•Marks Sicht•Am nächsten Morgen war Lena schon früh wach. Mit ihrer Unruhe weckte sie auch mich aber ich konnte sie verstehen. „Happy Birthday", war dennoch das erstes, was meine Lippen verließ. Sofort lächelte sie. Allerdings verschwand ihr Lächeln relativ schnell. „Mal sehen, ob der so happy wird", murmelte sie. „Ganz bestimmt. Wenn's heut Mittag nichts wird, machen wir halt den Abend umso schöner", versuchte ich ihr Mut zu machen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es war, zu wissen, dass am Mittag die eigene Schwester zu Besuch kommen würde und man sich noch nie zuvor gesehen hat. „Na komm, lass uns erstmal Frühstücken", stupste ich sie an. „Ich mach auch Pfannkuchen", fügte ich noch an. „Jetzt hast du mich", gab sie schmunzelnd zu. Also begaben wir uns in die Küche und saßen etwas später am Tisch. „Ich hab noch was für dich, was wir morgen machen, damit du dich auf was freuen kannst", erklärte ich. Sofort sah sie mich neugierig an. „Du hast dir ja gewünscht, mit mir ausreiten zu gehen", begann ich. „Ahhh! Hast du wirklich... ich dachte echt nicht, dass du das machst", gab sie fröhlich zu. Ich lachte nur und fiel beinahe vom Stuhl, als sie plötzlich aufsprang und sich auf meinen Schoß warf. Schnell schlang ich meine Arme um sie. „Ich hab noch einen Bonus", sagte ich dann. Mit leuchtenden Augen sah sie mich an und ich liebte es, wenn sie so kindliche Vorfreude versprühte. „Ich hab dich ein bisschen auf Insga gestalkt und deine Freundin, von der du erzählt hast, die immer noch reitet, hab ich einfach mal angeschrieben. Sie hat das für uns organisiert und kommt mit uns mit, also sie macht den Ausritt mit uns", erklärte ich. „Echt jetzt?! Lara macht das mit uns?! Ich glaub das nicht! Ich hab sie schon ewig nicht mehr gesehen!", stieß sie fröhlich aus und schien endlich mal für einen Moment zu vergessen, dass ihre Schwester in etwa zwei Stunden hier klingeln würde.
„Kann ich das so anziehen?", fragte Lena zum gefühlt hundertsten Mal. Langsam hatte ich das Gefühl, es wäre egal, was ich sagte, sie würde sich eh wieder umziehen. „Leni, na klar, aber das sag ich dir schon seit einer halben Stunde. Komm mal her", bat ich sie und schloss meine Arme um sie. „Es wird alles gut, ja?", sagte ich leise und versuchte sie irgendwie zu beruhigen. Man konnte ihre Nervosität schon beim zugucken kaum aushalten. Sie nickte etwas. „Tut mir leid, ich bin total aufgedreht oder?", fragte sie verunsichert. „Du bist du selbst, es ist alles okay. Verstell dich nicht, dann wird das schon", sagte ich nochmal und hielt sie immer noch fest, damit sie nicht weiter auf und ab laufen konnte. Sie atmete einmal tief durch und da klingelte es auch schon. Erschrocken zuckte sie zusammen und sah mich dann an, als wüsste sie nicht, was sie jetzt tun soll. Also nahm ich sie sanft an der Hand mit zur Tür, wo ich den Summer betätigte und die Wohnungstür öffnete. Kiwi kam ebenfalls dazu und wenig später stand eine junge Frau vor uns, die Leni tatsächlich ein bisschen ähnlich sah, obwohl sie verschiedene Mütter hatten. Einen Moment lang sahen die beiden sich stumm an. Auch die Jüngere war offensichtlich ziemlich nervös. „Hallo, komm doch rein", brach ich schließlich vorsichtig die Stille, trat einen Schritt zurück und zog Lena dabei etwas mit. Das schien sie aus ihrer Starre zu lösen. „Hi", gab sie leise von sich. „Hi", gab ihre Schwester zurück. „Svenja", fügte sie an. „Äh, ja... Lena", gab selbige stotternd zurück. Kiwi lockerte schließlich die Stimmung, indem sie an der Unbekannten regelrecht hochkletterte. Svenja kicherte und streichelte die Hündin sanft. „Du kannst deine Jacke hier hinhängen und Schuhe ruhig anlassen", meinte ich möglichst freundlich und ich merkte, wie Lena erleichtert durchatmete. „Es ist komisch oder?", fragte sie schließlich ehrlich, als wir uns gemeinsam an den Tisch gesetzt hatten. „Ja... schon", gab Svenja zurück. „Wie alt bist du nochmal?", fragte ich also möglichst entspannt. „21", gab sie freundlich zurück. „Und was machst du so? Ausbildung, Studium oder schon fertig oder was weiß ich?", fragte ich weiter. „Ich hab grade meine Musicalausbildung geschafft und spiele manchmal an kleinen Theatern", erklärte sie etwas verlegen. „Oh, das klingt spannend", stieg nun auch Lena langsam ins Gespräch ein. Und so erfuhren wir nach uns nach mehr über sie und sie über uns, beziehungsweise vor allem über Lena. Die beiden verstanden sich immer besser und die Stimmung wurde immer lockerer. Wir drehten sogar noch gemeinsam eine Runde mit Kiwi und aßen Kuchen. Nur das Thema Vater ließen wir alle gekonnt aus. Vielleicht war das einfach nichts, was man beim ersten Kennenlernen besprechen sollte. Als sich Svenja am Nachmittag wieder verabschiedete und die Tür hinter ihr zu ging, fiel Lena mir erleichtert in die Arme. „Danke!", meinte sie. „Lief doch gut", gab ich nur zurück. „Ohne dich hätte ich das nicht geschafft", war sie der Meinung. „Aber ich war ja da, hm? Es ist alles gut gegangen, ihr versteht euch total", verdeutlichte ich. „Ja... ja, das stimmt. Irgendwie... ist das echt anders... so... eine kleine Schwester zu haben", realisierte sie nach und nach. Ich nickte nur, hatte ja selbst eine kleine Schwester. „Verdammt, Mark, ich hab eine kleine Schwester!", meinte sie plötzlich, sah mich an und fing an zu lachen. Ich wusste nicht warum aber ich lachte mit und dann standen wir einfach da und lachten. Vielleicht weil es so absurd war, weil sie damit nicht gerechnet hatte, keine Ahnung aber es tat irgendwie gut.
Erst als sich unsere Blicke wieder trafen, wurde es still. „Weißt du, dass ich dich liebe", flüsterte sie. Ich nickte nur leicht. „Ja und ich hoffe du weißt, dass ich dich genauso liebe", gab ich dann leise zurück. Ein kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen bevor sie zu mir kam und mich endlich küsste. „Und morgen gehen wir ausreiten", sagte sie dann mit einem seligen Lächeln. „Jap. Aber jetzt müssen wir erstmal den Tisch decken", erklärte ich. Sofort tänzelte sie glücklich in die Küche und schnappte sich zwei Teller. „Du brauchst fünf!", rief ich ihr zu. Verwirrt sah sie mich an. „Mach einfach", zwinkerte ich nur und so deckten wir den Tisch für fünf Personen. Pünktlich um halb sieben klingelte es dann und ich öffnete die Tür. „Philiiii!", freute Lena sich, als ihr Make-um-Artist in die Küche kam. Bella und Anna folgten ihm schließlich und so verbrachten wir einen schönen Abend unter Freunden. Lena erzählte glücklich, dass es mit Svenja gut gelaufen war und die drei waren sichtlich erleichtert. Ich wusste, dass Bella immer noch ein bisschen sauer auf mich war, weil ich Lena von dem Brief ihres Vaters erzählt hatte aber ich hatte das Gefühl, dass sie mir das verzeihen würde, wenn es mit Svenja weiter so gut laufen würde. Lena wirkte jedenfalls die ganze Zeit total losgelöst und glücklich und es tat unfassbar gut das zu sehen, nachdem sie die letzten Tage so nervös und unruhig gewesen war. Dennoch mussten wir rechtzeitig ins Bett, da wir am nächsten Tag eine kleine Fahrt vor uns hatten und einen Ausritt. Ich war zugegeben ein bisschen nervös. Schließlich saß ich noch nie in meinem Leben auf einem Pferd und Lena, sowie ihre Freundin, konnten reiten, auch wenn es bei Lena schon etwas länger her war. Diesen Abend war also ich der, der sich einmal mehr unruhig hin und her drehte bevor wir beide einschliefen.
Wie, glaubt ihr, geht es weiter mit Svenja? Vor allem, wenn sie mal auf den Vater zu sprechen kommen...? Da würde mich eure Meinung wirklich interessieren, vielleicht baue ich sie dann mit ein, noch ist dazu nichts geschrieben 😉

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Der Weg des Lebens
FanfictionAlles beginnt mit einer Wanderung zu sich selbst gespickt mit Erinnerungen und neuen Gedanken. Was daraus entsteht ist bei Erreichen des Ziels jedoch noch immer fraglich. Eine Geschichte aus Sicht von Mark Forster. Auszug aus Teil 15: Sofort saß ich...