155

277 27 15
                                    


•Marks Sicht•

An der Kirche waren Mama, Natalie und ich zwar nicht die ersten aber Lena würde erst später kommen. Wir hatten ein langes Gespräch geführt, wer sie zum Altar führen würde, weil sie ihren Vater verständlicherweise nicht auf der Hochzeit sehen wollte. Schließlich hatte sie sich dafür entschieden, dass ihre Mama sie nicht bringen würde, sondern Philipp. Er war schließlich einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben, genauso wie Bella, die Trauzeugin werden sollte. Den Part würde Nitti für mich übernehmen, sodass unsere Familien einfach genießen konnten, wenn man das so sagen konnte. Etwas zittrig gingen Natalie, Mama und ich aber erstmal in die Kirche. Die Bänke waren bereits voll. Unsere Familien und Freunde warteten schon und vor allem der stolze Blick meines Vaters machte mich irgendwie glücklich.

Es dauerte dann auch gar nicht mehr lange und es wurde still. Ich stand am Altar und alle warteten nur noch auf Lena. Ich wurde immer unruhiger und nervöser, schwitzte dementsprechend ziemlich und hatte die ganze Zeit die Tür fest im Blick. Und dann begann die Orgel zu spielen, die Tür ging auf und Philipp führte Lena herein. Für einen kurzen Moment dachte ich, ich würde einfach nach hinten umfallen. Sie sah aus wie eine Prinzessin in diesem weißen Kleid, mit dem dezenten Schleier und vor allem ihren glitzernden Augen. Sie lächelte nur so und trotzdem sah ich auch ihr die Aufregung an. Ihr treuer Blick vermittelte mir dennoch eine unglaubliche Ruhe auch wenn die nicht ganz zu meinem Innersten durchdrang. Kurz darauf kam sie neben mir zum Stehen. Ab dem Moment dauerte es mir viel zu lange bis unsere Worte gefragt waren. Vor allem wollte ich eigentlich nur noch ihre Hand halten, sie küssen, ihr wieder nah sein. Aber erstmal: „Ja, ich will", sagte sie mit zittriger Stimme. Ich hörte ein paar unserer Gäste schniefen und leise weinen und auch wir mussten uns ganz schön zusammenreißen. Dann war ich dran. Die Frage war gestellt, es fehlten nur noch meine drei Worte. Eine Sekunde dachte ich daran, dass ich kaum Panik hatte und bevor ich länger darüber nachdenken konnte sprach ich lieber schnell: „Ja, ich will." Sofort machte sich Erleichterung bei mir breit und auch Lena atmete einmal durch aber ich spürte immer noch Tränen in meinen Augen, die ich versuchte wegzublinzeln. Wir tauschten mit zitternden Händen Ringe und mussten uns immer wieder glücklich angrinsen. Die nächsten Worte des Geistlichen nahm ich nicht war, wartete nur bis das erlösende „Sie dürfen die Braut jetzt küssen", seine Rede beendete und die kirchliche Trauung endgültig war. Nur einen Augenblick später lagen unsere Lippen aufeinander. Fast vorsichtig hatte ich eine Hand an ihre Wange gelegt, wie sie eine an meine. Unsere anderen Hände hatten wir verschränkt. Ich spürte wie sie zitterte und langsam doch Tränen über ihre Wangen flossen, die ich sofort sanft wegstrich als wir uns lösten. So viel Liebe, wie in diesem Moment, hatte ich noch nie gespürt und tatsächlich konnte auch ich mir ein paar Tränen nicht verkneifen, die Lena mir wiederum schmunzelnd von der Wange strich.

Dann verließen wir Hand in Hand die Kirche. Und draußen stand der Rest der Festgesellschaft. Die Kinder unserer Freunde streuten Blumen, Reis wurde geworfen. Einige typische Dinge eben. Dass Hütte die ganze Zeit um uns herum lief und Fotos machte bemerkten wir kaum. Auch nicht, als wir ein großes Herz aus einem Laken schneiden mussten, durch dass ich Lena dann hindurch hob. Immer wieder gab es Applaus und irgendwie lag einfach nur Glück und Liebe in der Luft. Als Lenas Blick auf die Kutsche mit den zwei wunderschön gemachten weißen Pferden fiel, strahlte sie nochmal ein bisschen mehr. Wir näherten uns dem Kutschbock und ich hob sie kurzerhand rauf. Mit diesem Traumkleid wäre sie da sowieso nicht allein hochgekommen. Ich folgte ihr aber direkt und dann ging's zum Hotel in dessen Saal wir feiern würden. Die ganze Fahrt waren unsere Hände verschränkt und wir sahen uns immer wieder verträumt an. „Ich bin so unglaublich glücklich", meinte sie und küsste mich kurz. „Und ich erst", gab ich zufrieden zurück und küsste sie ebenfalls einige Sekunden. Ab jetzt würden wir kaum eine Sekunde für uns haben aber es würde wundervoll werden. Das Essen, die Feier, die Spiele, die ganzen Freunde und die Familien, das alles gehörte dazu und wir wollten das auch. Für uns konnte es heute nichts schöneres geben.

Der wichtigste Teil hat also funktioniert. Ich hoffe ich konnte die Hochzeit bis jetzt glaubhaft darstellen, da ich selbst bis jetzt auf keiner richtigen Hochzeit war. Wie, denkt ihr, geht die Feier weiter?

Der Weg des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt