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•Marks Sicht•

Ein Klopfen drang an mein Ohr und ich merkte, wie ich langsam wach wurde. Wieder klopfte es. Müde blinzelte ich ein paar Mal. Ich spürte warme, weiche Haut dicht an meiner und Haare in meinem Gesicht. Erneut klopfte es. „Mark?", fragte Nitti durch die Tür. Langsam wurde ich wach und nahm war, dass Lena es war, die dicht an mich gekuschelt noch immer schlief. Und dass Nitti klopfte. Grade wollte ich mich bemühen leise zur Tür zu gehen, da ging diese vorsichtig auf und Daniel steckte seinen Kopf durch die Tür. „Morgen. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass Martin, Finn und ich noch hier sind. Nicht dass ihr zwei nichts ahnend nackt durch die Wohnung lauft", erklärte er leise und zwinkerte mir zu. Ich nickte nur, war immer noch zu müde um wirklich zu reagieren und vor allem zu realisieren. Aber da war Nitti schon wieder verschwunden.

Ich atmete tief durch. Jede einzelne Sekunde der Nacht war in meinem Gehirn geblieben, jeder Kuss, jede Berührung, jedes Wort. Nichts davon bereute ich auch nur zum kleinsten Teil. Vielleicht war es etwas überraschend aber es war ja nicht mehr passiert. Mein ganzer Körper kribbelte und wenn ich an Lenas Lippen auf meinen dachte wurde mein Verstand schon wieder verschwommen. Sie wollte, dass wir erstmal nur Freunde sind und dann passierte das. Hoffentlich würde sie es nicht bereuen.

Nachdenklich fuhr ich immer wieder sanft durch ihre braunen Haare. Irgendwann begann sie leise zu grummeln und ihre Nase zu rümpfen. Es sah wahnsinnig niedlich aus. „Guten Morgen", sagte ich vorsichtig. Sofort lächelte sie, was mich schon mal etwas erleichterte. Sie blinzelte einige Male ehe sie mich aus ihren wunderschönen Augen, die im gedampften Licht fast bernsteinfarben aussahen, müde ansah.

„Wie geht's dir?", fragte ich, um rauszufinden, ob sie die Nacht noch immer als schön empfand oder ob sie es doch bereute. „Ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als so aufzuwachen", murmelte sie leise, küsste meine Brust und schloss nochmal die Augen. Jetzt war ich endgültig erleichtert. „Ich auch nicht", gab ich ehrlich zurück. Das war mir leichter über die Lippen gekommen, als ich erwartet hatte. Wieder lächelte sie.

„Nitti hat eben kurz reingeschaut, um zu sagen, dass Martin, Finn und er noch hier sind", erzählte ich. Einen Moment sagte sie nichts dazu. „Was sind wir jetzt?", fragte sie dann und sah mich wieder an. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Wir waren mehr als Freunde aber ich fand keine Worte. Mal wieder. Aber sie lächelte nur und küsste mich kurz. Sofort kribbelten meine Lippen. „Schon gut", meinte sie. „Wir sind mehr als Freunde oder? Versuchen wir's nochmal? Ein letztes Mal?", fragte sie. Ein letztes Mal. Wenn ich es jetzt verbockte, wäre es vorbei. „Okay", sagte ich deshalb etwas unsicher. Zufrieden wurde ihr Lächeln noch etwas breiter.

„Wir sollten aufstehen", sagte sie und löste sich etwas von mir, um sich an die Bettkante zu setzen und nach ihrem BH zu greifen. Ich musterte einfach lächelnd ihren Rücken. Selbst von hinten war sie so wunderschön, dass ich meinen Blick nicht von ihr lassen konnte. „Hör' auf mich anzustarren und zieh dir lieber auch was an! Ich hab Hunger", meinte sie und zog mein Shirt über. Ich schmunzelte und setzte mich auf. Dann zog ich mir also auch Hose und Shirt an und setzte meine Brille endlich auf.

Ein bisschen unruhig war ich schon beim Gedanken daran, gleich mit den drei Anderen zu Frühstücken. Wussten sie, was zwischen Lena und mir war? Und wenn nicht, sollten wir es sagen? Wie sollten wir uns verhalten? Bevor Lena also die Türklinke drücken konnte, hielt ich sie sanft an der Schulter fest. Fragend sah sie mich an. „Was sagen wir den anderen?", wollte ich wissen. „Vertraust du ihnen?", fragte sie zurück. Ich nickte. Die Drei gehörten definitiv zu den Menschen, denen ich alles erzählen konnte. Auch wenn ich es selten tat. „Wir sollten uns vor Freunden nicht verstellen", meinte sie mit sanfter Stimme. Sie schien unsicher, wusste wohl nicht, wie ich darüber dachte, da ich mich mit Finja jahrelang versteckte hatte. Ich atmete kurz durch. Sie hatte recht. Menschen, denen wir vertrauten, sollten wir nichts vorspielen. Wozu auch? „Okay", sagte ich also und küsste sie nochmal kurz, ehe wir das Schlafzimmer verließen. So ganz sicher in der Situation fühlten wir uns dennoch nicht aber wahrscheinlich war das normal.

Wie werden die anderen wohl reagieren?

Der Weg des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt