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•Marks Sicht•

Am nächsten Tag war es dann tatsächlich soweit. Natalies Hochzeit stand an. Ich wartete ungeduldig im Hotelzimmer auf Lena, die noch im Bad war. „Kommst du?", fragte ich und im selben Moment ging die Tür auf und ich war direkt sprachlos. Dieses Kleid... sie sah aus wie eine Prinzessin. Es war oberhalb der Taille aus weißer Spitze, die aber auf keinen Fall aussah, als würde sie selbst heute heiraten. Das wäre Natalie gegenüber ja auch unfair gewesen aber das verhinderte vor allem der untere Teil des Kleides, der in sanftem Rosa von ihrer schmalen Taille bis zum Boden reichte. „Wow", staunte ich. „Wenn du dich sattgesehen hast können wir los", zwinkerte sie. Ich nickte nur perplex und nahm ihre Hand. „Der Anzug steht dir übrigens auch ziemlich gut", lächelte sie als wir im Fahrstuhl standen. „Ich hoffe doch", gab ich nur schmunzelnd zurück, ehe sich die Türen öffneten.

Ausnahmsweise pünktlich stand ich mit Lena an der Hand dann vor dem Hotel. Wir warteten auf meine Cousine, die ich schon ewig nicht gesehen hatte, um dann mit ihr gemeinsam zur Kirche zu fahren. Meine Eltern würden mit Natalie fahren und Robin war bereits mit einem Teil seiner Familie auf dem Weg. So langsam wurde auch ich ziemlich aufgeregt. Vor dem wunderschönen, katholischen Gebäude angekommen, standen bereits viele Autos auf dem Parkplatz. „Ich bin so gespannt auf das Kleid", sagte Lena leise. „Ich bin einfach nur aufgeregt", gab ich zu. In der Kirche nahmen alle ihre Plätze ein und dann ging's los. Bis die Tür aufging, und mein Vater Natalie reinführte, bekam ich vor Aufregung kaum etwas mit. Und dann stand sie da in diesem weißen Kleid. Meine kleine Schwester war eine wunderschöne Frau und ich war so stolz auf sie und überglücklich, dass ich tatsächlich Tränen in den Augen hatte. „Wow", flüsterte auch Lena. Als Natalie am Altar angekommen war, fiel mir auf, wie sehr sie vor Aufregung zitterte. Auch sie weinte total überwältigt und selbst Robin liefen die Tränen. In den nächsten Minuten gaben sie sich das Ja-Wort und spätestens dann weinte die ganze Kirche vor Glück. Die Beiden passten so perfekt zusammen und waren so überglücklich, dass ich es kaum fassen konnte.

Vor dem Gebäude machte dann ein Fotograf ein paar Hochzeitsfotos, von denen ich mir sicher war, dass sie wunderschön werden mussten, solange Natalie drauf war. Im Autokorso machten wir uns dann auf den Weg zum Hotel, beziehungsweise zu Party-Location im selben Gebäude. Es war alles ins kleinste Detail geplant und jeder Winkel, den Natalie heute sehen würde war dekoriert aber es war ja auch ihre Hochzeit und irgendwie musste das so sein. Erstmal gab es dann etwas zu Essen und ich konnte nicht anders, als ihr alle paar Minuten zu gratulieren und ihr zu sagen, wie sehr ich mich für sie freute. Selbst Lena musste darüber schon schmunzelnd den Kopf schütteln.

Später wurde dann zum Brautstrauß werfen gerufen und auch Lena wurde von meiner Cousine mitgezogen. Mit roten Wangen stand sie da in diesem Prinzessinnenkleid und wartete. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr lassen. Sowieso sah ich heute eigentlich nur abwechselnd Natalie und Lena an. Ich hatte so viel Glück in mir, dass ich es selbst kaum fassen konnte. Und dann flog der Strauß und ausgerechnet Lena hielt ihn kurz darauf in den Händen. Selbst von meinem Platz aus sah ich, wie rot sie wurde aber alle freuten sich für sie. „Dann musst du dich aber ranhalten", meinte einer meiner Cousins scherzend aber ich hasste genau diese Sprüche. Eigentlich sollte mir das nichts ausmachen aber ich konnte mich nicht dagegen wehren, dass mich das unter Druck setzte. Ich bekam das Gefühl, dass alle, insbesondere meine Familie, nur darauf warten würden, dass ich endlich heiratete. Auch Lena wirkte so, als wüsste sie nicht so richtig, wie sie mit der Situation umgehen sollte aber zum Glück kamen da schon ein paar Bekannte und Freunde rein, um ein kleines Stück aufzuführen, dass sie vorbereitet hatten. Es folgten Fotos, Reden, Spiele, Gespräche, Tanz und spät nachts Torte und das Grinsen wich aus keinem Gesicht, in das ich sah. Aber irgendwann wurde es früher Morgen und nicht nur Lenas Augen wurden immer kleiner, auch ich wurde müde. Eigentlich wollte keiner gehen. Nur die, die Kinder hatten, waren schon ins Bett gegangen aber so langsam war es wohl soweit. „Sollen wir auch langsam schlafen?", fragte ich Lena in einer ruhigen Minute. „Am liebsten nicht aber ich bin auch ganz schön müde", gab sie zu. „Na komm, wir wünschen den Zweien noch ne gute Nacht und legen uns hin, hm? Bis wir wirklich im Bett sind, dauert es ja eh noch", sagte ich. Sie nickte müde und so verabschiedeten wir uns vor heute von Natalie und Robin, ehe wir uns auf den Weg zum Zimmer machten.

„Es war wirklich schön", seufzte ich, als wir im Fahrstuhl standen. „Ja, das war es", stimmte Lena mir zu. „Bekomm ich jetzt eigentlich mal wieder n Kuss?", fragte sie dann. Sofort legte ich einmal sanft meine Lippen auf ihre. „Ich wusste nicht, wegen den ganzen Leuten", entschuldigte ich mich. „Schon gut. Dafür hast du sogar ein paar Minuten mit mir getanzt", meinte sie nur lächelnd. Dann ging der Fahrstuhl auf und wir zu unserem Zimmer. „Hilfst du mir?", bat sie mich und drehte mir den Rückgen hin, damit ich den Reißverschluss ihres Kleides öffnen konnte. „Ausziehen tu'ich dich liebend gern", flüsterte ich ihr scherzend ins Ohr und legte ihr noch einen kleinen Kuss auf die Schulter, als der Verschluss geöffnet war. „Dankeschön. Ich geh dann eben ins Bad", lächelte sie müde. Ich nickte und zog mir in der Zeit ebenfalls den Anzug aus und machte mich soweit bettfertig. Es dauerte also noch ein paar Minuten aber dann lagen wir müde und glücklich, Arm in Arm, im Bett und fielen recht bald in einen ruhigen Schlaf.

Sorry, dass ich die Hochzeit nicht so genau beschrieben habe... Ich war noch nie auf so einer richtigen Hochzeit und kann nicht so wirklich sagen, wie das alles so ist 😅☺️

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