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•Marks Sicht•

Der Abend mit Lena begann wie die letzten. Wir begrüßten uns fröhlich mit einer herzlichen Umarmung und versuchten dann mit unseren Kochkünsten gemeinsam etwas hinzubekommen, was man als Abendessen zählen könnte. Dieses Mal war uns die Reispfanne sogar ganz gut gelungen. Wir hatten alle Gemüsereste, die ich noch hatte angebraten, dazu Reis gekocht und diesen in der Pfanne mit dem Gemüse vermischt. Dann noch mit allerlei Soßenresten von Grillsoßen mit ein bisschen Sahne eine Soße gemacht und schon war das ganze fertig. Ganz nebenbei war meine Küche leer geworden von den ganzen Sachen, die vor der Wanderung noch weg mussten.

Beim Essen hatten wir viel gelacht und über alles mögliche geredet. Es war ziemlich spät, als Lena wieder los wollte. An der Tür half ich ihr in den Mantel und reichte ihr noch die Handtasche vom Flurschrank, als sie plötzlich meine Hände in ihre nahm und mich ansah. Unsicher wendete ich meinen Blick ab. Was würde das werden? Aber als sie begann zu sprechen, konnte ich nicht anders, als mich in ihren nussbraunen Augen zu verlieren. „Mark...", begann sie. „Melde dich, wenn du morgen gelandet bist und... melde dich abends wenn's geht. Ich will wissen, ob du heile an der nächsten Hütte bist, ja?", bat sie mich ehrlich. Sie schien tatsächlich besorgt. „Natürlich, mach ich! Ich kann dir aber nicht sagen, ob ich immer Netz habe", gab ich zu bedenken. Still sah sie mich weiter an. Die Besorgnis in ihrem Blick blieb und ihre Hände hielten noch immer meine fest. „Ich versuche mich mindestens alle 24 Stunden zu melden, okay?", lächelte ich möglichst überzeugt davon, dass das trotz des dichten Waldes klappen würde. Etwas erleichtert nickte sie und senkte kurz ihren Blick. Sie ließ meine Hände los und ich dachte, sie würde jetzt gehen.

Tatsächlich drehte sie sich um, machte einen Schritt Richtung Tür, blieb dann aber so plötzlich wieder stehen, dass ich fast in sie reingelaufen wäre. Erneut drehte sie sich zu mir und sah auf. Erwartungsvoll sah ich sie an. Ihre Hände nährten sich meinen Wangen, die sie schließlich sanft berührte, bevor sie sich streckte und mich küsste. Ein Blitzschlag schoss durch meinen Körper. Meine Lippen kribbelten wie verrückt und verbreiteten eine angenehme Wäre in mir. Bevor ich erwidern oder mich in irgendeiner Weise bewegen konnte, löste sie sich von mir. „Pass auf dich auf", flüsterte sie, ehe sie die Tür öffnete und ging. Ich stand wie angewurzelt da. Mein Blick folgte ihr, bis sie im Auto saß, von wo sie mich nochmal anlächelte, ehe sie davonfuhr. Perplex schloss ich die Tür. Genau das war im letzten Jahr so oft passiert, dass ich überhaupt nicht mehr wusste, was los war. Sie küsste mich und ging, tat so als wäre nichts und küsste mich wieder. Kopfschüttelnd räumte ich den Esstisch ab. Ich sollte mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen, dafür waren die nächsten acht Tage gedacht. Dennoch verfolgte mich die Wärme, die sie in mir ausgelöst hatte bis tief in die Nacht.

Der Weg des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt