Heute ein bisschen früher, weil ich später leider weg bin...
•Marks Sicht•
Einen Tag vor meinem Album-Release und der dazugehörigen Party erreichte mich überraschend doch noch eine Nachricht von Lena: »Die letzte Nachricht war zu dem Zeitpunkt zwar so gemeint aber ich wollte, dass du weißt, dass ich dir verziehen habe. Ich würde mich dennoch freuen, wenn wir erstmal nur versuchen wieder Freunde zu sein. Only Love, L« Ich spürte, dass ich wirklich kurz Tränen in den Augen hatte, die ich aber doch runterschlucken konnte. Ich konnte mir nichts schöneres vorstellen, als sie wieder als beste Freundin zu haben, auch wenn das wohl noch in einiger Ferne lag nach allem, was passiert war. Schnell tippte ich: »Ich bin wirklich glücklich, das zu hören. Deine Entscheidung verstehe und akzeptiere ich natürlich. Wenn du willst, lade ich dich trotzdem zu meiner kleinen Release-Party ein. Morgen so ab 20 Uhr bei mir. Meine Band und ein paar Freunde kommen, nichts großes. Ich hätte dich gerne dabei. Only Love, M« War das zu schnell? Wollte ich zu viel?
»Ich komme gerne«, schrieb sie kurz darauf, was mich erleichtert durchatmen ließ. Ich hatte heute nur noch eine kleine Besprechung vor mir, dann konnte ich schon mal ein paar Sachen vorbereiten. Langsam freute ich mich auch richtig darauf. Ein toller Abend mit Freunden war das, was ich brauchte.
Um halb neun am Abend waren bereits alle da. Bis auf Lena. Ich hatte eine Menge Glückwünsche bekommen und alle Gäste etwas zu trinken. Wir hatten angestoßen und unterhielten uns. Die Stimmung war losgelöst und alle schienen sich zu Freuen, dass das Album endlich da war. Ich freute mich natürlich auch und ich hatte auch schon viele gute Rückmeldungen und Glückwünsche meiner Familie erhalten. Dennoch fehlte jemand. Meine beste Freundin hatte mich bei meinen letzten Releasedays für Alben oder Singles immer unterstützt und sie hatte ja auch für heute zugesagt. Allerdings war sie nicht da und so langsam glaubte ich auch nicht daran, dass sie noch kommen würde.
Als eine weitere halbe Stunde vergangen war und die Stimmung noch um einiges lockerer war klingelte es plötzlich. Es bekam fast keiner mit aber ich kannte ja meine Klingel. Relativ angetrunken ging ich zur Tür. „Ja?", fragte ich in die Gegensprechanlage. „Hi, hier ist Lena", kam es zurück. Überrascht drückte ich den Knopf und wenig später stand sie vor mir. Und trotz meiner Überraschung, sie überhaupt heute noch zu sehen, konnte ich nicht anders, als sie einmal genau zu mustern. Sie trug ein weißes lockeres Top mit Spaghettiträgern, dazu eine schwarze ziemlich enge Jeans, schwarze Highheels und eine zarte goldene Kette. Das war unfair, wie sollte ich mich denn da zusammenreißen? Tief atmete ich durch und umarmte sie kurz zur Begrüßung. Es war ein bisschen seltsam zwischen uns aber das würde sich bestimmt geben. „Ich musste Kiwi noch wegbringen und dann ist mir der Kaffee umgekippt und...", faselte sie aber ich unterbrach sie: „Du bist einfach nur zu spät, es ist alles gut. Ist ja auch nichts Neues." Wir beide lachten und gingen zu den anderen. Sofort drückte Nitti ihr ein Sektglas in die Hand. Wir stießen grinsend an. „Happy Releaseday", rief sie und alle grölten nochmal fröhlich auf ehe wir anstießen. Ich war überwältigt, wie schnell sie mir verziehen hatte. Dafür, dass ich sie so verletzt hatte.
Es wurde später und später, wir alle immer lockerer und ich kam in meine Alkoholphase, bei der ich anfing zu reden und schließlich ließ ich mich sogar von Lena überreden mit den anderen zu tanzen. Es wurde auch immer schwerer nicht ständig zu ihr zu schauen. Jetzt wo sie tanzte und ein weiteres Mal zeigte, dass sie sich durchaus bewegen konnte, konnte ich mir das aber auch selbst kaum noch übelnehmen. Ich war nun mal immer noch verliebt und sie sah halt unfassbar gut aus. Aber wir wollten nur Freunde sein. Ich hatte mich grade endlich von ihr abwenden können und begonnen mit Nitti zu quatschen, da spürte ich ihre zarte Hand auf meiner Schulter. Aber dabei blieb es nicht. Sie spielte mit mir und ließ ihre Finger über meine Brust gleiten, ehe sie meine Hand nahm und mich wieder zu den anderen Tanzenden zog. Was sollte das jetzt werden? Ich spüre sofort die Hitze in meinem Körper aufsteigen. ‚Konzentriere dich! Du bist angetrunken aber das ist kein Grund hier die Kontrolle über deine Gefühle zu verlieren', sagte ich mir selbst in Gedanken.
Das konnte ich sofort über Bord werfen, als ich die ersten Töne einer Ballade aus den Boxen hörte. So ein richtig schönes, langsames Lied, zu dem man als Pärchen super eng tanzen konnte. Als Paar. Aber das waren wir nicht und grade als ich mich vorsichtig entfernen wollte, kam sie mir nur noch näher. Ehe ich mich versah spürte ich ihre Hände um mich und ihren Körper an meinem. Als sie zu mir aufsah spürte ich sogar ihren Atem auf meinen Lippen. Sie lächelte kurz, dann tat sie als wäre nichts und wir tanzten weit enger als wir sollten zu diesem ruhigen Song. Wie kam der überhaupt in die Playlist? „Es tut mir übrigens immer noch leid", sagte ich irgendwann auch wenn ich nich so richtig wusste warum. „Ist doch schon vergeben. Nur nicht vergessen", gab sie zurück, lächelte aber und schlang ihre Arme um meinen Nacken, sodass wir uns ansehen konnten. Kaum sah ich in ihre Augen, vergaß ich, wo wir eigentlich waren. Sie hatte mich längst um den Finger gewickelt, selbst wenn sie das gar nicht wollte. Meine Hände an ihrer Taille kribbelten unfassbar, genau wie alles andere an mir. Am liebsten hätte ich vorsichtig das Top aus ihrer Hose gezogen und meine Hände direkt auf ihre weiche Haut gelegt aber ich hielt mich zurück.
Sie anscheinend nicht, denn wie aus dem nichts lagen plötzlich ihre wunderschönen Lippen auf meinen. Etwas neben der Spur erwiderte ich den Kuss. Ich hatte es so vermisst, das warme Gefühl, das Kribbeln. Plötzlich begann ein neuer Song. Keine langsame Ballade, nein, ein schneller Tanzsong, der uns aus unserer Trance riss. Mit großen Augen sahen wir uns an bevor sie einen Schritt zurücktrat und einfach wieder tanzte.
Na, was denkt ihr? Ein Rückfall in alte Zeiten und keiner spricht über den Kuss oder fasst sich Mark ein Herz und redet mit ihr?
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Der Weg des Lebens
FanfictionAlles beginnt mit einer Wanderung zu sich selbst gespickt mit Erinnerungen und neuen Gedanken. Was daraus entsteht ist bei Erreichen des Ziels jedoch noch immer fraglich. Eine Geschichte aus Sicht von Mark Forster. Auszug aus Teil 15: Sofort saß ich...