nicht sehen konnte. Sofort jagte eine Gänsehaut über meinen Körper. Verdammt ich musste mich zusammenreißen. „Hiiii! Forsti!", freute sie sich, als ich bei ihr ankam und zog mich in eine Umarmung, in die ich leise lachte. „Hi, na?", lächelte ich. „Lass uns schnell dein Gepäck holen und dann raus. Wir können uns ein Taxi teilen und dann kannst du mir das Geschenk geben", plapperte sie sofort schnell drauflos. Ich musste schon wieder etwas lachen. Sie war wirklich fröhlich heute. „Ums Geschenk geht's dir also!", schmunzelte ich und ging los Richtung Gepäckband ohne auf eine Antwort zu warten. Ich musste mich beruhigen. Am liebsten hätte ich sie nochmal umarmt und nie wieder losgelassen. Ich hatte mich schon ermahnen müssen, beim losgehen nicht nach ihrer Hand zu greifen.
Ich wurde immer unruhiger. Hoffentlich würde ich mich nicht irgendwie verraten. Ich wusste, dass ich mit ihr reden sollte aber nicht heute und ich musste mir erstmal Gedanken machen, was ich sagen sollte. ‚Hey, ich hab mich übrigens in dich verliebt', wäre wohl nicht so angebracht. Je länger ich darüber nachdachte, desto verunsicherter wurde ich. Am Gepäckband standen wir einige Minuten stumm nebeneinander. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte und traute mich nicht sie anzusehen. „Ich freu mich so, dass du wieder da bist!", sagte sie plötzlich und umarmte mich nochmal. „Ich mich auch", gab ich zurück obwohl ich lieber aus dieser Situation fliehen würde, um mich zu beruhigen. Und damit wurde meine ehrliche Freude zur Lüge. Ich hatte das Gefühl über jede Bewegung, jedes Wort fünf mal nachdenken zu müssen und steigerte mich immer mehr rein, je länger wir da standen.
Als ich meinen Rucksack erblickte, lief ich schnell darauf zu und warf ihn mir über die Schulter. „Sie ist deine beste Freundin. Reiß dich zusammen!", flüsterte ich mir leise zu, ehe ich wieder zu ihr ging. Gemeinsam verließen wir das Gebäude und sie tänzelte fast schon neben mir her, so fröhlich war sie. Lag es an mir? Freute sie sich so sehr, dass ich wieder da war? Nein, bestimmt nicht! Sie war sicher nur froh, wieder zu Hause zu sein und frei zu haben. Draußen nahmen wir uns ein Taxi und fuhren zu erst zu ihrer Wohnung.
„Du hast mir noch ein Geschenk versprochen", meinte sie, kaum das wir losgefahren waren. „Langsam glaube ich du freust dich wirklich mehr über das Geschenk, als darüber, dass ich wieder hier bin", sagte ich gespielt beleidigt. Sie setzte die Sonnenbrille ab und sah mich aus ihren wunderschönen Augen einen Moment lächelnd an, ehe sie kichernd den Kopf schüttelte. „Nein, ich bin echt froh, dass du heile zurück bist aber... ich liebe halt Überraschungen!", meinte sie und sah mich fast schon bettelnd an. Sie war echt ungeduldig. Ich holte also lachend die kleine Schachtel raus, in welcher das braune, zarte Lederarmband lag. „Uhhh", quietschte sie neugierig und griff nach der Schachtel. Langsam wurde ich wieder nervös. Würde es ihr gefallen? Ich hatte gestern das Gefühl, es würde zu ihr passen. Aber heute? Ich wusste gar nichts mehr, seit ich in ihre Augen gesehen hatte.
Langsam hob sie den Deckel ab und sah auf das Armband. Kurz war es still und mein Herz schlug immer schneller. Sanft fuhr ihr Finger über das Leder und ich bemerkte jetzt erst ihren zarten Nagellack. „Das ist echt schön", lächelte sie verträumt. Vorsichtig nahm sie es aus der Schachtel. „Aus selbst gejagtem Elch", scherzte ich nervös, um die Situation ein wenig lockern. Sie verdrehte nur die Augen und hielt mir ihren Arm hin. „Machst du es mir zu?", bat sie mich. Sofort nahm ich das Armband und legte es um ihren schmalen Arm. Ich zitterte etwas, weshalb ich sofort rot wurde. Kurz striff ich ihre zarte Haut, die sich so unfassbar weich anfühlte. Schnell schloss ich das Armband und nahm meine Hände zurück. Ich musste mich definitiv beruhigen!

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Der Weg des Lebens
FanfictionAlles beginnt mit einer Wanderung zu sich selbst gespickt mit Erinnerungen und neuen Gedanken. Was daraus entsteht ist bei Erreichen des Ziels jedoch noch immer fraglich. Eine Geschichte aus Sicht von Mark Forster. Auszug aus Teil 15: Sofort saß ich...